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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 228. Fred McMason
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 228
Год выпуска 0
isbn 9783954395644
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Was aber, wenn sie merkten, daß mit dem Wasser etwas nicht stimmte?
Nun, das mußte er der Initiative Pablos überlassen, und darüber wollte Don Bosco im Augenblick noch nicht nachdenken.
Er blickte weiter dem Schiff nach, das jetzt schnell kleiner wurde und nach einer Weile unter der Kimm verschwand.
„Warte, Seewolf“, murmelte er leise vor sich hin. „Du entgehst mir nicht, noch keiner hat das bis jetzt geschafft. Und ich wette, daß auf deinem Schiff schon jetzt das Grauen umgeht.“
2.
Don Boscos letzte Worte entsprachen absolut der Wahrheit, denn das Grauen ging wirklich um an Bord der „Isabella“, und es nahm immer krassere Formen an.
Der Schimpanse Arwenack begann zu toben und angsterfüllt zu kreischen und zu keckem. Er wußte nicht, was hier vorging, aber in seiner langjährigen Gewöhnung an die Männer spürte er, daß hier etwas Schreckliches passierte, und das versetzte ihn in helle Aufregung, die wiederum auf den Papagei übergriff, der in immer kürzeren Abständen dicht über das Deck strich und dabei mißtönende Laute ausstieß.
„Was hat der Affe eigentlich heute gefressen?“ fragte der Kutscher, der sich die allergrößte Mühe gab, um herauszufinden, woran es lag, daß einer nach dem anderen umfiel. Seiner Ansicht nach hing das nur mit den verdorbenen Lebensmitteln zusammen, und es galt jetzt, herauszufinden, was denn nun eigentlich verdorben oder vergiftet war.
„Ich weiß es nicht“ sagte der Profos, „aber von deinem dicken Pappzeug hat er bestimmt nichts gefressen, der hält sich doch am liebsten an Früchte.“
Der Kutscher überhörte „das dicke Pappzeug“, geflissentlich, und Ed hatte es auch ganz sicher nicht verächtlich gemeint, denn jetzt war keine Zeit für dumme oder spitze Bemerkungen.
Der Profos beobachtete den Schimpansen unbehaglich aus schmalen Augen, als sich Arwenack immer verrückter benahm.
„Der Affe hat Angst, weiter nichts“, sagte Ben Brighton in die Stille hinein. Er hatte seinen Platz auf dem Achterdeck unter diesen Umständen jetzt ebenfalls verlassen und sah, von Grauen geschüttelt, auf die herumliegenden Männer.
„Ich glaube auch nicht, daß er vergiftet ist“, meinte der Kutscher, der immer noch ratlos und verzweifelt wirkte, weil er keine Mittel hatte, um hier helfend eingreifend zu können.
„Daß mir keiner in die Kombüse geht und Proviant stibitzt“, sagte der Kutscher. „Alles, was wir in Tortuga an Bord genommen haben, kann Gift enthalten. Ich werde den ganzen Krempel nachher über Bord werfen, obwohl es jetzt ja leider dazu schon zu spät ist. Gibt es einen unter euch, der heute noch nichts gegessen hat?“ fragte er gleich darauf. „Wir müssen dieser Ursache auf den Grund gehen, sonst gibt es keine Hilfe.“
Es stellte sich heraus, daß einige zwar nur ein wenig, die meisten aber ziemlich viel gegessen hatten. Aber es gab keinen, der auf das morgendliche Frühstück verzichtet hatte.
Immer verzweifelter sann der Kutscher nach einem Ausweg, aber es gab weit und breit keine Hilfe.
Unterstützung würden sie erst auf der Schlangen-Insel erhalten, vielleicht durch die Schlangenpriesterin Arkana, aber bis dorthin war es noch ein weiter Weg, und es war mehr als fraglich, ob sie die Insel unter den gegebenen Umständen überhaupt erreichen würden.
„Gott steh uns bei“, murmelte der alte O’Flynn. „Wenn alle gegessen haben, blüht uns das gleiche Schicksal. Aber warum, zum Teufel, dauert es bei dem einen so lange und bei dem anderen geht es so schnell?“
Der Kutscher versuchte, es ihm zu erklären und sagte, das hätte ganz natürliche Ursachen.
