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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-967-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Fred McMason

       Überfall im Morgengrauen

       Als das Schiff aus der Nebelbank auftaucht, ist die Überraschung perfekt

      Die Kneipe trug den sinnigen Namen „Pirilom koßti“, was soviel wie „Knochenbrecher“ bedeutete. Der Wirt selbst hatte sie in einem Anflug von Galgenhumor so genannt.

      Im „Knochenbrecher“ verkehrten Fischer, Herumtreiber, Beutelschneider und hauptsächlich jene Kerle, die für den beziehungsreichen Namen gesorgt hatten: Zwei Dutzend Russen, die in regelmäßigen Abständen die Küstenorte überfielen und die kleineren Häfen terrorisierten.

      Wenn sie hier in Varna, an der bulgarischen Schwarzmeer-Küste, auftauchten, war immer die Hölle los. Üble Schlägereien waren an der Tagesordnung, Plünderungen, und manchmal raubten sie auch ein paar Frauen.

      Verschwanden sie dann wieder mit ihrer Dubas, dann atmeten die Leute erleichtert auf, selbst die ausgekochten und abgebrühten Türken, die das Land beherrschten.

       Der einzige, der sich über ihren Besuch die Hände rieb, war der Wirt Mirko, denn die Kerle ließen immer viel Geld da …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Der Kutscher – Der Koch der Arwenacks ist der Anlaß, daß die ganze Crew auf Wildschweinjagd geht.

      Edwin Carberry – Der Profos sieht sich unvermittelt zwei wütenden Keilern gegenüber und muß die Flucht antreten.

      Igor Samoilow – hält sich für unbesiegbar und will mit den Arwenacks das Deck seiner Dubas aufwischen.

      Broz – er ist der Steuermann von Samoilow und hat keine Nase mehr – dafür ist er um so tückischer.

      Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf hat eine glorreiche Idee und setzt sie im Morgengrauen in die Tat um.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Varna, Bulgarien – Oktober 1597.

      Vom Osten her blies ein kühler Wind über das Schwarze Meer. Die Fischerboote im Hafen schaukelten und zerrten an den Leinen, mit denen sie vertäut waren. Der Ostwind wühlte das Wasser auf und ließ kleine Wellen aufschäumen.

      Die Kerle, die auf dem Weg zur Kneipe waren, juckte das nicht. Sie hatten ihre Dubas gut vertäut, außerdem waren ein paar Kerle an Bord zurückgeblieben.

      Aus dem „Knochenbrecher“ war Lärm zu hören: Gesang und das schrille Kreischen und Kichern von Hafenhuren. Offenbar ging es da wieder einmal hoch her.

      Der Kerl, der als erster auf die Schenke zusteuerte, grinste wie ein hungriger Wolf. Er war ein stiernackiger blonder Bulle mit wasserhellen Augen und einem groben Gesicht. Er war der Anführer der anderen Hitzköpfe und hieß Igor Samoilow.

      Sein Name war an der Schwarzmeerküste berüchtigt. Sein Erscheinen jagte den meisten Menschen Angst und Schrecken ein. Das bezog sich auch auf seine Kerle, dreiundzwanzig an der Zahl, die für ihre Wildheit und Hitzköpfigkeit genauso berüchtigt waren.

      Mit dem Stiefel stieß Samoilow die Tür zur Kneipe auf. Sie war aus Eiche, und als sie an die Wand donnerte, hörte es sich wie eine gewaltige Detonation an.

      Breitbeinig grinsend stand der Russe dann im Türrahmen. Hinter ihm lauerten die Gesichter seiner Schnapphähne, die neugierig und lüstern in die Schenke spähten.

      Ein Windstoß pfiff herein, der den Weindunst, den Biergeruch und die anderen üblen Düfte nach allen Seiten verteilte und auseinanderblies.

      „Tür zu!“ brüllte ein Kerl von der Theke her.

      „Halt’s Maul!“ schrie Samoilow grob. „Erst muß man ja mal drin sein, du Affe!“

      Seine Kerle drängten jetzt nach. Der Brüller an der Theke schwieg verdattert, als er sah, wer sich da durch die Tür schob.

      Da war ein Kerl dabei, dessen Visage einmal Bekanntschaft mit einem Türkensäbel geschlossen hatte. Die Klinge hatte ihm die Nase abgeschnippelt und zwar auf eine derart häßliche Art, daß man ihm fast in den Hals blicken konnte. Der Brüller zuckte zurück, als sich dieses furchterregende Monstrum an ihm vorbeischob und ihn dabei hart streifte.

      Der Kerl blieb auch noch stehen, als erwarte er einen Protest. Als der nicht erfolgte, ging er achselzuckend weiter.

      In der Kneipe wurde es still. Der Wirt, der mit einem schmierigen Lappen die schmierige Theke abwischte, hielt in dieser Tätigkeit inne und schluckte erst einmal. Erst dann rieb er weiter, und auf seinem knochigen Gesicht erschien ein beflissenes Grinsen.

      Die Horde steuerte auf einen Tisch zu, an dem nur drei Zecher vor ihren Humpen saßen. Eine der Hafenhuren entfernte sich schweigend, als die Kerle vor dem Tisch standen.

      Samoilow blickte die drei Zecher hinterhältig an. Dann räusperte er sich nachdrücklich und herausfordernd, wobei er die drei provozierend musterte.

      Die Zecher, es waren Fischer mit harten Gesichtern, blickten finster in ihre Humpen. Sie verstanden die stumme Aufforderung, zu verschwinden, doch sie reagierten nicht. Mit unerschütterlicher Ruhe blieben sie am Tisch hocken.

      „Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten“, sagte Samoilow. „Ihr könnt euch an einen anderen Tisch setzen. Oder ihr haut ganz einfach ab und verpißt euch aus dieser Kneipe.“

      Die rumänischen Fischer waren rüde Umgangsformen gewohnt. Sie waren auch harte Kerle, alles was recht ist. Aber sie waren nur zu dritt, während ihnen fast ein Dutzend gegenüberstand.

      Einer von ihnen blieb gelassen und ruhig. Die anderen kriegten kantige Gesichter und schmale Lippen. In ihren Augen begann es unheilvoll zu funkeln.

      „Wir waren zuerst hier“, erklärte der Fischer kalt. „Also haben wir auch das Recht, an diesem Tisch zu sitzen. Außerdem sind wir Einheimische – und ihr nicht! Ihr dürft aber trotzdem Platz nehmen, der Tisch ist groß genug.“

      Der Russe wurde von einem heiseren Lachen geschüttelt. Seine wulstigen Lippen verzogen sich, er stemmte die Fäuste in die Hüften. Seine unrasierten Kumpane grinsten amüsiert.

      „Fischerknechte“, sagte Samoilow verächtlich. „Stinkende

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