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Seewölfe Paket 20. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 20
Год выпуска 0
isbn 9783954397792
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Ausnahmslos alle Männer waren auf Stationen. Alles was gebraucht wurde, lag so bereit, daß es nicht die geringste Verzögerung gab. Und sie waren gut aufeinander eingespielt.
Dan O’Flynn blickte angespannt zur „Pommern“. Ferris Tucker stand in lauernder Haltung an dem Abschußgestell für die Flaschenbomben. Arwenacks und Kolberger taktierten unkonventionell und waren an keine starren Verhaltensmuster gebunden, wie das bei den Dons der Fall war, die alles recht umständlich angingen. Da wurden erst lange Befehle gebrüllt, die umständlich weitergegeben wurden, und bis sie die Mannschaften erreichten, verging wertvolle Zeit. Niemand durfte bei den Dons eigenmächtig handeln. Es waren Seesoldaten, die nicht so gut aufeinander eingespielt waren und die nur einen begrenzten Rahmen zum Handeln hatten. Auch der lief haargenau nach einem bestimmten Schema ab und erlaubte keine Eigenmächtigkeiten.
Das war einer der Vorteile von Arwenacks und Kolbergern. Der andere bestand in den Tricks, Haken und Ösen, mit denen sie kämpften und ihre Gegner immer wieder überraschten.
Hasard peilte ein letztes Mal die Distanz. Er befand sich allein auf dem Achterdeck, außer dem Rudergänger Pete Ballie, denn jetzt wurde jede Hand gebraucht. Philip junior war ebenfalls eingesetzt worden, genau wie sein Bruder Hasard bei Dan.
Sie waren auf Schußweite heran und segelten stur weiter, um ihren Gegner in die Zange nehmen zu können. Der Zeitpunkt zum blitzschnellen Handeln war jetzt günstig.
„Klar zur Halse, Dan!“ rief Hasard zum Achterdeck des Zweideckers hinüber. „Wir greifen an – wie besprochen!“
„Aye, aye, Sir!“ schrie Dan zurück.
Von da an verwandelte sich die Szene zum Entsetzen der Dons schlagartig. Sie wurden so überrumpelt, wie sie es nie für möglich gehalten hätten:
Sofort nach dem Kommando liefen die Kurse beider Schiffe auseinander. Die Dons waren inzwischen noch etwas weiter aufgerückt.
Die „Caribian Queen“ begann ihre Halse zu fahren, während Hasard mit der „Pommern“ anluvte.
Dieses Manöver ließ die Dons noch näher heranrücken. So segelten die beiden Karavellen genau in die ihnen zugedachten Breitseiten hinein, ohne noch ausweichen zu können.
„Feuer!“ tönte es vom Achterdeck des Zweideckers.
„Feuer!“ dröhnte es auch auf der „Pommern“.
Als das ohrenbetäubende Donnern und Brüllen einsetzte, befanden sich die heransegelnden Dons nach wie vor in derselben Lage. Sie hatten noch nicht erkannt, daß die Gejagten plötzlich zu Jägern wurden. Das Taktieren mit dem grellen Sonnenlicht kriegten sie jetzt auf verheerende Art und Weise zu spüren.
Die Decks der „Caribian Queen“ erzitterten, als die Breitseite feuerspeiend und qualmend die Rohre verließ. Die schweren Eisenkugeln rasten hinaus und fraßen sich mit unglaublicher Wucht in die Karavelle hinein.
Der Donner der Geschütze war noch nicht verhallt, als er auch schon von Krachen und Splittern übertönt wurde. Der Fockmast der Karavelle flog davon und zersplitterte, als hätten ihn Riesenfäuste aus dem Kielschwein gerupft. Die Takelage barst, knallte und flog in einem wüsten Trümmerregen an Deck.
Auch in den Großmast schlug es krachend und splitternd ein. Die obere Hälfte des Mastes zersplitterte. Der Rest neigte sich nach achtern und begann zu fallen. Es war wie eine Kettenreaktion. Der zersplitterte Großmast donnerte mit Getöse auf den Besan und zertrümmerte ihn. Das alles geschah in Sekundenschnelle. Dann war die Karavelle, vom Deck aus gesehen, fast schon ein Wrack.
Aber zwei weitere Kugeln der großkalibrigen Rohre waren direkt an der Wasserlinie eingeschlagen und hatten große Löcher hinterlassen, gezackte Wunden, in die sich Wassermassen gierig ergossen.
