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Ausreichend Antioxidanzien (Vitamin C und E) und vorher gefüllte Eisenspeicher, wenn die Hämoglobinmasse erhöht werden soll. Responder – Non-responder?

      3.4.2 Live high – train low

      Anfang der 90er Jahre wurde klar, dass zumindest zwei wesentliche Aspekte der Höhentrainingseffekte zu unterscheiden sind: Effekte, die durch den Akklimatisationsprozess hervorgerufen werden und jene, die durch das Training in Hypoxie bewirkt werden. Es wurde erkannt, dass der Höhenaufenthalt allein zu einer Zunahme der Hämoglobinmenge und damit zu einer Verbesserung der Sauerstofftransportkapazität und der aeroben Leistungsfähigkeit, z. B. bei Mittel- und Langstreckenbewerben (~ 5 Minuten bis Stunden), führt. Andererseits wurde beobachtet, dass die aerobe Leistungsfähigkeit in der Höhe vermindert war und dadurch keine zu Tallagen vergleichbar hohen Belastungsintensitäten erzielt werden konnten. Dies führte zwar, wie oben beschrieben, zu hoher metabolischer, aber nur submaximaler mechanischer Belastung der Arbeitsmuskulatur. Diese hohe mechanische Belastung scheint aber für den Erhalt bzw. die Steigerung der Leistungsfähigkeit eine notwendige Voraussetzung zu sein. Beide Zielsetzungen, Zunahme der Hämoglobinmenge und hohe Trainingsintensitäten, waren beim klassischen Höhentraining praktisch nicht zu vereinbaren, wohl aber in der neu propagierten Höhentrainingsform „live high – train low“. Es folgte eine Vielzahl von kontrollierten und unkontrollierten Experimenten in unterschiedlichen Höhenlagen, bei unterschiedlicher Aufenthaltsdauer und unterschiedlichem Trainingszustand der Athleten. Manche Studien fanden eine Zunahme der Hämoglobinmasse und/oder der Leistungsfähigkeit in Tallage, andere konnten keine Vorteile dieses Höhentrainings gegenüber eines vergleichbaren Trainings in Tallage finden. Erst die genauere Betrachtung der gewählten Höhenlagen, der Aufenthaltsdauer, des Trainingszustandes und individuell unterschiedlichen Reaktionen ließ erkennen, welche Voraussetzungen tatsächlich in welchem Umfang die Vorteile von „live high – train low“ ausmachen: Ein Hypoxiegrad, der einer Mindesthöhe von 2000 m entspricht, ist notwendig, um die Erythropoiese effektiv in Gang zu setzen. Der Aufenthalt in dieser Höhe muss täglich mindestens 14 Stunden betragen und mindestens 3 Wochen lang durchgeführt werden. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann in den meisten Fällen (Responder) eine Zunahme der Gesamthämoglobinmasse von 5–10 % beobachtet werden. Diese Zunahme ist in der Regel von einer Zunahme der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) begleitet. Die Zunahme von 1 g Hämoglobin/kg führt zu einer Steigerung der VO2max von ~ 3 ml/min/kg (Abb. 3.13).

      Hinweis: Zu berücksichtigen ist, dass einige wenige Personen beim Höhenaufenthalt nicht mit Blutneubildung reagieren (Non-Responder). Neben der Eisensubstitution bei Bedarf wird die ausreichende Zufuhr von Antioxidanzien (z. B. Vitamin C und E) für jede Form des Höhentrainings empfohlen.

      Abb. 3.13: Zusammenhang zwischen der Änderung der Gesamthämoglobinmasse und der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) nach einem 9-monatigen Marathontraining (nach Schmidt u. Prommer 2008)

      Neuere Untersuchungen haben darauf hingewiesen, dass die Erythropoietinkonzentration unmittelbar nach dem Höhenaufenthalt markant absinkt und damit verbunden junge Erythrozyten (Alter < 12 Tage) in der Milz rasch abgebaut werden (Neozytolyse). Dies führt zu einer markanten Abnahme der gerade erworbenen Zunahme der Hämoglobinmasse, besonders nach kurzen Höhenaufenthalten. Deshalb sollte der Wettkampf nach einem 3-wöchigen Höhentraining in den ersten 2–3 Wochen nach dessen Beendigung stattfinden.

      Von besonderem Vorteil sind verständlicherweise die individuellen Erfahrungen aus einem vorangehenden Höhentraining. „Live high – train low“ macht nur für sehr gut trainierte Athleten Sinn, da nur bei diesen die Sauerstofftransportkapazität eindeutig leistungslimitierend ist. Für diese Höhentrainingsform eignet sich sowohl die Nutzung natürlicher Höhe als auch jene künstlicher Höhe (Hypoxieräume) im Tal. Um individuelle Reaktionen abschätzen zu können, ist die Bestimmung von Veränderungen der Gesamthämoglobinmasse notwendig (Abb. 3.14).

