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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-860-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Ohne Pardon

       Sie waren harte Kämpfer – bis sie auf die Seewölfe stießen

       Zwei Zufälle trafen zusammen. Der eine beruhte darauf, daß Arne von Manteuffel, der Vetter des Seewolfs, in geheimer Mission und im Auftrag des Gouverneurs von Kuba nach Panama reiste, um dort herauszufinden, warum ein gewisser Hafenkapitän keine schmutzigen Gelder mehr an den Gouverneur zahlte. Und der andere Zufall wollte es, daß Sir John, der Papagei Edwin Carberrys, just zu der Stunde auf dem Gitter eines Zellenfensters saß, als Arne von Manteuffel mit seinem Gehilfen Jörgen Bruhn durch die Gasse schlenderte, an der das Gefängnis von Panama lag. Und weil Sir John mal wieder in übler Profos-Manier herumkrakeelte, wurde Arne aufmerksam und erfuhr, wer dort hinter Gittern saß. Alles andere war für den Deutschen kein Problem – er befreite die Freunde …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Julio de Rovigo – Kapitän einer spanischen Handelsgaleone, deren Schicksal besiegelt wird.

      Simeon Castoro – ein spanischer Decksmann, dem seine Freßsucht zum Verhängnis wird.

      Lu Schao Ling – der chinesische Piratenkapitän gerät vom Regen in die Traufe.

      Dan O’Flynn – segelt einen Zweimaster mit seinen fünf Gefährten und bietet sich als Lockvogel an.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Eine große Leuchte war Simeon Castoro nie gewesen, weder was die Seemannschaft betraf noch im Hinblick auf den rühmlichen Heldenmut, der anderen Männern seiner Altersklasse zu Gold und Beförderungen verholfen hatte.

      Er war ein unscheinbarer Mann, dieser Decksmann Castoro, der Ende Februar des Jahres 1595 an Bord der Handelsgaleone „Caballero“ in den Gewässern des Stillen Ozeans segelte. Große Taten hatte er nie vollbracht, seit er sich in der Neuen Welt aufhielt. Auch während des normalen Decksdienstes stach er nicht durch überragende Leistungen hervor.

      Aber im Prinzip hatte er immer Glück gehabt. Längst hätte er tot sein können, im Sturm ertrunken oder von Piraten niedergemetzelt. Eine der gefürchteten Krankheiten, die hier wie anderswo auf der Welt grassierten, hätte ihm ein vorzeitiges Ende bereiten können, beispielsweise die Pest, die Cholera oder die Ruhr. Aber davor war er bewahrt geblieben.

      Vielleicht lag es daran, daß er ein dickes Fell und eine robuste körperliche Natur hatte. Ja, und Unkraut verging bekanntlich auch nicht. Irgendwie hatte er sich immer durchgemogelt und erfreute sich bester Gesundheit.

      Beispiele, wie man Pech haben konnte, hatte er ja genug vor Augen. Man konnte eine Hand einbüßen oder gar ein Bein, wenn man sich auf See mit irgendwelchem Freibeutergesindel herumschlagen mußte. Oder man konnte ein Auge verlieren wie Raoul Silva, der häßlichste Kerl an Bord der „Caballero“.

      Ein anderer Kamerad hatte es auf der Lunge, er hustete ganz fürchterlich, besonders nachts, wenn alle in den Kojen lagen. Lange hätte dieser Mann nicht mehr zu leben, hatte der Bordarzt gesagt.

      Die „Caballero“ war eine stattliche Dreimastgaleone.

      Sie segelte in einem großen, stattlichen Konvoi mit, der sich – von Süden her kommend – an der Westseite von Neugranada entlangbewegte und den Isthmus von Panama ansteuerte. Ihr Name ergab sich praktisch von selbst, denn sie führte als Galionsfigur einen Reiter auf einem springenden Pferd. „Caballero“ bedeutete Reiter oder Ritter.

      Im allgemeinen verliehen die Erbauer spanischer Segelschiffe ihren Galeonen, Karacken oder Karavellen die Namen von Heiligen oder von spanischen Städten, so daß die „Caballero“ im Grunde eine Ausnahme darstellte. Große Phantasie hatte man aber auch bei ihrer Taufe nicht bewiesen.

      Über dieses und anderes machte sich ein Mann wie Simeon Castoro keine allzu großen Gedanken. Ob er auf diesem oder einem anderen Schiff fuhr, war ihm völlig gleichgültig. Nirgends war alles perfekt, auf jedem Schiff gab es etwas zu bemängeln. Entweder war der Capitán ein mieser Hund, oder die Mannschaft taugte nichts, oder das Schiff war ein Kahn, der schon lange hätte überholt werden müssen.

      Auf der „Caballero“ war es der Capitán. Er hieß Julio de Rovigo und war ein echter Leuteschinder. Es fing damit an, daß bei ihm die Essensrationen außerordentlich knapp bemessen waren. Er knauserte sogar noch mit dem Wasser. Von Extra-Weinrationen konnte schon gar nicht die Rede sein. In der Suppe schwammen die Kakerlaken, und der Schiffszwieback entwickelte ein beängstigendes Eigenleben, weil es in ihm von Maden wimmelte. Die besten Speisen pflegte sich nun mal der Capitán einzuverleiben.

      Über diese Art der Behandlung waren die Männer berechtigterweise empört. Aber Simeon Castoro regte sich gar nicht erst auf. Er wußte, wie er trotzdem satt wurde. Jede Nacht stattete er der Vorratskammer im Vorschiff der „Caballero“ heimlich einen Besuch ab.

      Castoro war ein etwas untersetzter, kräftig gebauter Mann, der einen gesegneten Appetit hatte. Wenn er ein Essen mal nicht rechtzeitig genug erhielt, stellten sich Schwindelgefühle und ein gräßliches Magenknurren bei ihm ein. Von dem Fraß, den der Capitán seiner Mannschaft vorsetzen ließ, hätte er nie und nimmer satt werden können, auch dann nicht, wenn er alles hinuntergeschlungen hätte, was er aber natürlich nicht tat.

      Die „Caballero“ segelte, gut bewacht von spanischen Kriegsschiffen, im Geleit, es konnte ihr nichts passieren. Das Bordleben nahm seinen gewohnten Gang. Hier und dort wurde gemurrt, aber die Männer hüteten sich, offen gegen den Capitán de Rovigo aufzubegehren.

      Sie wußten, was es ihnen einbrachte: schwere Hiebe mit der neunschwänzigen Katze. Und Meuterer haßte der Capitán wie die Pest. Mit ihnen machte er kurzen Prozeß. Es hieß von ihm, daß er schon viele Menschenleben auf dem Gewissen hätte – alles Decksleute, die gewagt hatten, den Dienst zu verweigern, weil er sie so schlecht behandelte.

      Die „Caballero“ war kein Kriegsschiff, aber de Rovigo benahm sich wie ein Kommandant der Armada. Das war sein Stil – und seine Offiziere und der Profos zogen mit. Sie waren auf seiner Seite. Folglich hatte es keinen Sinn, auch nur ein falsches Wort laut werden zu lassen.

      Simeon Castoro hatte seine ganz persönliche Art, Probleme zu bewältigen. Wenn alle bis auf die Deckswache schliefen, stahl er sich nachts aus seiner Koje und begab sich auf den Weg zur Proviantkammer. Natürlich mußte man das geschickt anstellen. Kein Mensch durfte auch nur einen Laut hören. Man mußte sich natürlich

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