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den vorderen Hufen. El Bayad stellte fest, daß sich unter den Tieren auch sein hochbeiniger Falbe befand.

      Der Schwarzbart hetzte über eine Steintreppe vom Wehrgang in den Hof hinunter. Einen seiner Kerle hielt er an den Schultern fest, schüttelte ihn wild und fuhr ihn an: „Wie konnte das geschehen? Sprich, du Hundesohn, oder ich vergesse mich!“

      „Ein schwarzhaariger Mann“, stammelte der Bandit, ein Berber, der wie El Bayad zum Stamm der Idouska Oufella gehörte. „Er war plötzlich da, muß durch eins der Fenster der nördlichen Mauer eingestiegen sein …“

      „Unmöglich!“ schrie El Bayad.

      „Und doch muß es so sein“, beteuerte der Bandit. „Alle anderen Fenster wurden von uns bewacht. Ich schwöre dir, daß wir keinen Augenblick lang unaufmerksam waren, El Bayad, ich …“

      „Warum habt ihr diesen dreckigen Hund nicht niedergeschossen?“

      „Wir haben es versucht!“

      „Ihr seid Versager!“ brüllte El Bayad und hob die Faust gegen seinen Kumpan.

      „Er hat eine Wunderflinte!“ rief der Bandit verzweifelt. „Eine Waffe, mit der er viele Schüsse rasch hintereinander abgeben kann!“

      „Der Seewolf“, stieß El Bayad erbleichend aus. „Das kann nur der Seewolf gewesen sein. Er hat einen Pakt mit dem Höllenfürsten geschlossen. Er ist im Besitz magischer Kräfte.“

      Er ließ den Mann los, blickte sich wild um und mußte konstatieren, daß die letzten Verteidiger des südlichen Wehrganges ihre Stellung nicht halten konnten. Wieder brach ein Bandit zusammen.

      Aus der Öffnung des Felsenganges stolperte indes ein Mann im dunklen Burnus hervor. Er hob noch die Arme und öffnete den Mund, um etwas zu rufen, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu. Er fiel und blieb reglos liegen.

      Durch den Gang näherten sich Schritte.

      El Bayad faßte seinen Plan und setzte ihn ohne Zögern in die Tat um. Er wandte sich an die letzten Getreuen, die sich in seiner Nähe befanden, und gab ihnen durch eine Gebärde zu verstehen, sie sollten die Pferde einfangen und das Tor öffnen.

      „Wir unternehmen einen Ausfall!“ schrie er ihnen zu.

      Sie schauten verstört drein, begriffen aber doch, daß es die letzte Chance war, die Haut zu retten und eventuell noch einige Angreifer auf die Reise ins Jenseits zu schicken. Hastig griffen sie nach den Zügeln der Tiere und führten auch El Bayad den hochbeinigen Falben zu.

      El Bayad schwang sich in den Sattel des wiehernden Pferdes und winkte wieder seinen Kumpanen zu.

      Zwei Kerle, die ebenfalls auf die Rücken ihrer Tiere gestiegen waren, steuerten auf das Tor zu. Sie lösten die hölzerne Verriegelung, hoben den Querbalken aus seiner Halterung und zerrten die beiden grob gezimmerten Flügel auf.

      Ein Bandit warf seinem Anführer eine geladene Muskete zu. El Bayad richtete sich im Sattel auf, schwang, die Waffe und stieß einen gellenden Kampfruf aus. Dann gab er seinem Falben die Hacken zu spüren, setzte sich an die Spitze des kleinen Reiterpulks und jagte ins Freie.

      Staub wirbelte von den Hufen der Pferde auf. El Bayads hellgelber Burnus flatterte im Wind. Er war der zürnende Rächer, der immer noch in einem letzten Anflug von wilder Hoffnung daran glaubte, daß der Prophet und Allah ihm die Macht verliehen, die Ungläubigen von dem großen Dreimaster in der Bucht zu besiegen.

      Hasard hatte immer wieder besorgt zu seinem Profos geblickt, als sie den Innenhof unterhalb der Moschee gestürmt hatten. Ed Carberry war zwar von den Banditen notdürftig verbunden worden, weil sie ihn noch für ihre verbrecherischen Ziele hatten ausnutzen wollen, aber der Blutverlust des verletzten rechten Armes war doch groß.

      So war es ein recht bleicher Profos, der mit einer von Fagar erbeuteten Pistole und seinem guten alten Schiffshauer auf die Banditen eindrang, der zwar vorgab, wieder prächtig in Form zu sein, der aber trotzdem jeden Augenblick einen Schwächeanfall erleiden und aus seinen Stulpenstiefeln kippen konnte.