Dazu kam die Wuhling auf der Karavelle. Die Seesoldaten waren unter Segeltuch, Fetzen, Leinen und Splittern begraben. Verwundete schrien ihre Schmerzen hinaus, doch in der allgemeinen Aufregung kümmerte sich niemand um sie. Jeder hatte genug zu tun, um sich selbst zu befreien. Die Soldaten rannten kopflos durcheinander oder suchten verzweifelt Deckung. Außerdem sahen sie nicht viel. Auch das Aufblitzen der Kanonenrohre war durch die grelle Sonne nicht bemerkt worden. Der Schreck war mehr als groß, so plötzlich beschossen zu werden.
Der achtern der „Pommern“ hersegelnden Karavelle erging es ähnlich. Auch dort war niemand auf diesen Angriff gefaßt. Im Gegenteil, sie waren es ja, die den Kerlen Manieren beibringen wollten. Daß sich das jetzt ins Gegenteil verkehrte, erfolgte reichlich überraschend und entnervte die Spanier.
Hasards Breitseite heulte zur selben Zeit durch die Luft. Al Conroy hatte mit der ihm eigenen Sorgfalt vorher alles überprüft und die Culverinen genau aufs Ziel justiert.
Zehn Rohre spuckten wildes Feuer und ließen dichten dunklen Pulverrauch aufsteigen.
Achteraus schlug es ein. Dicht an der Wasserlinie erschienen mehr als kopfgroße Löcher. Dann gab es den berühmten „Sonntagstreffer“, wie er nur selten erzielt wurde. Während Hasard noch zum Gegner blickte, um festzustellen, was die zehn Siebzehnpfünder angerichtet hatten, quoll aus einem der frisch gestanzten Löcher hellgrauer Rauch hervor. Der Rauch wurde dunkler, und eine kleine Flamme war durch die geknackte Bordwand zu erkennen.
„Da haben wir wohl ein Faß mit Olivenöl getroffen“, meinte Smoky, „viel war das ja nicht, aber …“
Sein „aber“ war vorerst das letzte Wort, denn der Sonntagstreffer entfaltete erst jetzt seine volle Wirkung. Wahrscheinlich hatte die glühend heiße Kanonenkugel Zugang zur Pulverkammer gefunden, ein bißchen angekokelt, herumgestreutes Pulver in Brand gesetzt und ein kleines Feuer ausgelöst.
Was jetzt folgte, war ein so gewaltiger Donnerschlag, als würden tausend Blitze zugleich durch die Luft zucken. Übergangslos entstand auf der Karavelle ein glühender, sich immer wilder aufblähender Feuerball, der das Schiff von innen nach außen buchstäblich zerfetzte.
Die grelle Explosion weitete sich nach den Seiten aus und stieg gleichzeitig immer schneller in die Höhe. Die zerfetzten Holzplanken und Splitter brannten schon, als sie noch nach allen Seiten davonflogen.
Eine Paradeschuß ist das, dachte Hasard und konnte es kaum fassen, daß die Karavelle schlagartig vom Meer geblasen wurde.
Für die Dons war das ein unverdaulicher Schock, der ihnen in die Knochen fuhr und sie lähmte.
Noch während sich die Überlebenden der einen Karavelle eiligst in die Boote absetzten, so gut das ging, begann auf der Galeone ein Höllenspektakel, das den Spaniern den letzten Nerv raubte. Durch den Explosionsdruck hatte es einige Kerle unmittelbar über Bord geweht. Die anderen waren in Deckung gegangen, um nicht die rotglühenden Trümmerstücke abzukriegen, die durch die Gegend wirbelten.
Das war das eine, was sie so nervte. Das andere war genauso schlimm, denn auf der spanischen Kriegsgaleone schlugen jetzt grelle Blitze ein, die funkensprühend heranrasten, in den Segeln steckenblieben und sich entzündeten. Das waren Shanes Brandpfeile, die mit tödlicher Präzision ihr Ziel trafen.
Eins der Segel stand bereits in Flammen. Die Spanier schrien wild durcheinander und rannten mal hierhin mal dorthin, um die überall aufflackernden Brände zu löschen.
Doch da gab es noch etwas, das sie pausenlos in Deckung zwang. Durch die Luft torkelten unförmige flaschenähnliche Dinger. Sie senkten sich auf den Decks nieder und explodierten mit bestialischer Geräuschentwicklung. Gleichzeitig ging ein glühender Regen aus Eisensplittern, Schrot und rostigen Nägeln nieder, der die Dons von den Beinen warf.
Ferris Tucker feuerte von dem Abschußgestell eine Flasche nach der anderen ab. Hin und wieder verfehlte eine die Galeone und explodierte im Wasser. Aber die anderen trafen und richteten Verwüstungen an.
Ein weiterer Pfeil, von Shane aus dem Großmars abgefeuert, setzte das zweite Segel in Brand. Eine explodierende Flaschenbombe verhinderte, daß die Dons den aufflackernden Brand löschen konnten.
Es