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wenig? Nun gut, der Wind wird drehen.“

      „Heute abend schon. Ihr werdet Geldwechsler brauchen, wenn ihr Proviant einkauft.“

      „Ich gehe mit einigen meiner Männer später an Land. Sagt uns, wo wir eine gute Schenke finden.“

      „Kommt nachher zu mir. Dort hinten findet ihr mich. Ich gebe euch einen Führer mit, der, so Gott will, ein paar Brocken eurer Sprache spricht.“

      „Einverstanden.“

      Auf den anderen Schiffen knarrten die Ladebäume. Ballen wurden an Land geschwenkt und davongetragen. Es war, als hätte die Sonne halb Venedig aus dem Schlaf geweckt.

      „Wir sind gut ausgerüstet, Capo dello porto“, sagte Ben Brighton nach einem weiteren Wortwechsel. „Aber es kann sein, daß wir Handwerker und Werkzeug, vielleicht auch Material fürs Schiff brauchen. Wo finden wir hilfreiche Hände?“

      „Auch das zeigt euch ein Führer. Wendet euch an mich.“

      „Viele Londoner Kaufleute“, begann Hasard nach einer Weile, „sind mit uns befreundet. Da wir versuchen, auf schnellstem Weg und eigenem Kiel nach Hause zu segeln, ist es wohl an der Zeit, mit euren tüchtigen Kaufleuten zu sprechen. Wir brauchen Warenmuster, Preise und Lieferbedingungen. Für Gewürze aller Art findet sich ein guter Markt in englischen Städten. Da eure Schiffe selten oder nie unsere Häfen anlaufen, sollen wir’s versuchen. Wenn Sie, Signore de Biasi, ehrliche Kaufleute kennen, so schicken Sie diese bitte zu uns.“

      „Ist schon notiert.“

      Neugierig verfolgten nicht nur die eigenen Leute, sondern auch die Mannschaften der Lastschiffe die Unterhaltung. Der Hafenmeister vergewisserte sich, daß die Seewölfe keinerlei Handelsgut zu verkaufen hatten. Er bat, an Bord gehen zu dürfen und bewunderte, stark beeindruckt, die sauber geputzten und verzurrten Culverinen mit ihren langen Rohren.

      „Hier werdet ihr sie nicht brauchen, Capitano“, sagte er. „Venedig ist, alles in allem, eine friedliche Stadt.“

      „Hoffen wir das beste“, brummte Ben Brighton.

      Der Hafenmeister ging mit seinen Leuten von Bord und schlenderte ohne große Eile zu den anderen Schiffen hinüber. Flache Boote waren aus beiden Richtungen des Kanals herangerudert worden und nahmen Säcke und Kisten auf. Die Sonne sank langsam in den Nachmittag.

      Ein arbeitsreicher Mittag näherte sich dem Ende. Aus den Luken und Niedergängen drangen dünner Rauch und Essensgeruch, und das erinnerte mindestens ein Dutzend Männer daran, wie hungrig sie waren.

      Carberry, der Profos, tappte über die Planke an Land und deutete eine Ehrenbezeugung an.

      „Ist es notwendig, daß wir an Bord bleiben?“

      „Wir? Wer ist ‚wir‘?“ fragte der Seewolf.

      Edwin Carberry, der Profos mit dem narbigen Gesicht, hob die mächtigen Schultern.

      „Ferris Tucker, Dan O’Flynn und ich.“

      „Nicht unbedingt“, antwortete Hasard. „Was habt ihr vor?“

      „Wir wollen einmal, nach langer Zeit, etwas Vernünftiges zwischen die Zähne kriegen. Wir gehen einfach in irgendeine Schenke, bestellen, essen und bezahlen. Sonst nichts. Landurlaub sozusagen, Sir.“

      Der Seewolf starrte in das Gesicht seines Profos’. Dann irrte sein Blick ab und glitt über einen Teil der Hafenanlagen.

      „Warum eigentlich nicht? Geht zum Hafenmeister und laßt euch einen Führer mitgeben. Nach Sonnenuntergang seid ihr wieder an Bord. Einverstanden?“

      Dan O’Flynn, der Mann mit den schärfsten Augen der Mannschaft, schwang sich über die Planke hinunter und blieb neben Hasard und den anderen stehen.

      „An Bord weiß jeder, was zu tun ist. Alles ist klar, denke ich. Es ist nur so, daß wir mal die Küchen Venedigs kennenlernen wollen. Haben wir offiziell Ausgang?“

      „Klar! Verhaltet euch ruhig. Ich warte auf die ehrenwerte Kaufmannschaft der Lagunenstadt!“ Hasard lachte. „Vielleicht folgen wir euch in das Ristorante!“

      „In welches? Keine Sorge – wir spüren den besten Wein in der Stadt auf und finden auch wieder zurück in unsere Kojen.“

      Ferris Tucker, Carberry und Dan O’Flynn waren Männer, die gut für sich selbst sorgen konnten.

      Der Seewolf nickte und brummte: „Geht zum Hafenmeister und nehmt einen Führer. Denkt daran: Wir haben harte Tage vor uns.“

      „Verstanden, Sir!“ Dan O’Flynn grinste breit.

      „Ich bleibe beim Schiff“, setzte Hasard hinzu. „Mir ist dieses Venedig nicht ganz geheuer. Wir liegen in einem fremden Hafen, einer fremden Stadt. Ich bin unruhig.“

      „Ist klar, Sir. Wir bleiben in der Nähe. Irgendwo hier am Hafen.“

      „Alles klar“, murmelte der Seewolf.

      Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren es noch sechs Stunden. Früher oder später würden alle. Mann der Freiwache das Schiff verlassen. Dann gab es Lärm und Räusche in den Tavernen. Bevor er selbst genau wußte, ob Venedig der richtige Ort für die Arwenacks war, würde er seinen Leuten nicht erlauben, sich in Gefahr zu bringen.

      Ferris Tucker und die beiden anderen gingen scherzend und lachend entlang der Mole auf die breite Brücke zu, die den Kanal überspannte. Hasard schaute ihnen nach. Er witterte Unheil zwischen den Mauern – eine fremde Stadt, fremde Gerüche und feuchte Kälte über dem schmutzigen Wasser. Es gefiel ihm nicht.

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