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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 587. Burt Frederick
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 587
Год выпуска 0
isbn 9783966880015
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Wer ist hier der Kapitän?“ schnaubte er in schaurigem Spanisch.
„Der bin ich“, erwiderte Hasard mit einem kalten Lächeln, ebenfalls auf Spanisch.
„Name?“ Der Ire musterte ihn von Kopf bis Fuß.
„Philip Hasard Killigrew.“
Der Ire blinzelte. „Was für ein verdammter Name ist das?“ fragte er barsch.
„Einer, den ich mir nicht ausgesucht habe.“
„Ist das eine Antwort?“
„Der Frage angemessen“, sagte Hasard, und das Lächeln gefror in seinen Mundwinkeln. „Ich nehme nicht an, daß Sie sich zu einer Plauderstunde herüberbegeben haben. Sie haben uns einen Schuß vor den Bug gesetzt und werden uns sicherlich erklären, was Sie dazu berechtigt und wer Sie sind.“
Die Augen des irischen Kapitäns wurden schmal. Er holte Luft. Sein Brustkasten schien dabei anzuschwellen. „Ich bin Cormac O’Sirideáin, Kommandant der ‚Galway‘. Schiff und Besatzung stehen in spanischen Diensten. Desgleichen die Männer, die ich nach Cádiz zu bringen habe, wo sie auf anderen spanischen Kriegsschiffen anmustern werden. Damit ist wohl klar, welches Recht ich habe, unbekannte Segler aufzubringen.“
„Begriffen“, erwiderte Hasard knapp.
Der Ire sprach seinen Namen nach der ursprünglichen gälischen Schreibweise aus. Die Engländer hatten daraus „Sheridan“ gemacht, wie sie alle irischen Eigennamen in ihre Sprache und ihre Schrift übertragen hatten und die Iren zwangen, eben diese Schreib- und Sprechweise zu übernehmen.
„Sie sprechen Spanisch“, sagte O’Sirideáin leise und lauernd. „Aber der Lappen da oben ist ja wohl keine spanische Flagge, oder?“
„Richtig bemerkt“, sagte der Seewolf. „Wir sind freie Korsaren und haben unsere eigene Flagge. Und Spanisch spreche ich nur, weil Sie mich darin angesprochen haben.“
Die Augen des Iren waren nur noch ein Strich unter den buschigen Brauen. „Korsaren? Was ist Ihre Muttersprache, Mann?“
Hasard sah, daß O’Sirideáin längst einen Verdacht hegte, was nicht verwunderlich war, als er den Namen Killigrew gehört hatte.
„Englisch“, antwortete der Seewolf knapp.
Die Augen O’Sirideáins öffneten sich weit, seine Gesichtshaut verfärbte sich zu einem hellen Rot.
„Engländer!“ brüllte er. Die Adern an seinem Hals schwollen an. „Ihr seid verfluchte Engländer!“ Er riß die Pistole unter seinem Gürtel hervor und legte sie auf den Seewolf an. Das Zittern, das seinen ganzen Körper erfaßt hatte, ging auf die schwere Waffe über. „Verfluchte Engländer!“ brüllte er abermals. Er war zu einem gälisch-rollend klingenden Englisch übergewechselt.
Die Arwenacks standen sprungbereit. Ihre Muskeln waren angespannt. Ben Brighton, Dan O’Flynn und Don Juan hatten die Kolben ihrer Einschüssigen gepackt.
Cormac O’Sirideáin spürte es bei all seiner schäumenden Wut: Wenn er den Zeigefinger krümmte, würde er im nächsten Atemzug ein toter Mann sein – trotz seiner beiden Begleiter und trotz der Musketenschützen auf der Karavelle.
O’Sirideáin ließ die Waffe sinken.
Doch sein Zorn war ungebrochen. „Ihr Schiff ist beschlagnahmt, Killigrew“, sagte er mit bebender Stimme. „Sie und die gesamte Besatzung sind Gefangene der spanischen Krone. Ergeben Sie sich freiwillig, dann ersparen Sie es mir, Gewalt anzuwenden.“
Bevor Hasard antworten konnte, meldete sich Don Juan mit einer raschen Handbewegung zu Wort.
„Ich bin Spanier“, sagte er, an den Iren gewandt. „Meine Anwesenheit an Bord läßt Ihnen vielleicht klarwerden, daß Sie es hier mit einer völlig neutralen Crew zu tun haben. Mister Killigrew und meine übrigen Freunde sind weder Feinde der Spanier noch Feinde der Iren. Als freie Korsaren …“
„Engländer sind Engländer!“ überbrüllte O’Sirideáin den Schlichtungsversuch des Spaniers. „Und Sie, Señor, sollten sich schämen, mit verdammten Britenbastarden auf einem Schiff zu fahren!“
De Alcazar schwieg. Er sah ein, daß es keinen Sinn hatte. Ein Mann von der Sorte dieses irischen Hitzkopfs war nicht zu überzeugen.
„Verschwinden Sie von Bord, O’Sirideáin“, sagte der Seewolf eisig. Der sechsschüssige Drehling lag so plötzlich in seiner Hand, als sei er hineingezaubert worden.
Auch Ben, Don Juan und Dan zogen ihre Pistolen.
O’Sirideáin erbleichte. Die beiden Männer hinter ihm zögerten. Die Waffen, die sie im Anschlag hielten, nutzten ihnen angesichts der Übermacht nicht viel.
„Engländerschwein!“ zischte O’Sirideáin. „Das wird dir noch leid tun.“
„Ich könnte Sie auf der Stelle gefangennehmen“, entgegnete Hasard, äußerlich völlig ruhig. „Halten Sie meinetwegen von Engländern, was Sie wollen. Scheren Sie meinetwegen alle über einen Kamm – es ändert nichts daran, daß Sie sich in diesem Fall im Ton vergriffen haben. Meine Männer und ich hatten Ihnen gegenüber keine feindseligen Absichten, und wir haben es auch jetzt noch nicht. Kehren Sie zurück an Bord Ihrer Karavelle, O’Sirideáin. Sollten Sie das Feuer eröffnen, werden wir nicht versuchen, davonzulaufen.“
Das Gesicht des Iren war verzerrt in dem mühsamen Bestreben, seine Wut zu unterdrücken.
„Ich schieße euch zu Klump, verfluchtes Engländerpack!“ sagte er, und seine Stimme zitterte noch mehr als zuvor. Er wandte sich ab und stapfte davon.
Die beiden Kerle folgten ihm eilig und streckten verstohlen ihre Einschüssigen weg, als wollten sie niemanden unnötig herausfordern. Im Gegensatz zu ihrem Kapitän schienen sie begriffen zu haben, daß sie ihr Leben nur der Fairneß des hochgewachsenen Mannes verdankten, den O’Sirideáin so ungerechtfertigt beleidigt hatte.
Mit hastigen Riemenschlägen pullten die Iren zurück zur Karavelle.
Die Musketenschützen standen noch immer mit schußbereiten Waffen hinter der Verschanzung.
Niemand an Bord der Schebecke sprach ein Wort. Die Fassungslosigkeit des Seewolfs und der Arwenacks war zu groß.
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