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Trenor hielt inne, um sich an dem Anblick zu erfreuen, den Miss Bart bot, die sich bemühte, die verwickelte Korrespondenz zu entwirren.

      »Aber es sind ja nicht nur die Wetheralls und Carry«, begann Mrs. Trenor sich mit frischer Kraft zu beklagen. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin ganz schrecklich enttäuscht von Lady Cressida Raith.«

      »Enttäuscht? Hast du sie denn vorher nicht gekannt?«

      »Um Himmels willen, nein – ich habe sie gestern zum ersten Mal gesehen. Lady Skiddaw schickte sie mit Empfehlungsschreiben zu den Van Osburghs, und ich hörte, dass Maria Van Osburgh in dieser Woche eine große Einladung ihretwegen geben wollte, deswegen dachte ich, es wäre doch lustig, sie wegzuholen, und Jack Stepney, der sie von Indien her kennt, hat das für mich arrangiert. Maria war wütend und hatte doch wahrhaftig die Frechheit, Gwen dazu zu bringen, sich hier einladen zu lassen, damit sie nicht ganz übergangen würden – wenn ich gewusst hätte, wie Lady Cressida ist, hätten sie sie mit Kusshand haben können! Aber ich dachte, eine Freundin der Skiddaws wäre mit Sicherheit amüsant. Erinnerst du dich, was für einen Spaß wir mit Lady Skiddaw hatten? Es gab Augenblicke, da musste ich die Mädchen einfach aus dem Zimmer schicken. Außerdem ist Lady Cressida die Schwester der Herzogin von Beltshire, und ich hatte natürlich angenommen, sie wäre ihr ähnlich, aber mit diesen englischen Familien weiß man ja nie. Sie sind so groß, dass sie für alle möglichen Charaktere Platz haben, und jetzt zeigt sich, dass Lady Cressida von der moralischen Sorte ist, einen Pfarrer geheiratet hat und Missionsarbeit im East End leistet. Stell dir vor, ich mache mir die ganze Mühe wegen einer Pfarrersfrau, die indischen Schmuck trägt und sich für Botanik interessiert! Sie hat Gus gestern dazu gebracht, sie durch die ganzen Treibhäuser zu führen, und hat ihn dann zu Tode gelangweilt, indem sie ihn andauernd nach den Namen der Pflanzen gefragt hat. Denk nur, behandelt die Gus, als wäre er der Gärtner!«

      Mrs. Trenor brachte all das in einem Crescendo der Entrüstung vor.

      »Nun ja, vielleicht wird Lady Cressida die Wetheralls mit Carry Fishers Anwesenheit versöhnen«, sagte Miss Bart friedfertig.

      »Das kann ich nur hoffen! Aber sie langweilt die Männer so schrecklich, und wenn sie auch noch anfängt, Traktate zu verteilen, was sie, wie ich höre, tut, wird es wirklich gar zu deprimierend. Das Schlimmste ist, dass sie zur richtigen Zeit ja ungeheuer nützlich wäre. Du weißt, wir müssen den Bischof einmal im Jahr einladen, und sie hätte dann der ganzen Sache genau den richtigen Ton gegeben. Ich habe immer wahnsinniges Glück mit den Besuchen des Bischofs«, fügte Mrs. Trenor noch hinzu, deren augenblickliche Trübsal durch eine schnell zunehmende Flut von Erinnerungen gespeist wurde. »Als er letztes Jahr kam, hatte Gus ganz vergessen, dass er hier sein würde, und schleppte die Ned Wintons und die Farleys an – das heißt zusammen fünf Scheidungen und sechsmal verschiedene Kinder!«

      »Wann fährt Lady Cressida wieder?«, fragte Lily.

      Mrs. Trenor blickte verzweifelt gen Himmel. »Ach du liebe Güte, wenn ich das nur wüsste! Ich war in solcher Eile, sie von Maria wegzulocken, dass ich doch wahrhaftig vergessen habe, ein Datum zu nennen, und Gus sagt, sie hätte jemandem erzählt, sie habe vor, den ganzen Winter zu bleiben.«

      »Hier? In diesem Haus?«

      »Sei nicht albern – in Amerika. Aber wenn sie sonst niemand einlädt – du weißt ja, sie gehen niemals in ein Hotel.«

      »Vielleicht hat Gus das nur gesagt, um dir einen Schrecken einzujagen.«

      »Nein – ich habe gehört, wie sie Bertha Dorset erzählte, dass sie sechs Monate überbrücken müsste, während der ihr Ehemann eine Kur im Engadin macht. Du hättest Berthas leeren Gesichtsausdruck sehen müssen! Aber es ist kein Witz, weißt du – wenn sie den ganzen Herbst über hierbleibt, wird sie alles verderben, und Maria Van Osburgh wird sich nicht mehr kennen vor Freude.«

      Bei dieser ergreifenden Vorstellung zitterte Mrs. Trenors Stimme vor Selbstmitleid.