„Das ist wie beim Saufen“, sagte er, um es Old O’Flynn besser zu verdeutlichen. „Der eine säuft faßweise und bleibt stehen, der andere kippt nach der dritten Muck um, und an manchen Tagen hat man den Alkohol schneller im Blut als an anderen.“
„Das hilft uns alles nicht weiter“, sagte Carberry. „Wir stehen hier wie die Idioten hilflos vor unseren Kameraden, und hinter uns lauern ein paar Schweinehunde darauf, uns zu überfallen. Verdammt, mir wäre ein offener Kampf Mann gegen Mann lieber, als hier hilflos abgemurkst zu werden.“
„Noch ist es ja nicht soweit, Ed“, sagte der blonde Schwede Stenmark, „noch sind die anderen in Ordnung.“
„Wer weiß, wie lange noch“, knurrte Ed.
Der Profos ging zum Wasserfaß, schöpfte eine Kelle und trank sie leer. Dann schöpfte er noch zweimal hintereinander Wasser.
Der Durst machte sich bei dieser Hitze immer stärker bemerkbar, und niemand verfiel auf die Idee, daß mit dem Wasser etwas nicht stimmen könne.
Blacky trank, Stenmark, etwas später Bob Grey, dann Jeff Bowie und der schwarze Herkules Batuti.
Und alle fühlten sich nach dem Trunk erfrischt, weil das Wasser immer noch herrlich kühl war.
„Unser Fühlungshalter ist weg“, sagte Al Conroy. „Vielleicht haben wir uns nur geirrt, und sie wollten gar nichts von uns.“
Hasard fuhr herum und blickte achteraus. Von dem Segel war nichts mehr zu sehen, es war hinter der Kimm verschwunden.
„Weshalb meldet denn Luke, dieser Gammelstint, das nicht?“ fragte der Profos. „Der hat doch schließlich Ausguck.“
Wie auf ein Signal legten sie die Köpfe schief und blickten zum Großmars hoch.
Von Luke Morgan, dem jähzornigsten Mann an Bord, war nicht einmal der Kopf zu erkennen. Hinter der Segeltuchverkleidung schien niemand zu stehen.
„Luke!“ brüllte der Seewolf mit Donnerstimme.
Von oben erfolgte keine Antwort. Daß Luke auf Ausguckwache schlief, war ein Ding der Unmöglichkeit.
Die anderen sahen sich gehetzt an, und noch bevor einer reagierte, enterte der Seewolf blitzschnell in die Wanten des Großmastes auf, bis er den Ausguck erreichte.
Seine schlimme Vermutung fand er sofort darauf bestätigt, und ein Fluch löste sich von seinen Lippen.
Luke Morgan war zusammengebrochen und lag verkrümmt mit dem Gesicht hart an der Segeltuchverkleidung. Auch er hatte diese typische Blauverfärbung im Gesicht.
Hasard zögerte erst gar nicht. Er hob Luke Morgan auf, lud ihn sich über die Schulter und enterte schnell wieder ab. Die Last schien er gar nicht zu spüren.
An Deck starrte er in betroffene Gesichter. Alle scharten sich um Luke, der die gleichen Anzeichen aufwies wie die zusammengebrochenen Männer.
„Hölle und Teufel“, sagte der Profos schweratmend, „das geht ja alles wahnsinnig schnell. Das wird immer unheimlicher.“
Er warf einen Blick auf seinen Freund Tucker, aber an dessen Haltung hatte sich ebenfalls nichts geändert. Er lag wie ein Toter an Deck.
Carberry stiegen vor hilfloser Wut fast die Tränen in die Augen, und insgeheim betete der harte Mann, daß nur keiner aus der Crew an diesem hinterhältigen Anschlag sterben möge.
Er ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte sie in ohnmächtigem Zorn.
„Eins schwöre ich hiermit“, sagte er gepreßt. „Sollte einer diesen Anschlag nicht überleben, ein einziger nur, dann hau ich auf Tortuga alles in Stücke, und wenn ich jeden dieser hinterhältigen Piraten eigenhändig umbringe.“
Sie alle wußten, daß es der Profos verdammt ernst meinte und er beileibe die Worte nicht nur so dahinsagte. Über Tortuga und das Piratengesindel