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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 236. John Roscoe Craig
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 236
Год выпуска 0
isbn 9783954395729
Автор произведения John Roscoe Craig
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Auf den Ruderbänken der Galeere war die Hölle los. Ketten klirrten, nackte Männer sprangen auf und warfen die von den Eisenladungen getroffenen Soldaten, die zwischen die Duchten gefallen waren, über das Dollbord ins Wasser.
Auf einer der vorderen Ruderbänke hatten die Sträflinge es geschafft, sich von ihren Ketten zu befreien. Sie sprangen auf. Einer von ihnen schwang das Ende eines zersplitterten Riemens und wollte es dem Kommandanten auf dem Tabernakel auf den Kopf schlagen.
Der Kommandant drückte eiskalt seine Pistole ab. Die Hände des dunkelhäutigen Sklaven sanken nieder. Er faßte sich mit beiden Händen an die Brust und brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Die beiden anderen wurden von Pfeilen der Bogenschützen getötet.
Der dunkelhäutige Mann mit dem roten Turban sprang mit einem Satz von der Vorderplattform auf die Corsia. Mit ein paar blitzschnellen Hieben schaffte er sich Luft, gab aber auch den Bogenschützen Gelegenheit, auf ihn anzulegen.
Er kämpfte wie ein Berserker, und den Spaniern schien es, als sei er der Teufel persönlich, als keiner der Pfeile ihn traf.
Ein wilder, heiserer Schrei drang aus seiner Kehle, und nur Sekunden später ging ein Ruck durch die Galeere.
Die zweite Tartane, auf der sich etwa dreißig Männer befanden, war achtern bei der Galeere längsseits geschoren. Eine Ladung aus einer der Drehbassen auf der Espale konnte den ersten Ansturm bremsen, doch dann gab es kein Halten mehr.
Einen kurzen Moment starrte der spanische Kommandant zum Vorschiff hinüber, wo der Mann mit dem roten Turban einen seiner Männer nach dem anderen niederschlug, dann warf er sich herum, sprang vom Tabernakel auf die Espale und zog mit einer geschmeidigen Bewegung seinen Degen.
Es war ein fürchterliches Gemetzel. Zwei Männer standen in seinem Mittelpunkt. Auf der Espale der spanische Kommandant, der ein exzellenter Fechter war, und auf der vorderen Corsia der Mann mit dem roten Turban, dessen Krummschwert so schnell durch die Luft wirbelte, daß es pfeifende Geräusche von sich gab.
Es war ein verzweifelter Kampf der Angreifer. Sie waren beweglicher als die Spanier, aber dafür war es schwerer für sie, den Gegner zu töten, da dieser durch Helme und Harnische geschützt war.
Einige der Galeerensklaven versuchten, den Angreifern zu helfen, indem sie mit ihren Ketten oder Riemen nach den Soldaten schlugen. Aber nachdem ein paar von ihnen getötet worden waren, brach ihr Widerstand zusammen.
Der Mann mit dem Turban hielt immer noch seine Stellung. Von seinen fünf Begleitern lebten nur noch zwei. Sie begnügten sich, ihrem Anführer den Rükken und die Seiten freizuhalten, während der dunkelhäutige Turbanträger mit der unermüdlichen Kraft einer Maschine focht.
Der spanische Kommandant hatte das Heft auf der Espale fest in der Hand. Auf dem Tabernakel hatten sich drei Bogenschützen postiert, die einen nach dem anderen der Enterer abschossen.
Es sah nicht gut aus für die maurisch gekleideten Kämpfer, die mit Todesverachtung die weitaus überlegene Galeere angegriffen hatten. Der spanische Kommandant sah es, und mit einem triumphierenden Schrei spornte er seine Männer an, auch die letzten Gegner von Bord seiner Galeere hinwegzufegen.
Er wich zurück, um seinen Soldaten Platz zu machen. Er selbst bahnte sich einen Weg durch seine Leute, an den Bogenschützen auf dem Tabernakel vorbei auf die Corsia zu. Er hatte nur Augen für den Mann im roten Turban, der unbezwinglich zu sein schien. Nicht einem seiner Soldaten war es bisher gelungen, dem Kerl auch nur die geringste Verwundung beizubringen!
Der Kommandant hatte gerade den Großmast erreicht, als er das seltsame Jaulen hörte.
Er blieb abrupt stehen und zuckte leicht zusammen, als über ihm der Topp des Großmastes splitterte. Sein Kopf flog in den Nacken. Drei der sieben Backbordwanten waren gebrochen, und der Mast schwankte leicht.