      »O Judy, als wenn sich auf Bellomont jemals irgendwer gelangweilt hätte!«, protestierte Miss Bart taktvoll. »Du weißt genau, selbst wenn Mrs. Van Osburgh alle richtigen Leute zusammenbrächte und dir nur noch die falschen übrig ließe, dass du es wärest, die einen Erfolg zu verbuchen hätte, und nicht sie.«

      Solch eine Beteuerung hätte Mrs. Trenors Gleichmut normalerweise wiederhergestellt, aber bei dieser Gelegenheit konnte sie die Falten von ihrer Stirn nicht vertreiben.

      »Es ist ja nicht nur Lady Cressida«, jammerte sie. »In dieser Woche ist alles falsch gelaufen. Es ist nicht zu übersehen, dass Bertha wütend auf mich ist.«

      »Wütend auf dich? Warum?«

      »Weil ich gesagt habe, Lawrence Selden würde kommen, aber er wollte dann doch nicht, und sie ist natürlich so uneinsichtig und glaubt, ich wäre daran schuld.«

      Miss Bart legte ihren Federhalter nieder und starrte geistesabwesend auf den Brief, den sie zu schreiben begonnen hatte. »Ich dachte, das wäre vorüber«, sagte sie.

      »Ist es auch, was ihn betrifft. Und Bertha war in der Zwischenzeit natürlich auch nicht faul. Aber ich schätze, sie hat im Moment nichts Festes – und jemand wies mich darauf hin, dass ich doch Lawrence einladen sollte. Na ja, ich habe ihn eingeladen, aber ich konnte ihn nicht dazu bringen zu kommen, und jetzt wird sie es mir wohl damit heimzahlen, dass sie zu allen anderen absolut biestig ist.«

      »Och, sie könnte es ja auch ihm heimzahlen, indem sie absolut reizend ist – zu jemand anderem.«

      Mrs. Trenor schüttelte traurig den Kopf. »Sie weiß genau, dass er nichts dagegen hätte. Und wer könnte das schon sein? Alice Wetherall lässt Lucius nicht aus den Augen. Ned Silverton kann nicht von Carry Fisher lassen – armer Junge! Gus findet Bertha langweilig, Jack Stepney kennt sie zu gut – und – ach ja, natürlich, da wäre noch Percy Gryce!«

      Bei diesem Gedanken richtete sie sich lächelnd auf.

      Miss Bart erwiderte dieses Lächeln nicht.

      »Oh, es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sie und Mr. Gryce miteinander auskommen.«

      »Du meinst, sie würde ihn schockieren und er würde sie langweilen? Na ja, das ist ja kein so ganz schlechter Anfang, weißt du. Aber ich hoffe doch, dass sie es sich nicht in den Kopf gesetzt hat, nett zu ihm zu sein, ich habe ihn schließlich extra für dich eingeladen.«

      Lily lachte. »Merci du compliment!6 Ich hätte gegen Bertha natürlich keine Chance.«

      »Findest du meine Bemerkung zu wenig schmeichelhaft? Das habe ich nicht so gemeint, weißt du. Jeder weiß doch, dass du tausendmal hübscher und klüger bist als Bertha, allerdings bist du nicht so ein Biest wie sie. Und wenn man auf Dauer immer das bekommen möchte, was man will, ist das sehr empfehlenswert.«

      Miss Bart sah sie mit geheuchelter Missbilligung groß an. »Ich dachte, du hättest so viel übrig für Bertha.«

      »Oh, hab ich auch – es ist viel sicherer, gefährliche Leute gern zu mögen. Und sie ist gefährlich – wenn ich jemals wusste, dass sie etwas im Schilde führt, dann jetzt. Ich kann das an Georges Verhalten ablesen. Der Mann ist ein perfektes Barometer – er weiß immer genau, wann Bertha einmal wieder –«

      »Einen Fehltritt tun wird?«, schlug Miss Bart vor.

      »Sag nicht so schlimme Sachen! Du weißt, er glaubt noch immer an sie. Und ich will natürlich nicht behaupten, Bertha wäre wirklich schlecht. Sie findet nun einmal Gefallen daran, andere Menschen, und besonders den armen George, unglücklich zu machen.«

      »Nun ja, er scheint ja auch wie geschaffen zu sein für diese Rolle; es wundert mich nicht, dass sie lieber etwas fröhlichere Gesellschaft hat.«

      »Oh, George ist nicht so trübsinnig, wie du meinst. Wenn Bertha ihm nicht solche Sorgen machen würde, wäre er ganz anders. Oder wenn sie ihn in Frieden ließe und ihm erlaubte, sein Leben so zu gestalten, wie es ihm gefällt. Aber wegen des Geldes traut sie sich ja nicht, ihm ein wenig Freiheit zu lassen, und deswegen tut sie so, als wäre sie eifersüchtig, wenn er es grade mal nicht ist.«

      Miss

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