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brannten Lampen, Laternen und Fackeln, und der Wein machte es leichter, ein Mädchen zu erobern.

      Die Seesoldaten, die in der Garnison von Juchitán stationiert waren, hatten es gut. Wenig Dienst, nur gelegentliche Küstenfahrten. Um so mehr Gelegenheit bestand, den Sold an den langen Abenden in hemmungsloses Vergnügen umzusetzen.

      Die drei Soldaten hatten sich einen vom Blitz gefällten Baum als Sitzgelegenheit ausgesucht. Ihre Pferde standen fünf Yards entfernt und rissen saftiges Gras in großen Büscheln aus dem Boden. Das Mahlen ihrer Zähne war das einzige Geräusch in der Finsternis.

      Paco Sereno sah sich immer wieder um. Die Sinnlosigkeit seiner Unrast erkannte er nicht. Nichts war zu erspähen, und wenn man die Augen noch so sehr anstrengte. Denn der Dschungel war wie eine schwarze Wand, die man beim besten Willen nicht mit Blicken durchdringen konnte. In der entgegengesetzten Richtung, vom Lager her, tat sich ebenfalls nichts.

      „Die haben uns vergessen“, wisperte Sereno. „Ich sage euch, die haben uns vergessen. Wir hocken hier die ganze Nacht über mit knurrendem Magen, und morgen früh fällt ihnen beim Appell auf, daß drei Mann fehlen. So wird es kommen. Verlaßt euch drauf.“

      Sereno nahm den Helm ab und fuhr sich zum wiederholten Male durch das strähnige schwarze Haar. Er war ein schlanker, mittelgroßer Mann. Das Weiße seiner Augen bewegte sich unablässig, da er fortwährend von einer Richtung in die andere blickte.

      „Hunger hast du also“, sagte sein Nebenmann spöttisch – Rubio Fungador, ein bulliger Katalane. „Und das ist wirklich alles, was dich plagt?“

      Sereno ruckte herum.

      „Wie meinst du das?“

      „Ich meine es so, daß du vielleicht die Hosen voll haben könntest.“ Das Blitzen von Fungadors Zähnen war zu sehen, als er grinste.

      „Nicht ganz“, entgegnete Sereno. „Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut. Das gebe ich zu. Oder behagt dir der Gedanke, daß da womöglich ein paar Engländer hinter uns im Dickicht lauern und nur darauf warten, uns die Kehle durchzuschneiden?“

      „Das sollen sie nur versuchen“, sagte Fungador mit dröhnender Selbstsicherheit. „Dann werden sie ihr blaues Wunder erleben.“

      „Leise!“ zischte Sereno. „Am besten grölst du noch lauter, damit sie uns auch schnell genug finden.“

      „Ich glaube, du hast doch die Hosen voll“, sagte der Katalane mitleidig. „Nimm dir unseren kleinen Hochwohlgeborenen als Beispiel. Der verrichtet seinen Dienst, wie es sich gehört – schweigend, aufmerksam und mit gespitzten Ohren.“

      „Laß ihn in Ruhe“, sagte Sereno ärgerlich. „Er hat dir nun wirklich nichts getan.“

      „Habe ich das gesagt?“

      „Nein, aber ich kenne dich. Wenn dir sonst nichts mehr einfällt, ziehst du über ihn her.“

      „Von mir wird er nicht besser und nicht schlechter behandelt als jeder andere“, brummte Fungador.

      „Tu nicht so! Dir hat es schon immer gefallen, über Schwächere herzuziehen.“

      „Hört, hört! Scheint so, als ob du schon jetzt vor dem Kerlchen katzbuckelst. Könnte ja sein, daß aus ihm mal ein Teniente wird, vor dem man strammstehen muß, nicht wahr? Früh übt sich, was ein rechter Speichellecker werden will. Stimmt’s?“

      „Jetzt reicht’s!“ knurrte Sereno. Er wollte aufspringen.

      Der, von dem zuletzt die Rede gewesen war, hinderte ihn mit einem vernehmlichen Räuspern daran. Estebán de la Madrid, ein schmalgesichtiger Jüngling, saß mit einem Yard Distanz auf dem Baumstamm. Während der letzten halben Stunde hatte er sich mit keiner Silbe an dem Gespräch der beiden Soldaten beteiligt.

      „Gib dir keine Mühe, Paco“, sagte er energisch. „Du wirst ihn doch nicht belehren. Aber wenn ich erst mal Teniente bin, dann lasse ich ihn zur Strafe den Stall mit dem Eßbesteck ausmisten.“

      Der Katalane wandte sich um. Einen Moment sah er den jungen Offiziersanwärter stumm an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.

