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herumstanden und den Kutscher angrinsten. Und die beiden Feuerteufelchen dachten daran, daß sie gerade jeder zwei tüchtige Ohrfeigen empfangen hatten, und so legte jeder das Wort auf seine eigene Art aus.

      Von da an klappte es aber mit dem schnellen Feuer nicht mehr so richtig wie früher, obwohl die Zwillinge noch eine halbe Stunde früher aufstanden.

      Bevor das vermeintliche Dumyat auftauchte, kam Sturm auf.

      Am nördlichen Horizont erschien eine düstere Wolkenbank. Zusehends wurde der Himmel dunkler und brachte Wetterleuchten heran, bis der erste leise Donner zu hören war.

      Mit dem scharf wehenden Wind wurde auch die See immer ruppiger, bald darauf begann es zu pfeifen und zu heulen. In den Luvwanten sang der Wind wie auf einer Äolsharfe.

      „Das ging aber schnell“, sagte Ben Brighton, „und es sieht verdammt so aus, als wenn es noch wüster wird. Sollen wir Vorbram- und Großbramsegel wegnehmen, Sir?“

      „Scheint wirklich schlimmer zu werden“, sagte auch der Seewolf und blickte zum Horizont, wo nur noch Düsternis aufzog. Innerhalb kurzer Zeit wurde es dunkel, aber es regnete nicht.

      „Ja“, beantwortete Hasard Bens Frage. „Blinde und Besan auch. Laß alles auftuchen.“

      Die Seewölfe gingen an die Arbeit. Die meisten hatten angenommen, das Wetterchen würde sich gleich wieder verziehen, aber es wurde nur noch schlimmer.

      Als die ersten Brecher über Bord schwemmten und das Heulen und Jaulen des Sturmes sich verstärkte, ließ der Seewolf noch weiter von der Küste abdrehen, um nicht auf Legerwall zu geraten.

      Etwas später segelte die „Isabella“ nur noch unter einem Sturmsegel, und es hatte den Anschein, als müßte sie bald vor Topp und Takel lenzen.

      Alles, was an Deck festgezurrt war, wurde noch einmal überprüft.

      „Wer hätte das gedacht!“ fluchte Carberry. „Ich denke, in dieser Ecke gibt’s gar keinen Wind, weil hier so leichtgebaute Mustöpfe rumgurken, und jetzt das! Komm her, du lausige Federwanze!“ schrie er gleich darauf und grapschte nach Sir John, den es von der Rah geweht hatte, und der vergebens gegen den Wind ankämpfte.

      Carberry hielt den Vogel fest, öffnete das Schott zum Aufenthaltsraum, der Messe, und ließ Sir John hinunterflattern. Unten hockte schon der Affe, der rechtzeitig vor dem Wind nach mittschiffs geflüchtet war.

      Die Wellenberge wurden immer höher. Die „Isabella“ ächzte und knarrte in allen Verbänden, kletterte an den Wogen hoch und mußte sie voll nehmen.

      Über die Kuhl fluteten harte Brecher, als sich der Profos nach achtern hangelte. Wirbelnder Schaum holte ihn ein, und ein dunkler tintiger Brecher schob ihn schneller den Niedergang hinauf, als ihm lieb war. Klatschnaß und fluchend erreichte der Profos schließlich das Achterdeck.

      Doch als er sich umdrehte, glaubte er, sein Herzschlag müsse aussetzen.

      Das Schott zur Messe ging auf, und Arwenack, der es von innen geöffnet hatte, steckte seinen Schädel heraus, als wolle er sich über das Wetter informieren.

      Ein Schwall Wasser ergoß sich in das Innere, und Arwenack verzog angewidert das Gesicht.

      „Ah, verdammt!“ brüllte der Profos und übertönte mühelos das Heulen des Sturmes. „Dir zieh ich doch gleich deinen Affenarsch in Streifen ab, du vergammelter Stinkfisch.“

      Er wollte gerade nach unten zur Kuhl gehen, aber der Gambia-Neger Batuti hatte das sich anbahnende Drama ebenfalls bemerkt und reagierte erstaunlich schnell. Nicht nur, daß sein Affenliebling über Bord gehen konnte, es konnte auch noch die Messe vollaufen.

      Mit einem Satz sprang er auf die Kuhl und landete im Wasser, als die „Isabella“ hart überkrängte.

      Batuti kämpfte sich durch, hielt sich an den inzwischen gespannten Manntauen über seinem Schädel fest und wartete die nächste Woge ab, um weiterzuhangeln.

