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       Davis J. Harbord

Das Ende Mardengos

      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-753-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       1.

      Ende September 1593, Lake Salvadore, südlich des Mississippi.

      Drei Segler lagen am nördlichen Rand des Sees vor Anker – die „Isabella IX.“ der Seewölfe, die „San Donato“, die von den Timucuas unter ihrem Häuptling Shawano gekapert und aus dem spanischen Stützpunkt an der Waccasassa Bay entführt worden war, und eine kleine Zweimastkaravelle.

      Und da war noch ein viertes Fahrzeug, jedoch kein Segler, sondern eine Art Arche, nämlich das ziemlich bunt bemalte Hausboot des Buddy Bolden und seiner „Großfamilie“ von ehemaligen Negersklaven, die es samt und sonders geschafft hatten, nunmehr ein Leben in Freiheit führen zu können.

      Mit der Zweimastkaravelle hatte es seine eigene Bewandtnis. Vor nicht allzu langer Zeit war sie noch von Abenteurern, Glücksrittern, Goldsuchern und ähnlichen Leuten bemannt gewesen, die gemeint hatten, in dem neuen, unbekannten Land Amerika schnell reich werden zu können.

      Diesen Traum hatten sie begraben müssen, weil sich der Schnapphahn Duvalier und zehn Kerle seiner Restbande der Karavelle bemächtigt hatten. Ein Zufall hatte daraufhin diese elf Galgenstricke mit ihrer Beutekaravelle nach Pirates’ Cove, dem früheren Schlupfwinkel Mardengos und seiner Piratenbande, geführt. Dort waren inzwischen nach ihrer Flucht aus dem spanischen Stützpunkt Pensacola Mardengo, seine Mutter Oka Mama und der ebenfalls klägliche Rest von vierzehn Mann seiner Bande gelandet.

      Wie nicht anders zu erwarten, hatten sich beide Banden erst einmal kräftig geprügelt, bis sich herausstellte, daß die Mardengo-Kerle und die Duvalier-Kerle einen gemeinsamen Feind hatten – die Seewölfe und Philip Hasard Killigrew, von denen beide Piratenbanden ganz gehörig gerupft worden waren, und zwar derart gerupft, daß sie kaum noch irgendeine Substanz hatten.

      Mardengo, Oka Mama, Duvalier und vierundzwanzig Schlagetots – das war zwar noch keine ansehnliche Streitmacht, aber immerhin, man hatte ein Zweckbündnis geschlossen, wobei Mardengo auf die Zweimastkaravelle scharf war, während Duvalier seinen scheeläugigen Blick mit entsprechenden Hintergedanken auf eine Schatztruhe gerichtet hatte, die sich im Besitz Mardengos und Oka Mamas befand – letztes Überbleibsel seiner auf Pirates’ Cove gehorteten Schätze.

      Beide Banden hatten Wiederholt Niederlagen gegen die Seewölfe einstecken müssen und dabei Schiffe, Kumpane und ihre bisherige Beute verloren. Beide Banden waren zum Torso geschrumpft, hätten ihre Wunden lecken und einsehen sollen, daß es zwecklos war, einen nochmaligen Waffengang gegen die Seewölfe zu wagen.

      Aber der Wunsch nach Rache hatte ihnen den Verstand vernebelt, bei Mardengo noch mehr als bei Duvalier, was wohl damit zusammenhing, daß Mardengos Pleite noch größer als die des Franzosen war. Außerdem war Mardengo immer noch dem Wahn verfallen, er könne seinem Gegner, dem „schwarzhaarigen Bastard“ aus England, das Wasser reichen. Da war er stur und unbelehrbar.

      Das Unternehmen gegen die Seewölfe auf dem Lake Salvadore, das die beiden vereinigten Banden in der letzten Nacht durchgeführt hatten, war zu einem totalen Fiasko geworden. Nichts hatte geklappt. Sie waren von den Timucuas, den Schwarzen Buddy Boldens und den Seewölfen ganz erbärmlich zusammengedroschen worden, der letzte Besitz Mardengos, die Schatztruhe, war von den Seewölfen vereinnahmt worden, und sie selbst hockten oder lagen jetzt gefesselt im Laderaum ihrer Zweimastkaravelle.

      Diese Niederlage also war endgültig, daran gab es nichts zu rütteln und zu deuteln. Oder doch?

      Zunächst war es das Übliche: Einer schob dem anderen die Schuld zu. Duvalier motzte herum, er habe ja gleich gewußt, daß die Sache schiefgehen müsse. Gegen das Indianerpack und die Nigger habe man vielleicht eine Chance gehabt, aber nicht gegen die englischen Hundesöhne. Da hatte er gar nicht so unrecht, aber wenn er es „gleich gewußt“ hatte, dann war zu fragen, warum er mit seinen Kerlen an der „Sache“ überhaupt teilgenommen hatte. Er hätte es ja bleibenlassen können.

      In diese Kerbe hieb denn auch sofort Okachobee, genannt Oka Mama, die indianische Mutter Mardengos. Und sie keifte: „Ich hab’s ebenfalls gleich gewußt, du verdammter Franzose, daß du nämlich ein feiger Köter bist, der schon zu jaulen anfängt und den Schwanz einzieht, bevor es Dresche gibt …“

      „Halt’s Maul, du alte Schachtel!“ fauchte Duvalier zurück. „Weibern wie dir sollte man den vertrockneten Hals umdrehen …“

      Hier gelangte er auch nicht weiter, weil nunmehr Mardengo dazwischenfuhr und sinnloserweise damit drohte, der „französischen Kanaille“ die Zähne einzuschlagen.

      Mit dieser Drohung erntete er lediglich ein höhnisches Gelächter Duvaliers und seiner zehn Kerle. Sie waren ja alle gefesselt, und keiner konnte zur Zeit dem anderen an die Gurgel gehen, auch wenn er’s gern getan hätte.

      Das Zweckbündnis war zerplatzt wie eine Seifenblase, und die Kerle waren nicht in der Lage, nüchtern und sachlich ihre Situation zu überdenken, wobei sie eigentlich hätten froh sein können, daß sie noch nicht an der Rah baumelten.

      In der ersten Nacht, die sie im Laderaum der Zweimastkaravelle hatten zubringen müssen, waren sie noch zu geschockt von der Niederlage gewesen. Einige hatten auch eine ganze Weile gebraucht, um in die Wirklichkeit zurückzukehren, vor allem jene, deren Köpfe mit prächtigen Beulen verziert waren.

      Am nächsten Tag hatten sie jeweils zu dritt an Deck gedurft und waren sogar verpflegt worden. Das hatten die Timucuas übernommen, von denen sie auch bewacht wurden.

      Als die zweite Nacht dann anbrach, hatte auch das Fluchen begonnen, gemischt mit den gegenseitigen Vorwürfen. So ging das also jetzt hin und her, bis einer der indianischen Wächter, der gebrochen Spanisch sprach, die Plane über der Luke zurückschlug und freundlich verkündete, er werde jedem die Kehle durchschneiden, der meinte, jetzt noch herumlärmen zu müssen. Er hatte dabei auch ein feines, langes Messer gezeigt und im Licht einer Laterne einen Holzspan vom Lukensüll mit der Klinge abgespant, einer sehr scharfen Klinge, wie sie alle hatten sehen können. Denn sie war durch das Holz wie durch Butter geglitten.

      Da war Ruhe gewesen, denn jeder hatte das feine, lange Messer bereits an der Kehle gespürt. Und nicht wenige dieser Schnapphähne hielten die „roten Hunde“ für unberechenbar, wenn nicht gar für mordlüstern.

      Oka

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