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ist man ja nicht sicher“, sagte nun Old Donegal Daniel O’Flynn, der sich zu ihnen gesellt hatte. „Selbst mitten in den ‚Brüllenden Vierzigern‘ nicht.“

      Damit spielte er auf das Abenteuer an, das sie auf den Prinz-Eduard-Inseln erlebt hatten. Argwöhnisch spähte er über das Steuerbordschanzkleid der Kuhl voraus, aber ohne Kieker waren die soeben entdeckten Inseln noch nicht zu erkennen.

      „Donegal“, sagte der Profos drohend. „Fang du jetzt nicht wieder mit deinen verdammten Unkereien an.“

      Hasard ging zur Back, enterte auf, trat ganz vorn an die Balustrade und holte das Spektiv aus seiner Weste. Er zog es auseinander, richtete es nach vorn und blickte über das Galion und am Bugspriet vorbei zu den Inseln, die sich in der Optik wie neblige, unwirkliche Gebilde abzeichneten.

      Philip junior und Hasard junior, seine Söhne, waren ihm gefolgt und blieben jetzt neben ihm auf dem schwankenden Deck stehen.

      „Dad, wer war denn dieser da Cunha?“ fragte Philip.

      „Ein portugiesischer Seefahrer und Entdecker“, erwiderte sein Vater, während er weiter aufmerksam durchs Spektiv sah. „Er wurde 1472 in Lissabon geboren und starb um das Jahr 1550 herum, wann genau, ist mir nicht bekannt.“

      „Also ist er schon seit vierzig Jahren oder noch länger tot“, sagte Hasard junior. „Und wann hat er diese Inseln besucht?“

      „Das war 1506. Er war damals gerade zum Vizekönig von Indien ernannt worden. Während der Überfahrt von Portugal nach Indien landete er durch puren Zufall hier. Natürlich gab er den drei kargen, einsamen Inseln seinen Namen.“

      „Muß schon ein toller Kerl gewesen sein“, meinte Philip. „Damals war die Seefahrt doch noch viel riskanter als heute, und wer von Europa nach Asien segelte, der wußte nie, ob er auch wirklich ankam.“

      „Du meine Güte“, sagte sein Bruder. „Das ist doch heute noch so. Wenn wir in einen Orkan geraten, können wir auch untergehen. Oder die ‚Isabella‘ wird in einer Seeschlacht gegen Spanier, Portugiesen oder Piraten vernichtet. Oder es schleicht sich irgendeine heimtückische Krankheit an Bord, die uns alle umbringt. Oder wir verirren uns im Eismeer oder …“

      „Ins Eismeer segeln wir doch gar nicht!“ unterbrach Philip ihn empört.

      „Nicht?“ Hasard junior lachte. „Sieh doch mal die vielen Eisschollen an, die auf den Wellen treiben. Ist das nichts?“

      Der Seewolf hatte das Fernrohr sinken lassen.

      „Ihr tragt ganz schön dick auf“, sagte er. „Der alte Donegal ist im Vergleich zu euch ja fast schon harmlos. Aber was die Sache mit der Seefahrt von heute und damals betrifft, so hat Philip natürlich recht. Nur haben wir inzwischen bessere, größere und stabilere Schiffe – und bessere Karten und Geräte, die uns eine genauere Navigation ermöglichen.“

      „Ja, richtig“, sagte Philip junior. „Dad, willst du auf den Inseln landen?“

      Sein Vater blickte ihn an. „Groß ist mein Verlangen danach nicht, aber ich glaube, wir müssen es tun.“

      „Wegen der Trinkwasservorräte?“ fragte Hasard junior.

      „Genau“, erwiderte der Seewolf. Dann wandte er sich ab und stieg wieder auf die Kuhl hinunter. Er öffnete das Kombüsenschott und betrat das Allerheiligste des Kutschers, der gerade unter einigen Schwierigkeiten damit beschäftigt war, die Abendmahlzeit zuzubereiten. Bei dem Seegang war es nicht leicht, das Holzkohlenfeuer unter dem Kessel zu unterhalten, mehr noch, es wurde zu einem Risiko. Der Kutscher jonglierte mit Pfannen, Töpfen und Besteck und fluchte dabei leise vor sich hin.

      „Kutscher“, sagte der Seewolf, und fast tat es ihm leid, den hageren Mann gestört zu haben, der so tief in seine Gedanken verstrickt gewesen war.

