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Schiffsjunge mit dem pfiffigen Gesicht. Er hatte tatsächlich eine glimmende Lunte in der Hand und stand neben der Culverine, die auf das Wrack ausgerichtet war.

      Beim Klang der Donnerstimme zuckte er zusammen. Sein Gesicht lief knallrot an.

      „Ich dachte doch nur, Sir …“ stammelte er kläglich. „Schließlich bin ich doch …“

      „Ein Affenarsch bist du, ein ganz …“

      „Profos“, mahnte der Seewolf sanft, „wir haben eine Lady an Bord. Ich bitte um Mäßigung.“

      „Aye, aye, Sir, wir haben eine Lady an Bord“, stotterte der Profos verwirrt.

      Aber er sah Hasard lächeln, und außerdem nahm die Rote Korsarin solche Worte nicht weiter krumm. Ihre Kerle nahmen erst recht kein Blatt vor den Mund, im Gegensatz zu ihnen wirkten die Seewölfe wie anständige Chorknaben.

      „Und außerdem“, sagte Hasard ebenso sanft, „weshalb sollte unser Kleiner nicht auch einmal eine Kanone abfeuern? Hier kann er keinen Schaden anrichten, aber er lernt damit umzugehen. Und du kennst ja meinen Grundsatz, Ed: Man kann nie genug lernen, und man kann nie früh genug damit anfangen. Also zeige es ihm, und laß ihn auch mal feuern! Ihr könnt anfangen!“

      „Aye, aye, Sir!“ sagte der Profos.

      Er nahm den Bengel am Kragen und baute ihn vor der Culverine auf. Seine Stimme war sehr leise, und immer wieder drehte er sich verstohlen nach dem Seewolf um.

      „Hör zu, du lausiger Affenarsch“, flüsterte er. „Wenn ich deinetwegen noch mal einen Anschiß kriege, dann, dann werde ich dir die Haut von deinem Affenarsch in Streifen abziehen und sie im Großmars zum Trocknen aufhängen. Hast du das kapiert, du Laus?“

      „Aye, Sir“, schluckte der Bengel, der Bill hieß. Dann raffte er seinen ganzen Mut zusammen und sah den riesengroßen Profos treuherzig an.

      „Sir, ich habe mal gehört, daß Sie das nicht immer so meinen, wie Sie das sagen. Ich meine mit dem Affenarsch und so. Die anderen sagen immer, Sie hätten in Wirklichkeit ein weiches Herz.“

      Dem Profos verschlug es heute zum wiederholten Mal schlichtweg die Sprache.

      Er stemmte die mächtigen Arme in die Hüften, schob sein gewaltiges Rammkinn vor und sah den Bengel drohend an.

      „Da hast du dich aber gewaltig verhört, du Rotznase. In Wirklichkeit habe ich ein Herz aus Eisen, so hart wie ein Anker. Und wenn du jetzt vorbeischießt und das Wrack nicht triffst, dann werde ich dir deinen lausigen … Ach was, der Teufel holt dich dann von ganz allein. So, und jetzt ’raus damit! Halt die Lunte an das Zündloch, du Spund! Tiefer!“ brüllte er. „Und hast du dich auch verdammt noch mal überzeugt, daß die Kanone richtig ausgerichtet ist, was, wie?“

      „Ja, Sir, das habe ich.“

      Mit stolzgeschwellter Brust hielt der Bengel die Lunte an das Zündloch, bis der Funke sich auf das Zündkraut fraß.

      Das Pulver ging hoch, vor das Rohr legte sich eine dichte Wolke, und die schwere Culverine ruckte auf ihren Holzrädern zurück, bis sie von den Brooktauen aufgefangen wurde.

      „Treffer!“ schrie der Bengel begeistert. „Ich hab getroffen, Mann, ich hab getroffen!“

      Seine Augen leuchteten, seine magere Brust hob sich stolzgeschwellt, und er sah sich nach allen Seiten um.

      „Dein Glück“, sagte der Profos nur. „Ich habe es auch nicht anders erwartet.“

      Unter der Wasserlinie des Wracks schlug es noch mehrmals ein. Das Holz knirschte, zerfetzte, Trümmer flogen durch das Wasser. Ein Siebzehnpfünder nach dem anderen haute den Rest des Wracks zusammen und verwandelte es in Kleinholz.

      Für die Seewölfe war das nichts weiter als eine Spielerei, die ihnen später eine Menge Zeit ersparen würde. Aber für den Bengel war es eine Heldentat. Er ganz allein hatte die Culverine geladen und abgefeuert. Und er hatte getroffen. Das erfüllte ihn mit einem niegekannten Stolz.

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