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sie den Mittschiffsbereich auf. Hier konnte sich Webster davon überzeugen, daß sich der Weißbart weder getäuscht noch irgendwie übertrieben hatte. Da waren sie, die eindeutigen Geräusche. Und Smead war sogar sicher, daß sie an Lautstärke noch zugenommen hatten. Er war entsetzt und schockiert.

      Der Großmeister fackelte nicht lange und warf sich gegen das Schott der Kammer. Da der von innen vorgeschobene Riegel standhielt, mußte auch Orman Smead mit einschreiten. Gemeinsam brachen die Männer das Schott auf. Sie stürzten in die Kammer. Webster rutschte aus und fiel sofort hin. Smead stolperte über ihn. Webster wollte fluchen, biß sich aber sofort auf die Unterlippe. Er rappelte sich wieder auf und packte den Mann, der aus der Koje sprang und zu entwischen versuchte.

      Das Mädchen hockte aufrecht in der Koje und preßte die Decke gegen die Brust.

      „Nein“, flüsterte sie erschrocken. „Nein, bitte nicht. Nur das nicht.“

      Der Seemann versuchte, sich loszureißen. Aber da war er bei Webster an der falschen Adresse. Webster schleuderte ihn gegen die Wand und drosch mit der Neunschwänzigen auf ihn ein.

      „Natter!“ brüllte er. „Hurenbock!“

      Der Seemann brach unter den klatschenden Hieben zusammen. Die junge Frau schrie auf.

      „Laß ihn in Ruhe!“ rief sie.

      Da griff auch Orman Smead ein, der nun weiß Gott nicht mehr an sich halten konnte. Wütend verpaßte er dem Mädchen zwei schallende Ohrfeigen. Sie sank schluchzend auf die Koje.

      „Hure!“ brüllte Smead. „Schäm dich!“

      „Schämt euch!“ brüllte auch Webster.

      Inzwischen war das ganze Schiff lebendig geworden. Trappelnde Schritte näherten sich, Rufe wurden laut. Die Mitglieder der Gemeinde Jehovas wollten wissen, was los war.

      Webster blieb ihnen keine Erklärung schuldig. Mit brutaler Gewalt zerrte er den Seemann auf den Gang hinaus.

      „Da!“ schrie er. „Seht ihn euch an! Er ist ein Verbrecher! Ein geiler Hurenbock!“

      „Pfui Teufel!“ schrie eine Frau.

      „Er hat sich mit dieser Hure eingelassen!“ stieß Smead hervor.

      „Sünder!“ riefen einige Gläubige.

      „Sie müssen verurteilt werden!“ kreischte eine Frau.

      „Ja“, sagte Jeremiah Josias Webster. „Sie werden das empfangen, was sie verdient haben! Aber erst, wenn wir die Neue Welt erreicht haben! Der Herr will, daß sie erst dort ihre gerechte Strafe erhalten!“

      „Recht so!“ riefen die Gemeindemitglieder.

      „Abführen!“ befahl Webster und deutete auf den Seemann. „Sperrt ihn in die Vorpiek! Dort soll er schmoren und über seine üblen Sünden nachdenken!“

      Vier Männer schleppten den Seemann weg. Smead hatte derweil das Mädchen aus der Koje geholt und stieß sie in den Gang. Verächtlich blickte Webster sie an.

      „Teufelsweib“, sagte er kalt.

      Sie warf sich vor ihm auf die Knie und versuchte, sich an seinen Beinen festzuklammern.

      „Erbarmen!“ jammerte sie. „Es war keine Absicht!“

      „Was dann?“ fragte der Großmeister höhnisch.

      „Fleischeslust“, sagte Orman Smead.

      „Es wird nicht wieder geschehen!“ wimmerte das Mädchen.

      Webster stieß sie von sich. „Weiche von mir, Satan!“ schrie er.

      Kurz darauf wurde auch die junge Frau abgeführt. Auf Websters Geheiß hin sperrte man sie ins Kabelgatt. Alle kehrten auf ihre Plätze zurück. Orman Smead trat auf die Kuhl, schaute zum Mond und zu den Sternen auf und begann zu beten.

      Jeremiah Josias Webster indes kehrte ärgerlich in seine Kapitänskammer zurück und genehmigte sich noch einen Becher Wein – zum Trost. Denn eigentlich hatte er vorgehabt, sich die junge Frau, die sich mit dem Seemann eingelassen hatte, in die Koje zu holen. Aber diesen Plan konnte er vorerst vergessen. Er mußte sich eine andere suchen, der er den Teufel aus dem Leib trieb.

      Doch in dieser Nacht wurde daraus nichts mehr. Es herrschte zuviel Betrieb an Bord der „Kyrie eleison“. Zu leicht konnte man beim Liebesspiel ertappt werden. Da war es schon besser, sich in Enthaltsamkeit zu üben.

      Verdammter Mist, dachte Jeremiah Josias Webster, elendes Pack. Fahrt doch von mir aus alle zur Hölle. Hätte die Gemeinde geahnt, welche frommen Wünsche der Großmeister und Erhabene für sie hegte, hätte es sicherlich einigen Aufruhr gegeben. Aber keiner ahnte etwas. Sie alle waren Webster verfallen und wie von einem Wahn besessen. Dieser Wahn sollte noch schlimme Folgen haben.

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