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auseinander und fuhr sich im nächsten Moment mit der feurigen Lohe über den Rücken – wie jemand, der sich mit einer, langstieligen Bürste schrubbt.

      Der furchtlose Günal gab seinem Publikum keine Zeit zum Atemholen mehr. Er streckte die beiden brennenden Stäbe in das Kohlebecken zurück und nahm im nächsten Moment gleich sechs auf einmal heraus, wobei er je drei davon fächerartig in einer Hand hielt. Mit diesen lodernden Fächern strich Günal über seine Brust, seinen Rücken, seine Beine. Bis auf sein Kopfhaar gab es kaum eine Stelle seines Körpers, die von der Glut der kleinen Fackeln nicht erreicht wurde.

      Ebenso plötzlich, wie der Furchtlose seine Schau begonnen hatte, brach er sie wieder ab. Er warf die brennenden Stäbe in das Kohlebecken, drehte sich um und verschwand im Laufschritt im Zelt.

      Die atemlose Stille blieb. Der kleine Mann mit dem strähnigen Haar ließ seinen Trommelwirbel versiegen.

      Unvermittelt erschien Günal, der das Feuer nicht fürchtete, wieder auf dem Podest. Er verschränkte die Arme vor dem Brustkasten, setzte eine herablassende Miene auf und verneigte sich ruckartig in alle vier Himmelsrichtungen. Donnernder Applaus brandete auf. Schreie der Begeisterung gellten aus den Reihen der Zuschauer. Vor allem die Kinder waren es, die ihrem Staunen lauthals Luft machten.

      Während Günal sich ins Zelt zurückzog, legte der kleine Mann seine Trommelstöcke weg und nahm die brennenden Stäbe aus dem Kohlebecken. Er tauchte sie in einen Eimer mit Wasser, der an der Seitenwand des Zeltes bereitstand.

      Die Prozedur wiederholte sich, beginnend mit dem dumpfen Trommelwirbel. Diesmal war es „Mehmed, das Wunder des Orients“, den der Helfer der Gauklertruppe stimmgewaltig ankündigte.

      Mehmed brachte seine eigenen Drahtstäbe mit, deren verdickte Enden er in die Glut des Kohlebeckens tauchte. Das „Wunder des Orients“ stach den „Furchtlosen“ durch seinen imposanten Körperbau mühelos aus. Mehmed war ein riesenhafter Kerl – breitschultrig und mit mächtigen Muskelsträngen, die unter ölig glänzender Haut spielten. Sein Kahlkopf glänzte ebenfalls ölig. Zusammen mit dem sichelförmigen Schnauzbart war es das, was ihm ein so martialisches Aussehen verlieh.

      Keiner der Zuschauer wußte jedoch, daß Mehmeds Glatze unecht war und er seinen Schädel mit voller Absicht kahlgeschoren hatte. Denn erst dadurch hatte er sich jenes fremdländische Aussehen verliehen, das die Leute so beeindruckte. Mehmed trug türkisgrüne Pluderhosen und wadenhohe Stiefel, die mit einem samtartigen grauen Stoff bezogen waren. Sein Oberkörper war unbekleidet wie bei seinem Vorgänger Günal.

      Das „Wunder des Orients“ war ein Feuerschlucker. Obwohl den Leuten von Saint Mary diese Variante der Artistik vertrauter war als das, was der „Furchtlose“ gerade vorgeführt hatte, beeindruckte es sie doch, wie der riesenhafte Mehmed eine Fackel nach der anderen in seinen Rachen schob und danach feurige Lohen ausspie, die mehr als ein Yard weit reichten.

      Nachdem Mehmed seine Schau beendet und gleichfalls tosenden Applaus eingeheimst hatte, begannen die Vorbereitungen besonderer Art. Diesmal fungierte der furchtlose Günal gleichfalls als Helfer, denn allein konnte der kleine Mann mit dem strähnigen Haar die Schlepperei nicht bewältigen.

      Sie trugen eine Liege auf das Podest, ein mit Segeltuch bespanntes Holzgestell, dann ein Wasserbecken, das auf einem eisernen Dreibein ruhte, und außerdem einen Tisch mit gestapelten weißen Tüchern, einen Stuhl und einen weiteren Tisch, auf dem geheimnisvolle Gegenstände unter einem Laken verborgen waren.

      Nun gab es für niemanden mehr Zweifel, daß der große Augenblick bevorstand.

      Der kleine Mann mit dem Strähnenhaar kehrte hinter seine Trommel zurück und ließ die Stöcke wirbeln. Der dumpfe Hall blieb gedämpft, mehr Hintergrund.

      Günal trat an den vorderen Rand des Podestes und hob die Arme gebieterisch, als wolle er sich Gehör verschaffen. Überflüssig, denn aller Augen waren wie gebannt auf seine Lippen gerichtet. Das Englisch des Furchtlosen war noch schauderhafter als das seines kurzgeratenen Kollegen.

      „Ladys und Gentlemen! Bürger von Saint Mary! Sehen und erleben Sie jetzt unseren hochverehrten Meister, den großen Doktor Sardou!“

      Die letzten Worte schrie er hinaus, daß es den Leuten einen Schauer über den Rücken trieb.

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