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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-012-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

Hexenhölle

       Sie wollen Gutes tun – doch die Obrigkeit verdammt sie

      Es war dieser jammervolle Laut, der den Schweden stutzen ließ.

      Stenmark blieb stehen und horchte in die Stille, die nach dem Verklingen seiner eigenen Schritte entstand. Die Gasse war finster. Eine einsame Ölfunzel, fünf Yards entfernt, brachte nicht mehr Licht, als ein Glitzern auf dem nassen Steinpflaster. Alles andere wurde von Nacht und Nebel verschluckt.

      Schwarzgraue Schwaden standen wie eine feste Masse zwischen den Giebeln. Wieder dieser Klagelaut. Stenmark zog die Stirn in dichte Falten. Unwillkürlich tastete er nach dem Griff der Pistole im Gurt.

      Im ersten Moment hatte er es nicht für eine menschliche Stimme gehalten. Eher hätte er an eine Katze gedacht, die gequält wurde. Der Londoner Nebel, diese hohe Luftfeuchtigkeit, konnte Töne auf eine solche Weise verfremden, daß man sich die unmöglichsten Dinge einbildete. Daran hatte sich der Schwede mittlerweile gewöhnt.

       Jäh wurden das Klagen und Jammern zum Schrei …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Stenmark – auf der nächtlichen Heimkehr zur Schebecke gerät der blonde Schwede in eine Schlägerei mit unerwarteten Folgen.

      Esther Ransom – die hübsche Londonerin nimmt sich der Ärmsten der Armen an und wird als Hexe verketzert.

      Gordon Sheehy – der ehemalige Geistliche betätigt sich als Spitzel und Denunziant und wandelt nicht auf Gottes Pfaden.

      James Alsworth – der ehrenwerte Lord bekleidet ein Regierungsamt, das er jedoch für eigene Zwecke mißbraucht.

      Rufus Halpine – der Schotte huldigt dem Suff und wird schuldig an jenen, die ihm helfen wollen.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf hat etwas dagegen, daß eine hübsche Frau auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Stenmark setzte sich in Bewegung. Er zerknirschte einen Fluch auf den Zähnen. Diese graue Suppe gab ihm das Gefühl, sich ständig in einer rechteckigen Grube zu befinden – einerlei, ob er sich nun vorwärts oder rückwärts bewegte.

      Die Längsseiten der Grube, das waren die Hauswände. Die Schmalseiten wurden von jenem Schwarzgrau gebildet, das ebenfalls wie eine Wand wirkte. Verdammt lästig war das. Geradeso, als schleppe man dieses Geviert ständig mit sich herum.

      Der Schrei gellte.

      Stenmark bemühte sich, seine Stiefelsohlen leise aufzusetzen. Andererseits, so sagte er sich, hatten ihn der oder die Peiniger des armen Menschenwesens bis jetzt noch nicht bemerkt. Dabei hörte es sich ganz so an, als spiele sich diese teuflische Quälerei in ziemlicher Nähe ab. Und es war noch völlig unklar, ob es sich bei dem Mißhandelten um eine Frau oder einen Mann handelte. Vielleicht gar ein Kind?

      Die Sinne des Schweden gerieten in Aufruhr. O verflucht, wenn das letztere der Fall war, dann würde aber auch alles bei ihm aushaken! Wie häufig hörte man heutzutage, daß Kinder von Erwachsenen gepeinigt wurden. Manchmal aus den unsinnigsten Gründen oder gar aus reiner Willkür. Erst vor zwei Tagen hatte er am Themseufer einen zerlumpten Dreikäsehoch gesehen, der von einem nach Fusel stinkenden bärtigen Strolch verprügelt worden war.

      Stenmark hatte den Säufer mit einem Fußtritt in den nächsten Rinnstein befördert und dem Kleinen ein paar Münzen spendiert. Und dann hatte er die Wahrheit erfahren.

      Ganze Heerscharen von Kindern und Halbwüchsigen wurden als Bettler eingesetzt, ja, regelrecht verplant. Ungefähr so, wie ein Admiral seine Schiffe in einer Seeschlacht dirigierte. Wer dann, am Ende seines Betteleinsatzes, nicht genügend Geld mitbrachte, wurde mit Schlägen belohnt.

      Etwas in dieser Art vermutete der blonde Schwede, während er sich horchend und vorsichtig auf den Ursprung der Schreie zubewegte. Für die Bettelkinder dieser riesigen Stadt gab es keine christlichen Zeitbegriffe. Sie mußten sich auch und besonders noch in den Abendstunden in den Hafengassen herumtreiben, weil dann die Seeleute erfahrungsgemäß einen in der Krone hatten – und mitleidvoller, spendierfreudiger waren.

      Stenmark tastete sich an den dunklen Fenstern der schmalbrüstigen Fachwerkhäuser vorbei. Die Fenster waren wie blicklose Augen toter Riesentiere, die aufgereiht dalagen und sich niemals mehr um irgend etwas kümmern würden, was auf dieser Welt geschah.

      Die Bewohner der Häuser schliefen zumindest. Oder sie taten so. Wollten sie sich in nichts hineinziehen lassen? War ihnen die eigene Ruhe wichtiger als das Schicksal eines Menschen, der sich offenbar in größter Not befand?

      Stenmark konnte nicht anders, er mußte diese Stadtmenschen verachten. Durch ihre Lebensweise entfernten sie sich voneinander. Es interessierte sie nicht mehr, was anderen geschah, und wenn es sich unter ihren Augen abspielte.

      Der Schwede erreichte einen Torweg zwischen zwei Häusern und verharrte in der Finsternis. Schräg gegenüber, kaum mehr als fünf Schritte entfernt, konnte er die blassen Lichtflecke von zwei quadratischen Fenstern erkennen. Gelegentlich, wenn die Schreie abrupt aufhörten, weil der Gepeinigte Luft holen mußte, waren stark gedämpfte Männerstimmen zu vernehmen.

      Stenmark folgerte, daß es sich bei dem noch erhellten Haus um eine Schenke handelte. Möglicherweise war dort auch der Ursprung des Geschehens zu suchen, das sich im Freien abspielte. An letzterem bestand kein Zweifel, denn die Stimme erhob sich unvermittelt wieder zu ihrem klagenden Schrillen.

      Stenmark hatte Mühe, seine Wut noch länger hinunterzuschlucken. Wenn er den Ort dieser Schinderei nicht gleich entdeckte, würde er noch verrückt werden.

      Nach zwei Schritten hörte er ein Keuchen durch die Schreie. Dann die dumpfen Laute von Faustschlägen. Stiefel- oder Schuhsohlen scharrten auf rauhem Pflaster.

      Stenmark überquerte die Gasse und glitt immer schneller auf die hellen Fenster zu. Im matten Schein der Lichtflecken erblickte er den Durchgang zum Hinterhof der Schenke, einen nicht mehr als einen Yard breiten Schacht zwischen den Seitenmauern des Gasthauses und des benachbarten Gebäudes.

      Die Schreie, das Keuchen, das Scharren und die Schläge drangen von dort hervor wie aus einem umgekehrten Trichter.

      Der

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