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das Gebrüll der Eingeschlossenen waren zur unveränderlich scheinenden Geräuschkulisse geworden. Die Offiziere wechselten Blicke. Die Bemerkung Carrizos konnte ernsthafte Folgen haben. Gerüchte, besonders wenn ihnen etwas Sensationelles anhaftete, breiteten sich auf dem begrenzten Raum eines Kriegsschiffs schnell aus. Und sie pflanzten sich fort, sobald das Schiff den nächsten Hafen anlief. Dann blieb auch nicht aus, daß kirchliche Organe von diesen Gerüchten erfuhren.

      Die Kirche hatte die Macht, ein Schiff in einem solchen Fall an die Kette legen zu lassen.

      Irgendein Priester, dem man besondere Fähigkeiten nachsagte, würde gerufen werden, damit er die heilige Handlung des Exorzismus durchführte – die Austreibung der Dämonen und Plagegeister, die einen Menschen befallen konnten.

      Ein solcher Exorzismus konnte an einem Tag erledigt sein, konnte aber auch Wochen oder gar Monate dauern – je nach Belieben des hochwürdigen Exorzisten, in dessen alleiniger Macht es stand, die Schwere eines Falles von Besessenheit einzustufen. Diesem Urteil fügten sich nach aller Erfahrung selbst die höchsten kirchlichen Würdenträger.

      De Mello winkte Carrizo einen Schritt näher heran.

      „Carrizo“, sagte er halblaut. „Ihre Befürchtung ist völlig unbegründet. Bereiten Sie sich keine Sorgen. Besessenheit äußert sich ganz anders.“

      „Wirklich, Señor Capitán?“

      Gaspar de Mello wußte, daß seine Worte unbedingt überzeugend klingen mußten. Er hatte noch nicht die leiseste Ahnung, wie es nach den blutigen Geschehnissen in der Schatzbucht weitergehen sollte. Aber welchen Hafen er auch immer anlaufen würde – ein Zwangsaufenthalt aus irgendwelchen aberwitzigen Gründen war das letzte, was er sich wünschte.

      „Wenn jemand besessen ist“, sagte de Mello daher, „dann merkt man es zuerst an seinem Atem. Er stinkt ganz abscheulich, nach Schwefel und anderem verbrannten Zeug. Ich hatte vor Jahren einen solchen Fall in Cartagena, und ich hatte seinerzeit Gelegenheit, mit dem exorzierenden Priester zu sprechen.“

      Carrizos Augen wurden weit, und er kriegte den Mund nicht wieder zu. Wie alle einfachen Menschen seines Landes glaubte er fest an all jene mystischen Dinge, die einem einen Schauer über den Rücken jagten und die man sich nur hinter vorgehaltener Hand erzählte.

      „Stinkender Atem, Schwefelgeruch“, sagte de Mello noch einmal und fuhr dann fort: „Weitere Merkmale sind eine deutliche Veränderung der Stimme, eine Veränderung des Gesichtsausdrucks und eine Rötung der Augen. Die Stimme ist die des jeweiligen Dämons, der gerade aus dem armen Opfer spricht. Manchmal kann es sich auch um die Stimme des Satans persönlich handeln. Achten Sie also genau auf Ihren Freund, Carrizo. Wenn er eins der genannten Merkmale zeigt, sollten Sie mich alarmieren. Wenn nicht, können Sie beruhigt sein. Er ist dann in Ordnung. Haben Sie alles behalten?“

      „Jawohl, Señor Capitán“, erwiderte Carrizo hastig und begann aufzuzählen: „Stinkender Atem, Schwefelgeruch, veränderte Stimme, veränderter Gesichtsausdruck, rote Augen. Bei der Stimme handelt es sich entweder um die eines Dämons oder …“

      Capitán de Mello winkte ab.

      „Schon gut. Im übrigen können sich auch verschiedene Dämonen miteinander unterhalten. Das klingt dann, als ob der Besessene aus mehreren Personen besteht, jedenfalls der Stimme nach. Haben Sie alles verstanden?“

      „Ja, Capitán.“

      „Gut. Dann wissen Sie, was Sie zu tun haben.“

      Carrizo salutierte, vollführte eine Kehrtwendung und eilte zur Krankenkammer.

      Der Kapitän und die Offiziere konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen. Rodrigez Vanetto, schlank, dunkeläugig, schnauzbärtig und Erster Offizier der „San Sebastian“, sah den Capitán etwas vorwurfsvoll an.

      „Mußten Sie den armen Kerl mit solchen Schauergeschichten belasten, Señor Capitán?“

      De Mello lächelte hintergründig.

      „Ich hoffe, er hat einen gehörigen Schreck gekriegt. Wenn meine Rechnung aufgeht, wird er begriffen haben, daß die Besessenheit viel, viel schlimmer ist, als er sich vorgestellt hat. Folglich wird er keins der Symptome an seinem Freund feststellen und auch nichts in dieser Richtung herumerzählen. Was letzteres bedeuten würde, brauche ich Ihnen wohl nicht erst auseinanderzusetzen, Vanetto.“

      Der Erste zog die Augenbrauen hoch. Er mußte zugeben, daß de Mello wieder einmal weitblickender gewesen war als alle zusammen. Auch die übrigen Offiziere nickten verstehend. Sie wußten nur zu gut, wie leicht man in eine langwierige und zermürbende Untersuchung verwickelt werden konnte.

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