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daß sie besonders saftig sind“, sagte Jussuf.

      „Nein, daß sie bald faulen.“

      „Grüne Bananen verkaufen sich aber schlecht.“

      „Mein Sohn“, sagte die Alte mit halb verschmitzter, halb verkniffener Miene. „Ich nehme nur grüne Bananen, weil ich sie immer ein bißchen liegen lasse. Kannst du mir verraten, wie ich sie in dieser Sommerhitze frisch halten soll?“

      „Ja. Ich würde sie ins Wasser legen.“

      „Auch das Wasser wird warm.“

      „Nicht, wenn man es immer wieder erneuert“, sagte Jussuf. „Und es erhält das Obst süß und saftig.“

      „Wasser ist knapp in Havanna“, sagte der Alte. „Und du bist ein Witzbold. Eines Tages wird der Gouverneur verbieten, daß wir uns waschen, und er wird die Brunnen versiegeln lassen. Weißt du überhaupt, was für einen lieben, guten Gouverneur wir haben?“

      „Nein“, erwiderte Jussuf mit einem treuherzigen Augenaufschlag. „Ich komme viel herum, aber ich halte mich nie lange irgendwo auf.“

      „Ich sehe dich hier auch zum erstenmal“, sagte sie, dann beugte sie sich vor und zischte: „Er ist ein Verbrecher, dieser Fettwanst. Er sitzt in seiner Residenz, frißt kandierte Früchte, trinkt Portwein und foltert und tötet unschuldige Menschen. Gestern abend hat er die arme Witwe Cámara einsperren lassen, dabei hat sie nur Rechenschaft für den Mord an ihrem Mann verlangt.“

      „Was du nicht sagst“, erwiderte Jussuf mit gespielter Überraschung. „Aber warum tut der Gouverneur so was?“

      „Kannst du schweigen?“

      „Wie ein Grab.“

      „Don Antonio de Quintanilla hat sich mit Piratengesindel und Lumpenpack eingelassen“, murmelte sie. „Aber er wird es noch schwer bereuen. Die Bürger von Havanna lassen sich nicht alles gefallen. Der Haß gegen ihn wächst.“

      Jussuf griff sich an den Kragen, als sei er ihm zu eng geworden. „Ich glaube, ich ziehe bald wieder weiter. In Havanna scheinen die Pflastersteine ziemlich heiß zu sein.“

      „Paß mal auf“, sagte die Alte gedämpft. „Da kommt die schwarze Hexe, die Anführerin des Piratenpacks. Nimm dich in acht!“

      „Spuckt sie Feuer?“

      „Gift und grüne Steine“, flüsterte die Alte. „Sie hat den Teufel im Leib. Ich weiß es. Ich wohne dort drüben, in dem kleinen grauen Haus direkt am Hafen, und ich beobachte das Schiff schon seit gestern nachmittag. Sie ist eine Hexe, und sie stürzt Havanna ins Unglück, das schwöre ich dir.“

      Jussuf tat, als habe er Angst. „Willst du nicht doch ein Pfund Bananen kaufen?“

      „Nein“, erwiderte sie. „Lieber ein paar Kakifrüchte.“

      Sie begannen, über den Preis zu verhandeln und heftig zu feilschen. Aus den Augenwinkeln sah Jussuf dabei zu dem Anderthalbmaster. Ja, seine Kundschaftertätigkeit begann in diesem Moment wirklich interessant zu werden.

      Die Black Queen war an Oberdeck erschienen und ging von Bord. Sie lenkte ihre Schritte auf den Obstkarren zu. Jussuf wagte nicht zu glauben, daß sie ihm etwas abkaufen wollte – sie hätte einen ihrer Kerle geschickt. Nein, das Schiff war voll ausgerüstet, es brauchte keinen Nachschub an Proviant oder Trinkwasser.

      Die Queen ging jedoch an ihm vorbei, ohne ihn und die Alte zu beachten. Sie wandte sich dem Kai zu und schritt an der Kellerkaschemme „Malagena“ vorbei. Dann schlenderte sie mit aufreizendem Hüftschwung durch den ganzen Hafen, wobei sie – das fiel Jussuf auf – sehr aufmerksam und interessiert die an den Piers und Kais liegenden Schiffe betrachtete.

      Natürlich versuchte sie, sich unauffällig zu verhalten. Tatsächlich schien sie auch kaum beachtet zu werden, wenn man von den Augenpaaren absah, die sie aus einem der winzigen Fenster der Kaschemme anstarrten. Jussuf entging auch das nicht, aber er war sicher, daß er der einzige war, der die Vorgänge derart genau registrierte.

      Mit seinem Obstkarren hatte er eine gute Tarnung, um ihr zu folgen, eine Chance, die er nicht verspielen durfte. Er schloß die Verhandlungen mit der alten Frau ab, wickelte die Früchte in ein großes Feigenblatt und drückte sie ihr in die Hände.

      Er nahm das Geld entgegen, nickte ihr zu und murmelte: „Ich glaube, ich verschwinde jetzt. Mir ist das hier nicht ganz geheuer. Es geht wohl nicht alles mit rechten Dingen zu. Jesus, sie ist schwarz wie der Teufel.“ Es gelang ihm, mit den Augen zu rollen.

      Scheinbar zufällig schlug er denselben Weg ein wie die Black Queen. Er hielt einen ausreichend großen Abstand, und sie schenkte ihm auch weiterhin keine Beachtung, zumal sich die Szene mehr und mehr belebte. Männer, Frauen und Kinder erschienen und bevölkerten die Kais. Wider Erwarten wurde Jussuf nun den größten Teil seiner Ware los.

      Er bemerkte, wie die Aufmerksamkeit der Queen von einem ganz besonderen Schiff erregt wurde. Eigentlich war das kein Wunder, denn bei dem Segler handelte es sich um einen Typ, der sich ganz erheblich von den üblichen Galeonen, Karavellen und Schaluppen unterschied. Er hieß „Zeehond“ und war eine dreimastige Fleute, auch Fluijt genannt.

      Vorsichtig näherte sich die Black Queen der „Zeehond“. Was hatte sie vor?

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