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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-969-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Sterben in Istanbul

      Am Bosporus lauert der Tod

      Die Lichter waren erloschen. Dario Porceddu stieg über die sich wälzenden Leiber hinweg und wankte zur Tür. Die Klänge der Orgie blieben hinter ihm zurück. Er stolperte die Stufen zum Kellergewölbe hinunter.

      Unten brannten zwei Fackeln. Dario Porceddu riß die eine aus ihrem Eisenhalter, dann öffnete er den Riegel einer schweren Tür. Das Licht der Fackel fiel auf eine schlanke Gestalt.

      Dario trat auf die Gestalt zu – ein Mädchen, nur mit einem Fetzen bekleidet. Sie wich entsetzt vor ihm zurück. Der Mann grinste. „Willst du endlich willig sein, Salome?“ fragte er mit lallender Stimme.

      „Nein! Niemals!“ stieß sie hervor.

      Er packte sie und schleppte sie die Treppe hoch in seine Kammer. Er torkelte. Da hob das Mädchen eine Vase von einem der Marmorsockel und knallte sie ihm auf den Kopf. Mit einem Gurgeln brach Dario Porceddu zusammen. Salome blickte sich gehetzt um. Sie stürzte zum Fenster, öffnete es und glitt ins Freie

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Dario Porceddu – den Schlagetot aus Sardinien hat es mit seiner Bande an den Bosporus verschlagen – und dort wird gemordet und geplündert.

      Salome – die junge Türkin flieht aus der Gefangenschaft der Bande, aber dann wird sie von Hunden gehetzt.

      Kemil Haydar – der türkische Kaufmann und sein Sohn Balat entgehen knapp einem Anschlag und stehen in der Schuld der Arwenacks.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf stößt mit seinen Arwenacks in den Bosporus vor, und schon geht es rund.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, war sofort hellwach, als eine Hand seine Schulter berührte. Er schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht von Ben Brighton, seinem Ersten Offizier und Bootsmann.

      „Sir“, sagte Ben. „Dan hat eben etwas Interessantes entdeckt. Das schaust du dir am besten selbst an.“

      „Kriegen wir Ärger?“ Hasard erhob sich und trat auf das Deck der zweimastigen Dubas. Es war noch früher Morgen. Das Licht war blaß, graue Schleier lagen über der See.

      Die meisten der Männer waren auf den Beinen. Sie begrüßten ihren Kapitän. Dan O’Flynn, der ganz vorn am Bug stand, wies mit dem Zeigefinger voraus. Hasard ging zu ihm und spähte mit zusammengekniffenen Augen voraus.

      „Ein Schiff, Dan?“ fragte er.

      „Nein. Fällt dir nichts auf?“

      Seit die Mannen Burgas verlassen hatten, waren sie mit dem Zweimaster meistens unter Land gesegelt – zunächst auf südöstlichem Kurs, dann auf Kurs Ostsüdost. Für den Seewolf war es folglich nichts Neues, jetzt die Küste vor Augen zu haben. Sie zeichnete sich als dunkelgrauer Streifen an der Kimm ab. Sein Blick wanderte an dem Streifen entlang – und mit einemmal fixierte er einen bestimmten Punkt.

      „Da ist ein Einschnitt“, sagte er.

      „Genau das ist auch mir aufgefallen“, erwiderte Dan grinsend.

      „Eine Bucht?“

      „Nach einer Bucht sieht mir das nicht aus.“

      „Vielleicht ist es die Einfahrt zu einer größeren Bucht“, sagte Ben Brighton, der sich zu ihnen gesellt hatte.

      „Auch das glaube ich nicht“, entgegnete Dan. „Wir haben da etwas ganz anderes vor uns, nämlich die Verbindung zum Marmarameer, die uns Selim Güngör, der Hafenkapitän von Burgas, beschrieben hat. Ich müßte mich schon sehr täuschen, wenn sie nicht von Norden nach Süden verläuft.“

      „Der Bosporus“, sagte der Seewolf. „Hoffentlich behältst du recht, Dan. Wenn wir ihn durchsegeln, stoßen wir auf die Verbindung, die uns ins Mittelmeer führt.“

      Die Mannen lachten, stießen sich mit den Ellenbogen an und rieben sich die Hände. Das Mittelmeer? Allein der Name klang, als sei man nicht mehr weit von der Heimat Old England entfernt. Denn das Mittelmeer gehörte zur Alten Welt, zu Europa. Und zur Zeit hatte die Crew kein größeres Ziel vor Augen, als endlich das Morgenland zu verlassen.

      Hasard ordnete an, Kurs auf den Einschnitt in der Küste zu nehmen. Die Dubas luvte an und lief ab nach Süden. Keine halbe Stunde verstrich, und schon war das Land im zunehmenden Sonnenlicht besser zu erkennen.

      „Hölle und Teufel“, sagte Ferris Tucker. „Das stimmt wirklich, Dan. Das ist die Wasserstraße.“

      „Hoffentlich tief genug“, brummte Old O’Flynn, die Bordunke vom Dienst. „Daß wir bloß nirgends aufbrummen. Ich habe keine Lust, wieder Landratte zu spielen.“

      „Das hat keiner von uns, Donegal“, sagte Big Old Shane drohend. „Du brauchst uns auch nicht dauernd an das zu erinnern, was hinter uns liegt.“

      „Bist du so empfindlich?“ fragte der Alte.

      „Nein, aber dein Gerede geht mir auf den Geist.“

      „Deinetwegen verschalke ich mein Schott nicht“, erwiderte Old O’Flynn mit einem Grinsen. „Und, was ich noch sagen wollte, in meinem Beinstumpf zwackt es mal wieder. Ich schätze, wir kriegen demnächst Verdruß. Wir müssen höllisch auf der Hut sein.“

      „Vor Werwölfen und Geistern?“ wollte Ferris Tucker wissen.

      Der Alte spuckte ins Wasser und antwortete: „Eher vor Schnapphähnen und Galgenstricken.“

      Die Dubas war der Küste sehr nah, die Distanz betrug nur noch etwa eine halbe Meile. Hasard ließ die Wassertiefe ausloten. Luke Morgan ging aufs Vorschiff, warf das Senkblei aus und meldete, daß sie noch mehr als sechs Faden unter dem Kiel hätten.

      Daran änderte sich auch nichts, als die Dubas auf die Einfahrt zuglitt. Eine fächerförmige, sehr breite Einfahrt – links und rechts erhoben sich sanfte, bewaldete Hügel.

      „Der Kanal ist breiter, als ich angenommen hatte“, sagte Dan überrascht.

      Auch die anderen staunten nicht schlecht. „He, hier scheinen sich zwei Welten zu trennen!“ rief der Profos.

      „Und tief genug ist er auch“, sagte Shane mit einem Seitenblick

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