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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 140. John Curtis
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 140
Год выпуска 0
isbn 9783954394647
Автор произведения John Curtis
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Der Profos nickte, aber sein Gesicht hatte immer noch den gleichen verbissenen Ausdruck wie vor Stunden.
„Und ich sage dir noch mal, Hasard, das ist eine ganz verdammte Mausefalle. Wir stecken bis zum Hals drin. Das ist meine Meinung.“
Carberry verzog sich knurrend und erteilte der Mannschaft mit erstaunlich gedämpfter Stimme die notwendigen Befehle.
Der Seewolf blickte ihm nach.
„Was ist eigentlich mit Ed los, Ben?“ wandte er sich an Brighton, der immer noch am Ruder stand.
Ben Brighton hob die Schultern. „Ed mault seit Stunden. Ihm gefällt die Sache mit der Bucht immer noch nicht, und mich wundert das. Denn normalerweise wäre er für ein bevorstehendes Spähtruppunternehmen nach Cadiz Feuer und Flamme gewesen.“
Ben Brighton schwieg eine Weile, übergab Pete Ballie wieder das Ruder und ging zum Seewolf hinüber, der inzwischen am Steuerbordschanzkleid lehnte und die Manöver der „Isabella“ verfolgte.
„Bedenklich stimmt mich aber“, fuhr Ben fort, „daß Ed manchmal nahendes Unheil im voraus spürt. Er wird dann immer so unleidlich. Es hat auch gar keinen Zweck, ihn zu befragen, er weiß nämlich selber nicht, was da in ihm rumort. Ich habe mal mit dem Kutscher darüber gesprochen, er sagt auch, daß es so was gibt. Seien wir also auf alles gefaßt!“
Hasard schüttelte den Kopf. „Jetzt fängst du auch schon an, wie der alte O’Flynn zu reden, Ben. Himmel noch mal, was ist mit euch los? Ich glaube, wir sollten möglichst rasch nach Plymouth verholen, damit ihr alle wieder einen richtigen Landgang kriegt. Das wird euch auf andere Gedanken bringen.“
Ben Brighton grinste. „Keine schlechte Idee. Wenn ich an den alten Plymson und seine ‚Bloody Mary‘ denke, also dann …“ Er sagte nicht, was dann sein würde, aber der Seewolf wußte es auch so. Aber Ben war noch nicht fertig. Als vom Vorkastell die gedämpften Kommandos des Schiffszimmermanns herüberklangen und gleich darauf der Anker ins Wasser klatschte, fragte er den Seewolf: „Was meinst du, wer von uns nach Cadiz gehen soll, um zu spionieren?“
Der Seewolf blickte seinen Stellvertreter an.
„Wir beide, du und ich. Genau wie damals, Ben, als wir unsere Männer von Sevilla aus suchten. Und ich denke, wir werden auch wieder unseren Spaß haben, genau wie damals. Außerdem sind wir beiden außer Bill die einzigen an Bord, die ein akzentfreies, perfektes Spanisch sprechen. Na, hast du Lust?“
Ben Brighton strahlte plötzlich. „Ob ich Lust habe, das fragst ausgerechnet du? Also …“
„Schon gut, Ben, also abgemacht. Aber wir werden unser Äußeres verändern müssen. In dieser Ecke hier sind wir keine Unbekannten!“
Die beiden Männer ahnten nicht, daß genau in diesem Moment draußen auf dem Atlantik Dinge geschahen, die ihnen einen dicken Strich durch ihre Pläne ziehen sollten.
Der stark aufbrisende Wind war zum handfesten Sturm geworden. Er heulte durch die Bucht und entrang manchem der Seewölfe einen saftigen Fluch, die eben in die Takelage aufenterten und damit begannen, auch die restlichen Segel der „Isabella“ zu bergen.
2.
Man schrieb das Jahr 1587. Im spanischen Ausrüstungshafen Cadiz herrschte Hochbetrieb. Auf der Reede ankerten eine Vielzahl schwerbewaffneter Kriegsgaleonen. Darunter mächtige Brocken von über tausend Tonnen. Und immer noch liefen neue Schiffe die Reede von Cadiz an.
Offiziere und Mannschaften der heransegelnden Schiffe wußten nicht, warum man sie nach Cadiz beordert hatte, und an Bord der Verbände kursierten die wildesten Gerüchte.
Aber mit einem ganz entscheidenden Handicap hatte die spanische Flotte zu kämpfen: Viele Schiffe waren zu alt und den Anforderungen bei Sturm kaum noch gewachsen: Außerdem mangelte es der spanischen Flotte entschieden an guten Seeleuten und Kapitänen, die Erfahrung genug hatten, um auch mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Hinzu kam noch der Umstand, daß gerade manche der kleineren Galeonen hoffnungslos überladen war und viel zu tief im Wasser lag, das laufende und stehende Gut der Takelage zu wünschen übrigließ und obendrein noch die Ladung in den Schiffen unsachgemäß verstaut und gegen plötzliches Übergehen nur unzureichend gesichert war.
