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hatte Glück und gelangte unbehelligt in die Flußregion, deren Ufer zu beiden Seiten dicht mit Mangroven und anderen Pflanzen bewachsen waren. Er beendete den Tauchvorgang, indem er auf das westliche Ufer zusteuerte und sich hinter der Deckung von Luftwurzeln vorsichtig hochschob. Endlich konnte er wieder Luft schöpfen.

      Er konnte die „Isabella“ sehen, von den Piraten aber war nichts mehr zu entdecken. Von jetzt an blieb es seinem Geschick und seiner List überlassen, sie zu hintergehen und zu überrumpeln. Welche Chancen er hatte, es tatsächlich zu schaffen? Diese Frage stellte er sich nicht. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte.

      Seine Männer hatten protestiert. Sie wollten ihn begleiten und es nicht zulassen, daß er allein auf die Insel zurückkehrte, deren Urwald mit Fallen gleichsam gespickt zu sein schien.

      Little Ross hatte auch mitkommen wollen, ebenso Tamao und Asiaga. Hasard hatte jedoch alle Angebote abgelehnt. Selbst zwei Männer würden zu sehr auffallen, nur einer allein hatte eine Chance, sich ungesehen fortzubewegen – von diesem Grundsatz ging er aus.

      Am Ende hatte er sich jede weitere Debatte verbeten. Ben hatte seine klaren Anweisungen – und auch Ferris Tucker wußte, was er zu tun hatte. Wenn sie ihren Teil des Plans erfolgreich ausführten, hatte auch er größere Chancen, die Piraten irgendwie zu übertölpeln.

      Das mußte den Arwenacks einleuchten, und sie hatten es schließlich auch eingesehen. Sie rechneten sich jetzt aus, wie weit Hasard gelangt sein konnte, und sie drückten ihm die Daumen, daß alles so klappte, wie er sich das vorstellte.

      Hasard war mit einem Entermesser und einem Messer bewaffnet. Zum Überleben zuwenig, zum Sterben zuviel, dachte er und mußte unwillkürlich grinsen. Wo sollte er Carberry, Roger und Sam suchen? Lebten sie überhaupt noch? Auch darüber durfte er nicht grübeln, es brachte ihm nichts ein.

      Vorsichtig kletterte er an Land und schlüpfte in das Dickicht. Von jetzt an mußte er höllisch auf der Hut sein. Bekanntschaft mit den tückischen Fallen hatten seine Männer und er bereits geschlossen, auf jedem Yard konnte eine Grube, ein vergifteter Pfeil oder eine Schlinge auf ihn warten.

      Doch es war noch hell genüg, er konnte genug sehen und arbeitete sich systematisch voran. Wo lag das eigentliche Lager der Piratenbande, das Versteck? Befand es sich an der östlichen Bucht, die er bei seiner Ankunft von der See aus gesehen hatte? Oder vielleicht im Inneren der Insel? Wenn er das erst einmal erkundet hatte, war er schon ein Stück weiter.

      Vielleicht hat man Ed, Roger und Sam dorthin geschafft, dachte er.

      Galeonen näherten sich Pirates’ Cove – die „Santa Veronica“ segelte an der Spitze ihrer sechs Dreimaster direkt auf die Insel zu. Grollender Kanonendonner hatte Don Augusto Medina Lorca und Don Lope de Sanamonte auf das Gefecht hingewiesen, das dort stattfand. Das Lärmen war jetzt verstummt, und auch der Rauch hatte sich in fetten, schwarzen Schwaden nach Süden verzogen. Doch die Schiffe behielten ihren Kurs bei. Don Augusto und Don Lope wollten genau wissen, was vorging – und ob möglicherweise das vermißte Schiff „San Carmelo“, das zum Verband gehört hatte, dort in einen Kampf verwickelt war.

      Hoch am Wind segelten die Galeonen mit Backbordhalsen und über Steuerbordbug liegend, liefen gute Fahrt und waren von ihrem Ziel nicht mehr weit entfernt. Sie bewegten sich in Kiellinienformation, denn immer wieder mußten sie den gefährlichen Unterwasserbarrieren ausweichen, die sich ihnen in den Weg schoben.

      Ohne den Lotsen, der auf dem Achterdeck zwischen Don Lope und Don Augusto stand, wäre das nicht möglich gewesen. Unweigerlich wären die Schiffe auf die Riffe gelaufen und hätten auf dieser mörderischen Falle ihre Reise beendet.

      Don Lope hatte seine Pistole in der Hand, er war bereit, den Lotsen jederzeit durch einen Schuß niederzustrecken, falls er wagte, sie in eine Falle zu führen, die dem Geleit zum Verhängnis wurde. Er, Don Lope, hatte diesen Kerl gezwungen, die Aufgabe zu übernehmen, aber er war immer noch nicht sicher, ob er ihm trauen durfte.