      Das Schott war inzwischen mit einem lauten Knall wieder zugedonnert. Arwenack hatte nach unten verholt. Das war aber keine Garantie dafür, daß er nicht doch wieder seinen Schädel hervorstrecken würde, wenn es ihn danach gelüstete.

      Eine heranrollende Riesenwoge erschien wie ein Berg vor der „Isabella“. Das letzte Segel war gerade vor kurzer Zeit geborgen worden, und der Rahsegler lenzte jetzt vor Topp und Takel.

      „Batuti!“ brüllte der Profos. „Halt dich fest, Kerl!“

      Der Neger, ein erfahrener Seemann, hörte wohl etwas brüllen, aber er verstand es nicht, denn das Jaulen, Pfeifen und Heulen verstärkte sich noch mehr. Er sah jedoch auch die herandonnernde Riesenwelle und verkrallte sich im Hauptwant.

      Da orgelte es auch schon mit Urgewalten heran. Tosend überflutete eine Wasserwand die „Isabella“, die sich ächzend wie ein todkrankes Tier auf die Seite legte.

      Batuti befand sich übergangslos unter Wasser, krallte sich fest, hielt die Luft an, hustete und würgte, als sie harte See ihn immer noch unter sich gefangen hielt.

      Zischend lief das Wasser ab, und ein brüllender Donnerschlag ließ den Neger zusammenzucken.

      Noch bevor die nächste Woge heran war, hatte er das Schott erreicht und warf den eisernen Riegel vor.

      So, der Messeraum war gesichert, den schweren Riegel konnte das Wasser nicht mehr hochdrücken.

      „Aufs Achterdeck!“ brüllte Hasard. „Schnell, Batuti!“

      Es wurde immer dunkler, immer mehr Blitze zuckten aus dem Himmel, und von zwei Seiten zugleich schob sich eine heulende Regenfront heran. Wie zäher Nebel sah es aus, wie ein Vorhang, der sich über das Meer legte.

      Ein ungeheuer laut hallender Schlag ließ die „Isabella“ in allen Verbänden erzittern. Es hörte sich so an, als sei sie bei voller Fahrt über einen Felsen geschrammt, aber es war nur eine auflaufende Woge, die sie nicht mehr erklimmen konnte, und die ihr voll unter den Kiel donnerte.

      In diesem Augenblick konnten sich auch Carberry und Ben Brighton nicht mehr halten. Sie rutschten aus und schlitterten über das Deck bis zum Schanzkleid der Steuerbordseite.

      Ben Brighton stumm, verzweifelt mit den Armen rudernd, Carberry, wie es seiner Art entsprach, unter entsetzlichen Flüchen.

      Batuti versuchte, das Achterdeck zu erreichen, aber bei dem Höllentanz, den das Schiff vollführte, war das fast unmöglich. Immer wieder drohten ihn die Brecher über Bord zu waschen.

      Batuti keuchte, fluchte, versuchte, seinen einsamen Kampf gegen die entfesselten Elemente zu gewinnen und wußte doch, daß es hoffnungslos war. Obwohl er die Kraft eines Gorillas hatte, kam er gegen diese tobenden Wassermassen nicht an, die immer wieder brüllend über ihm zusammenschlugen.

      Carberry hatte sich inzwischen wieder fluchend erhoben und wollte dem Neger zu Hilfe eilen. Doch das erwies sich als unmöglich. Sowie er die oberste Stufe des Niedergangs erreichte, drohte es ihn über Bord zu schwemmen.

      Der Bug der „Isabella“ tauchte in diesem Moment so tief ein, daß das Vorschiff völlig verschwand. Ein Berg wälzte sich mit Urgewalten über das Schiff und drückte es noch tiefer ins Wasser.

      Da hatte Batuti die Webeleinen erwischt und wollte in seiner Verzweiflung aufentern.

      Dann passierte das, was die Männer auf dem Achterdeck mit Entsetzen erfüllte. Hilflos sahen sie zu, wie der Brecher der Länge nach über das Schiff tobte und den Neger, der wie eine dicke schwarze Spinne in den Webeleinen hockte, mit einem gewaltigen Fauchen aus dem Tauwerk riß.

      Batuti stieß einen Schrei aus, mehr aus Wut als aus Angst, weil seine Kräfte nicht ausreichten, sich festzuhalten.

      In einer brüllenden Wasserhölle aus Gischt, prasselndem Regen und rollender See verschwand er mit weit ausgebreiteten Armen, als hätte ihn ein Katapult abgefeuert. Nicht einmal das Aufklatschen seines Körpers war zu hören, als er im Meer landete.

      Zehn, zwölf Yards von der „Isabella“ entfernt

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