      Der Koch und Feldscher der „Isabella“ zuckte leicht zusammen und blickte zu seinem Kapitän auf. „Sir? Ich habe gehört, daß Bill eben etwas von Inseln gerufen hat.“

      „Ja. Wie steht es mit unserem Trinkwasser?“

      „Wir könnten Nachschub gebrauchen.“

      „Wie viele volle Fässer haben wir noch?“

      „Nur drei“, sagte der Kutscher.

      Hasard nickte. „Dann wird es höchste Zeit, daß wir uns nach einer Quelle umsehen. Wer weiß, wann wir in den nächsten Tagen wieder auf Land stoßen.“ Er verließ die Kombüse und schloß das Schott hinter sich.

      Dann trat er vor den Großmast und rief seinen Männern zu: „Wir nehmen Kurs auf die größte der drei Inseln! Mit vier oder fünf Kreuzschlägen müßten wir es schaffen, sie anzulaufen und dort vor Anker zu gehen!“

      „Aye, Sir!“ schrie Carberry – und fuhr zu den Männern herum.

      „Habt ihr’s gehört, ihr Helden? Anbrassen und hoch in den Wind, und dann alles klar zum Überstaggehen!“

      „Aye, aye, Sir!“ erklärte auch Ben Brightons Stimme vom Achterdeck. Hasards Erster Offizier und Bootsmann suchte das Ruderhaus auf, um dem Rudergänger Pete Ballie seine Anweisungen für die nun folgenden Manöver zu geben.

      Die „Isabella“ stemmte sich gegen den Wind, und bald richtete sich ihr Bugspriet beim Wenden vom einen auf den anderen Bug auf die große Insel mit dem hohen, kahlen Felsen.

      Old O’Flynn hatte die Back geentert und blickte zu den Inseln, die jetzt ohne Spektiv zu erkennen waren.

      „Ein öder Flecken Erde“, sagte er mißmutig. „Häßlich und ungastlich. Gefällt mir ganz und gar nicht.“

      Er wußte nicht, daß er nicht der einzige war, der in diesem Moment so dachte.

      2.

      In der recht geräumigen Felsenbucht, in die die „Confidence“ eingelaufen war, erschienen die Dinge mit einemmal in einem fast freundlichen Licht, denn hier schlugen die Wellen nicht so hoch wie draußen auf See, und auch Eisschollen, die gegen die Bordwände schlugen und daran zerbrachen, gab es hier nicht. Der Wind pfiff über die hohen Wände der Bucht und zerrte kaum noch an den jetzt aufgegeiten Segeln, an den Rahen und am laufenden und stehenden Gut der Karavelle.

      „Ein geschützter Platz“, sagte Hamilton Forbes, als sich die Männer darauf vorbereiteten, an Land zu gehen. „Man fühlt sich richtig geborgen.“

      „Mich kann das alles nicht überzeugen“, sagte Andrew MacLeod, der nach wie vor neben ihm auf dem Achterdeck stand, leise. „Es ist eine Falle, in die wir uns begeben haben. Eine Todesfalle. Die Hölle öffnet ihren Feuerschlund und verschlingt uns alle.“

      Forbes beobachtete Berwyn, Gallagher, Colmody und die anderen, die sich gerade anschickten, das einzige Beiboot der Karavelle an Backbord abzufieren.

      Der Stockanker der „Confidence“ war jetzt ganz auf den Grund der Bucht gesunken. Man konnte sicher sein, daß das Schiff allenfalls um seine Ankertrosse schwojen, nicht aber gegen die Wände der Bucht gedrückt werden würde.

      Zwei Männer namens John Feininger und Aldo Lionello schleppten gerade die wenigen Handfeuerwaffen an, über die die Besatzung der Karavelle verfügte: zwei Arkebusen, vier Musketen und einige Pistolen. Entsprechend gering war auch die Armierung des Schiffes. Es gab nur vier Kanonen, die auf beiden Seiten der Kuhl placiert waren, zwei Demi-Culverinen und zwei Minions.

      Forbes sah seinen Freund an.

      „Na also, Andrew“, sagte er, und diesmal klang sein Tonfall wieder versöhnlicher. „Laß die Schwarzmalerei. Alles deutet darauf hin, daß die Insel unbewohnt ist. Wer sollte uns also schon in die Quere geraten? Ich glaube nicht, daß es hier Wilde gibt, die mit Speeren und Keulen über uns herfallen.“

      MacLeod lächelte freudlos. „Du hast mich immer noch nicht verstanden. Auf der Insel haust das Grauen. Satan und die Dämonen der Hölle sind unsichtbar.“

      Forbes zwang sich

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