      „Himmel noch mal, unser kleiner Hochwohlgeborener hat ja Humor! Mann, Paco, der hat mehr Humor als wir beide zusammen!“

      „Still!“ fauchte Sereno. „Willst du den ganzen Dschungel aufscheuchen?“

      „Wenn ich die Señores mal auf die Tatsachen hinweisen darf“, sagte de la Madrid in jenem näselnden Tonfall, mit dem die anderen so gern die Offiziere nachzuäffen pflegten. „Erstens haben wir uns schon vor Einbruch der Dunkelheit an dieser Stelle befunden, und zweitens sind wir den Engländern gegenüber so oder so im Nachteil.“

      „Wieso denn das?“ fragte der Katalane erstaunt. „Ich warne dich. Wenn du uns wieder irgendwie aufs Kreuz legen willst …“

      Estebán de la Madrid lächelte. Aber es war in der Dunkelheit nicht zu sehen. Mit seinen raffinierten Wortspielen gelang es ihm nicht selten, die einfachen Gemüter restlos zu verwirren. Doch daran war ihm diesmal nicht gelegen. Er empfand selbst jenes Unbehagen, das Paco Sereno so unverblümt ausgedrückt hatte.

      „Es war ein absolut unsinniger Befehl, uns ausgerechnet hier zu postieren“, sagte der Offiziersanwärter. „Ich würde einen solchen Befehl niemals erteilen. Unsere Aufgabe sollte es sein, zu beobachten und den Gegner gegebenenfalls an einen Ort zu binden, bis Verstärkung eintrifft.“

      „Du meinst, die Kerle fesseln?“ sagte Sereno erstaunt. „Wie sollen wir denn das fertigkriegen?“

      „Unsinn“, entgegnete de la Madrid. „Binden heißt in diesem Fall, sie zu zwingen, auf einem Fleck zu bleiben. Beispielsweise, indem wir sie ständig beschießen und auf diese Weise in Deckung zwingen. Klar?“

      „Klar“, brummten Sereno und Fungador im Chor.

      „Zu dem Zweck“, fuhr de la Madrid fort, „wäre es sinnvoller gewesen, uns auf einem nahen Hügel zu postieren. Dort hätten wir erstens einen besseren Überblick und wären zweitens weit genug vom Dschungel entfernt, um vor Überraschungen sicher zu sein.“

      „Verdammt, ja“, murmelte der Katalane verblüfft. „Du hast recht, Kerlchen. Ich glaube, aus dir wird doch mal ein guter Teniente.“

      „Und ein guter Primer Teniente und ein guter Capitán“, sagte Sereno. „Das habe ich immer gewußt. Wir werden noch mal stolz darauf sein, daß er bei uns in die Lehre gegangen ist.“

      „Wir haben nur einen kleinen Trost“, fuhr de la Madrid in schulmeisterhaftem Ton fort. „Wenn sich die Kerle im Dschungel anschleichen, werden wir sie stören. Niemand bewegt sich in dem Dickicht lautlos. Das können sie einfach nicht schaffen.“

      Sereno und Fungador nickten und empfanden Erleichterung. Die Worte des kleinen Hochwohlgeborenen klangen so überzeugend, daß man einfach daran glauben mußte.

       2.

      Hasard blickte durch den handbreiten Zwischenraum zwischen zwei Zaunplanken. Ein Weg von etwa einem Yard Breite trennte ihn von dem angrenzenden Geviert. Zwischen allen eingezäunten Bereichen gab es diese Kontrollwege, keiner grenzte direkt an den anderen.

      Hasard brauchte nicht herumzurätseln, um den Grund herauszufinden. Auf diese Weise hatte man mögliche Revolten der Geknechteten schnell im Griff. Ein paar Tromblons, durch die Planken geschoben, genügten schon. Mit weit gestreutem, gehacktem Blei machten diese Waffen im Handumdrehen eine ganze Gruppe von Gefangenen kampfunfähig.

      Capitán Carraldo hatte seine Erfahrung im Umgang mit Wehrlosen.

      Der Seewolf bemerkte ein mattes Augenpaar im Halbdunkel auf der anderen Seite des Weges. Die Augen, zwischen zwei Planken, betrachteten das, was die Zaunbretter von ihm sehen ließen.

      „Sprichst du Spanisch?“ fragte Hasard halblaut.

      „Si, Señor. Aber – ich verstehe

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