Jeder auf der Galeere hatte bemerkt, daß etwas Unvorhergesehenes geschehen war. Selbst der Mann im roten Turban verhielt einen kurzen Augenblick und starrte zu der unter vollen Segeln stehenden Galeone hinüber, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Weißer Pulverrauch wurde vom Vordeck durch den Fahrtwind hinauf in die Focksegel getrieben.
„Por Dios! Un Inglés!“ schrie der Kommandant. Große Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. Er stieß die vor ihm stehenden Soldaten zur Seite und befahl ihnen mit schriller Stimme, die Mauren endlich von Bord seiner Galeere zu jagen.
Die zweite Kugel des Engländers lag nur einen Faden vor dem Rumpf der Galeere. Eine Wasserfontäne zischte hoch und klatschte zur Hälfte aufs Deck der Galeere. Ein dumpfes Pochen ging durch den Rumpf des Schiffes, als die Kugel, gebremst durch das Wasser, gegen die Bordwand schlug.
Der Mann mit dem roten Turban war zurückgewichen. Er wußte inzwischen, daß er und seine Männer keine Aussichten mehr hatten, den ungleichen Kampf zu gewinnen. Er hatte nur noch so lange kämpfen wollen, bis ihn der Tod ereilte.
Nach einem kurzen Blick auf die heransegelnde Galeone schaute er auf den Kommandanten der Galeere, der mit eingezogenen Schultern unter dem Großmast stand und nicht wußte, wie er sich verhalten sollte.
Der Spanier hatte offensichtlich begriffen, daß die beiden Schüsse nichts anderes als Warnungen waren, die Kampfhandlungen einzustellen. Er wunderte sich zwar, was den Kapitän der englischen Galeone bewogen haben mochte, in diesen Kampf einzugreifen, gab es doch auf einer Galeere kaum Beute, für die es lohnte, sich in Lebensgefahr zu begeben.
Er sah, wie einer seiner Soldaten einen Pfeil auf die Bogensehne legte und den dunkelhäutigen Mann mit dem roten Turban anvisierte. Mit einer ungeduldigen Handbewegung befahl er ihm, den Bogen zu senken. Erst wollte er wissen, was die Engländer vorhatten. Verkeilt, wie seine Galeere in die Schebekke war, hatte er keine Chance, den Geschützen der Galeone zu entgehen.
Er drehte sich um, als er die Schreie seiner Männer hörte. Der Mann mit dem roten Turban und seinen beiden Kampfgefährten hatte die Gelegenheit genutzt und sich ins Meer gestürzt. Auch die Mauren auf der Espale hatten sich auf ihre Tartane zurückgezogen. Das kleine, wendige Schiff löste sich von der Galeere, segelte seitlich an der festhängenden Schebecke vorbei und nahm den Mann mit dem Turban auf, indem einige Männer ihm und seinen Begleitern Taue zuwarfen und sie damit an Bord zogen.
Angesichts der Bedrohung durch die Engländer wagte niemand der spanischen Soldaten, noch einen Schuß auf die fliehenden Mauren abzugeben.
Der Kommandant kümmerte sich nicht weiter um die Tartane, die weitere Männer von der Schebecke an Bord nahm und dann in Richtung der sardischen Küste, die wie ein blaßblauer Streifen über die östliche Kimm ragte, davonsegelte.
2.
„Halte etwas tiefer, Ferris“, sagte Hasard, während er durch das Spektiv zur Galeere hinüberstarrte. Er konnte deutlich im Menschengewoge den Mann mit dem roten Turban erkennen, der wie ein Berserker kämpfte und gegen Pfeile und Degenstiche immun zu sein schien.
Ferris Tucker schrie einen Befehl zum Vordeck hinüber, wo Batuti und Smoky das Geschütz, mit dem sie den Masttopp der Galeere getroffen hatten, schon wieder nachluden. Wenig später krachte die Culverine erneut, und der Seewolf sah durch das Spektiv, daß die Kugel den Rumpf der Galeere nur knapp verfehlte und einen Schwall Wasser über die kämpfenden Männer schüttete.
„Sie geben auf“, sagte Ben Brighton neben dem Seewolf. „Sie wissen, daß wir sie jederzeit auf den Meeresgrund bohren können, wenn wir wollen.“
Hasard nickte. Er fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Keiner seiner Männer hatte etwas gesagt, als er befohlen hatte, Kurs auf die von drei kleinen Schiffen bedrängte Galeere zu nehmen, aber er hatte an Bens Blicken gesehen, daß dieser mit der Entscheidung nicht einverstanden gewesen war.
Wahrscheinlich hatte Ben sogar recht. Was ging sie die Galeere oder die anderen Schiffe an? Sollten sich die Männer darauf doch gegenseitig