      Gott sei Dank trat dies dann doch nicht ein. Es sprach für Carberrys Kondition, daß er trotz allem grimmig dabei mithelfen konnte, den Innenhof des Südtraktes zu räumen. Wenn er auch nur mit links dreinhauen konnte, er räumte auf, daß die Banditen das kalte Grauen kennenlernten.

      Dan O’Flynn war neben Hasard, als der letzte Bandit durch den Felsengang abrückte. Sie warfen sich einen Blick zu und stürmten dann den beiden Pferden nach, die ihren Artgenossen in den Südhof folgen wollten. Es waren die letzten zwei Tiere, die zur Verfügung standen – und diese Gelegenheit wollte sich der Seewolf nicht entgehen lassen. Auch nicht auf die Gefahr hin, einen deftigen Huftritt in den Unterleib verpaßt zu erhalten!

      Hasard stoppte einen grobknochigen Braunen, dessen Fell schweißbedeckt war und der erregt schnaubte. Der Araber-Schimmel, den Dan zum Stehen brachte, benahm sich weniger nervös, aber auch er schien gegen Schüsse, die in seiner unmittelbaren Nähe abgefeuert wurden, allergisch zu sein.

      Hasard und Dan stiegen in die Sättel der Pferde. Der Seewolf drehte sich zu den nachdrängenden Freunden um – zu Ferris Tucker, Big Old Shane, Blakky und Carberry.

      „Folgt uns!“ rief Hasard. „Wir halten euch den Weg frei. Hoffen wir, daß Donegal und die anderen nicht zurückgeschlagen worden sind!“

      Ferris lauschte dem Geschrei, das vom Südhof herüberwehte.

      „Hört sich nicht so an“, sagte er. „Aber wir können ja nicht sicher sein, daß alles geklappt hat, ehe wir nicht sehen, was los ist.“

      Hasard trieb seinen Braunen voran. Er mußte sich flach auf dessen Widerrist ducken, um im Tunnel nicht mit dem Kopf gegen die Felsendecke zu stoßen. Hohl kehrte der Hufschlag als Echo von den Wänden zurück.

      Im Dunkel der Gänge rechnete Hasard damit, aus einem Hinterhalt heraus angegriffen zu werden. Den Radschloß-Drehling hatte er leergeschossen, Zeit zum Nachladen stand nicht zur Verfügung. Deshalb hatte er sich den Drehling am Lederriemen über die Schulter gehängt und hielt nun die doppelläufige sächsische Reiterpistole im Anschlag.

      Seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich nicht – die Banditen hatten im Tunnel keine Falle gestellt. Also war an ihrer kopflosen Flucht nichts Vorgetäuschtes gewesen, ihre Panik war echt!

      Hasard sah, wie das Dunkel hinter einer Gangbiegung jäh aufbrach. Die Sonne stach ihm in die Augen. Er ritt dem Geschrei, das im Südhof der Burg herrschte, entgegen und beschleunigte auf den letzten Yards die Gangart des Braunen.

      Im Galopp brach der Seewolf aus dem Felsengang hervor. Er preschte über den Hof und sah zu seinem Erstaunen, daß das Tor offenstand. Instinktiv hielt er darauf zu.

      Dan O’Flynn war dicht hinter ihm. Ferris, Shane, Blacky und der Profos erschienen soeben in der Öffnung des Tunnels. Sie feuerten auf die letzten Banditen, die die Festung verteidigten und Hasard und Dan aufhalten wollten.

      Hasard suchte El Bayad. Barun hatte den Schwarzbärtigen ausführlich beschrieben, und so stellte Hasard eins mit Sicherheit fest, obwohl er El Bayad noch nie Auge in Auge gegenübergestanden hatte: Der Kopf der Bande hatte die Flucht ergriffen.

      Der Seewolf entdeckte El Bayad und dessen letzte Mitstreiter, als er durch das offene Tor raste. In donnernder Kavalkade hielten die Banditen genau auf Old O’Flynn und die anderen acht Seewölfe zu. Sie wollten sie niederreiten, erschießen, mit Säbeln töten. Wie der Scheitan in Person wollte El Bayad unter seinen Feinden wüten.

      Hasard schlug dem Braunen die Hacken in die Weichen.

      Als die Horde auf sie zuritt, fehlten Stenmark die Worte. Matt Davies preßte nur etwas hervor, daß wie „Himmel, Arsch“ oder „Himmelhunde“ klang, und Old O’Flynn murmelte: „Ja, da beißt mich doch der Wassermann.“

      „Smoky“, zischte Luke Morgan. „Wann zum Teufel bist du endlich mit dem Nachladen der verflixten Knarre fertig?“

      Smoky gab keine Antwort. Verbissen war er damit beschäftigt, auch die restlichen Kammern im Zylinder

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