      Abb. 3.14: CO-Rückatemmethode von Schmidt und Prommer zur Bestimmung der Gesamthämoglobinmasse (Foto: M. Burtscher)

      Kompaktinformation

      Live high – train low

      Zielsetzung und Einsatz:

      Hämatologische Akklimatisation (Erythropoiese) zur Steigerung der Sauerstofftransportkapazität und gleichzeitig intensive muskuläre Stimulation zur Vorbereitung für einen Talwettkampf.

      Höhe und Aufenthaltsdauer:

      Mindestens 3 Wochen, täglich mehr als 14 Stunden, in einer Höhe zwischen 2000 und 2700 m. Es eignen sich dafür sowohl Höhenräume als auch natürliche Höhe bei entsprechender Infrastruktur.

      Hinweis: Extensive Trainingseinheiten können in der Höhe, intensive (~ 2/Woche) müssen im Tal durchgeführt werden.

      Ausreichend Antioxidanzien (Vitamin C und E) und vorher gefüllte Eisenspeicher, wenn die Hämoglobinmasse erhöht werden soll.

      Der Wettkampf in Tallage sollte innerhalb der ersten 2–3 Wochen nach dem Höhenaufenthalt stattfinden (rascher Rückgang der Hämoglobinmasse). Responder – Nonresponder? Nur für sehr gut trainierte Athleten sinnvoll.

      3.4.3 Live low – train high

      Die Erkenntnisse aus den oben beschriebenen Höhentrainingsstudien verdeutlichen, dass die Dauer des Höhenaufenthaltes im Rahmen dieses Trainings (deutlich weniger als 14 Stunden pro Tag) nicht ausreicht, um die Gesamthämoglobinmasse und die damit verbundene VO2max zu erhöhen. Die ventilatorische Akklimatisation, neuropsychologische und muskuläre Adaptationen durch Training in Hypoxie könnten dennoch möglicherweise zu Leistungsverbesserungen in der Höhe und/ oder im Tal führen. Allerdings sind die verfügbaren Daten uneinheitlich, und die zu erwartenden Effekte dürften im Vergleich zu jenen der hämatologischen Akklimatisation bei lang dauerndem Aufenthalt weniger bedeutsam sein.

      Ventilatorische Akklimatisationseffekte steigern die arterielle Sauerstoffsättigung und damit verbunden die aerobe Leistungsfähigkeit in der Höhe. Neuropsychologische Adaptationen sind besonders in der „Gewöhnung“ an das höhenspezifische Belastungsgefühl mit eventuell verminderter zentralnervöser Hemmung zu sehen. Adaptationen der Arbeitsmuskulatur betreffen eine Zunahme der Myoglobinkonzentration, der muskulären Pufferkapazität, der gesteigerten muskulären Glukoseaufnahme und -utilisation. Enzyme des aeroben Stoffwechsels und die muskuläre Kapillarisierung werden durch das Training in Hypoxie (Höhe) kaum günstiger beeinflusst als durch Training in Normoxie (Tallage). Ein Nachteil des Trainings in der Höhe ist, wie oben beschrieben, ohne Zweifel die notwendige Reduktion der Trainingsintensität und der dadurch ungenügende mechanische Reiz zur muskulären Leistungsverbesserung. Vorteile könnten sich für Wettkämpfe und bergsportliche Unternehmungen in der Höhe ergeben. Eine Verbesserung der Talleistungsfähigkeit ist durch diese Form des Höhentrainings zumindest für sehr gut trainierte Athleten nicht zu erwarten. Dieses Training kann in Abhängigkeit der Sportart und der Trainingsmöglichkeiten sowohl in natürlicher als auch in künstlicher Höhe (Höhenraum, Maskenatmung) durchgeführt werden.

      Kompaktinformation

      Live low – train high

      Zielsetzung und Einsatz:

      Eventuell zur Vorbereitung für Wettkämpfe in der Höhe oder bergsportliche Höhenunternehmungen.

      Höhe und Aufenthaltsdauer:

      Für 1–3 Wochen, täglich oder Jeden 2. Tag, 1–3 Stunden Training in Höhen zwischen 2000 und 5000 m (ventilatorische, neuropsychologische und muskuläre Akklimatisation – Mechanismen und Auswirkungen sind noch wenig untersucht).

      Hinweis: Individuelle Wahl der Trainingsintensitäten und -umfänge in Abhängigkeit des Trainingszustandes, der Zielsetzung und der Höhenverträglichkeit.

      Weiterführende Literatur

      Schmidt W, Prommer N: Effects of various training modalities on blood volume. Scand

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