Solche Verhältnisse und Zustände herrschten auch auf einigen Schiffen des andalusischen Kampfverbandes, der am Vortag die Straße von Gibraltar passiert hatte und sich jetzt durch den plötzlich aufkommenden schweren Sturm mit Kurs auf Cadiz durch die vom Atlantik heranrollenden Brecher kämpfte.
Admiral Don Nerja stand auf dem Achterdeck seines Schiffes, der fast achthundert Tonnen großen Kriegsgaleone „Almeria“. Die „Almeria“ war ein Zwei-decker neuester Bauart. Die Reise nach Cadiz war zugleich auch ihre Jungfernfahrt. Sie führte als Bewaffnung fünfzig Zwanzigpfünder, etliche Mörser schwersten Kalibers und auf dem Vor- wie Achterkastell verteilt insgesamt zehn Drehbassen.
Die Besegelung der „Almeria“ verteilte sich auf vier Masten, der Mast auf dem Achterdeck hatte einen gewaltigen Lateinerbesan.
Admiral Nerja ließ seine Blicke über das Hauptdeck, das durch Schiffslaternen erhellt wurde, gleiten. Die Achthundert-Tonnen-Galeone war viel zu schwach bemannt. Er wußte das, und deshalb beunruhigte ihn der Sturm. Denn nicht nur sein Schiff verfügte über eine zahlenmäßig viel zu schwache Besatzung, sondern auch etliche der anderen. Sein Verband zählte acht Schiffe, darunter auch drei völlig veraltete Zweihundertfünfzig-Tonner. Der Teufel mochte wissen, warum er so plötzlich nach Cadiz hatte aufbrechen müssen, aber der königliche Kurier hatte keinerlei Zweifel daran gelassen, daß der Befehl umgehend zu befolgen sei und keinerlei Fragen gestellt werden durften. Auch nicht von ihm, Admiral Don Nerja.
Die „Almeria“ arbeitete trotz ihrer achthundert Tonnen schwer in der hochgehenden See. So groß sie war, so schwerfällig zeigte sie sich bei diesem Wetter. Da war ihr manches der kleineren Schiffe des Verbandes weit überlegen.
Die „Almeria“ segelte als letztes Schiff. Das war nicht die vorgeschriebene Ordnung, hatte sich jedoch bei Ausbruch des Sturmes so ergeben. Nur hin und wieder erschien auf den heranrollenden Wogen auch der Schatten von einem der anderen Schiffe des Verbandes und verschwand dann sogleich wieder in einem Wellental.
„Madre de Dios!“ sagte der Admiral, als die „Almeria“ schwer nach Steuerbord überholte. Er wurde gegen die an Steuerbord befindliche Nagelbank geworfen, rutschte auf dem nassen, glitschigen Deck aus und stürzte zu Boden.
Fluchend und stöhnend rappelte er sich wieder auf. Seinem ersten Offizier, der sofort herbeigeeilt war, dankte er durch eine Handbewegung.
„Danke, Senor Estéban, nicht nötig. Aber etwas anderes bereitet mir bei diesem Wetter Sorgen: Nehmen Sie sofort ein paar Leute und kontrollieren Sie die Ladung mittschiffs. Sie wissen, daß wir eine ganze Ladung Kanonen und Lafetten an Bord haben. Von den Eisenkugeln, der Unmenge von Pulverfässern, Musketen und anderen Waffen ganz abgesehen. Wenn diese Ladung verrutscht, Senor …“
Der Admiral sprach nicht aus, was dann geschehen würde. Sein erster Offizier wußte es auch so. Er wußte sogar noch mehr: Durch die Hektik des Aufbruchs war es unvermeidlich gewesen, daß einfache Seesoldaten einen Teil der Ladung in der „Almeria“ gestaut hatten. Niemand hatte mit einem solchen Sturm gerechnet. Schließlich stellte die Reise von Gibraltar nach Cadiz normalerweise kein Problem dar, zumal die Schiffe meist auch noch günstigen Wind hatten. So hatte man im Verband des Admirals ziemlich sorglos auf das Glück vertraut. Genau das sollte der „Almeria“ zum Verhängnis werden.
Senor Estéban winkte einen der Bootsmänner herbei und erteilte ihm die entsprechenden Befehle. Dann salutierte er kurz.
„Senor Admiral, ich werde mich um diese Sache persönlich kümmern. Ich erstatte Ihnen dann später ausführlich Meldung.“
Admiral Don Nerja nickte. Gleichzeitig beschloß er, einen Rundgang über das Schiff zu unternehmen,