      Der Kerl gehörte zu den Piraten von Mardengos Bande, die nach der Schlacht bei Daytona gefangengenommen worden waren. Don Augusto hatte sie bereits verhört, aber sie hatten alle dichtgehalten und nichts über Mardengo und dessen Schlupfwinkel, nach dem die Spanier seit Jahren fahndeten, verraten.

      So war der Verband bis zu den Marquesas-Inseln gesegelt und hatte dort vergeblich nach Mardengo, nach dem englischen Freibeuter, der den Schatz von St. Augustine an Bord hatte, und nach der „San Carmelo“ gesucht. Die ganze Aktion war ein Schlag ins Wasser gewesen. Was sollte Don Augusto jetzt noch tun? Er war ratlos; doch dann waren die Kanonenschüsse gefallen, die nicht nur Don Lope und ihn, sondern die Besatzungen der sieben Galeonen alarmiert hatten.

      Don Lope ließ den Piraten nicht aus den Augen. So entging ihm auch nicht die äußere Veränderung des Mannes. Er war kalkweiß im Gesicht geworden und schwitzte. Seine Lippen bebten leicht, sein Blick war starr vorausgerichtet. Kaum noch zu vernehmen waren die Worte, mit denen er die erforderlichen Kurskorrekturen gab.

      „Was ist los?“ fragte Don Lope lauernd. „Ist dir schlecht? Hast du erkannt, um welche Insel es sich handelt?“

      „Es geht mir gut. Ich kenne diese Insel nicht.“

      „Du verheimlichst uns etwas“, zischte Don Lope. „Du weißt, wer da in die Gegend feuert, nicht wahr?“

      „Ich weiß es nicht.“

      „Mir kannst du nichts vorschwindeln“, sagte Don Lope. „Heraus mit der Sprache – wie heißt die Insel? Und was erwartet uns dort?“

      Der Mann schwieg. Don Lope stieß einen Fluch aus und rammte ihm den Kolben seiner Pistole in den Leib. Stöhnend krümmte sich der Pirat. Don Lope stieß noch einmal zu, dann versetzte er ihm zusätzlich einen Tritt und verfolgte, wie er auf die Planken sank.

      „Sprich – oder ich töte dich!“ schrie er ihn an. „Was geht hier vor? Du weißt es!“

      Der Mann antwortete wieder nicht. Don Lope wollte sich auf ihn stürzen, doch jetzt war es Don Augusto, der ihn zurückhielt.

      „Schluß“, sagte Don Augusto. „Das geht selbst mir zu weit, werter Don Lope.“

      „So?“ Don Lopes Gesicht war zu einem höhnischen Ausdruck verzerrt. „Haben Sie Mitleid mit diesem Hundesohn? Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein.“

      „Ich bedaure ihn nicht. Aber wir brauchen ihn noch.“

      „Merken Sie denn nicht, daß hier etwas faul ist, Don Augusto?“ sagte Don Lope heftig.

      „Wir sehen uns die Insel genau an, ehe wir sie anlaufen. Ich weiß mich vor Fallen zu schützen – und ich habe bislang noch keine solche Niederlage wie Sie erlitten, mein Bester.“ Scharf war seine Stimme geworden, und Don Lope zuckte fast zusammen, als er die Anspielung auf die Ereignisse in Fort St. Augustine vernahm.

      Er schwieg und ließ zu, daß der Lotse sich erhob. Der Pirat trat wieder an die Querbalustrade des Achterdecks und blickte voraus. Pirates’ Cove war jetzt mit dem bloßen Auge zu erkennen.

      Der Pirat konnte das Zittern seiner Hände und Lippen kaum noch verhindern. Er hatte Angst, aber nicht vor Don Augusto und Don Lope. Er fürchtete sich vor der Rache, die Mardengo, Gato und Oka Mama an ihm üben würden, wenn sie erfuhren, daß er die Spanier zu dem geheimen Schlupfwinkel geführt hatte. Sie würden ihm nicht verzeihen und ihn eines grausamen Todes sterben lassen.

      Der Pirat schloß die Augen. Es wäre besser gewesen, wenn er sich in der Vorpiek der „Santa Veronica“ von Don Lope hätte umbringen lassen. Aber jetzt ließ sich daran nichts mehr ändern. Er mußte den Dingen ihren Lauf lassen und konnte sie nicht mehr beeinflussen. Keine Stunde würde vergehen, und der Verband hatte Pirates’ Cove erreicht.

      Mardengo stand breitbeinig vor Carberry und blickte ihn triumphierend an.

      „Du blutest wie ein Schwein, Kerl“, sagte er. „Du wirst langsam und elend verrecken. Ihr alle werdet sterben, das schwöre ich dir. Es war ein schwerer Fehler von euch, uns hierher zu folgen.“

      Carberry grinste. Er hatte immer noch große Schmerzen, und

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