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von Paul ein wenig überdreht, Georges Leadgitarre stellenweise etwas uninspiriert. Aber vor allem John und Paul äußern sich zufrieden und fangen nach kurzer Detailarbeit noch einmal mit einem Durchlauf von I’VE GOT A FEELING (3:25) an, der aber nach knapp einer Minute in reine Gitarrenklangeffekte nach Katzenjammermanier zerfällt. Die Luft ist raus. Paul meint: „Lasst uns einen andern Song machen, neue Akkorde lernen.“ John möchte zwar immer noch weitermachen, aber Paul winkt ab – sie sollten sich aufschreiben, was sie erarbeitet haben, und damit gut. George möchte gerne eine Aufnahme des Songs mit nach Hause nehmen (zum Üben, klar), und Paul meint, dafür müsste ein Band der Kamera-Tonspur wohl ausreichen.

      Thema erledigt – neuer Song. John spielt solo und instrumental sein SUN KING (0:30), aus dem er übergangslos eine Soloversion von DON’T LET ME DOWN (0:39) entwickelt. George möchte gern mitmachen und unterbricht John, um zu fragen, was er denn dazu singen soll. Die nächste halbe Stunde gehört der Arbeit an Johns neuem Song, wobei zunächst die von George aufgeworfene Frage nach dem Gesangsarrangement im Vordergrund steht. Auch Paul beteiligt sich an der Diskussion, doch kommt dabei nichts heraus. Folglich singen und spielen John und George zunächst eine provisorische Version von DON’T LET ME DOWN (2:45), an der Paul und Ringo sich nicht beteiligen. Nach dem vorzeitigen Abbruch dieser Version klagt John, er wisse nicht so recht, wie er die verschiedenen Teile des Songs vernünftig anordnen soll; währenddessen spielt er unablässig Akkorde aus Sun King, von George mit bluesigen Riffen unterstützt. Es hat den Anschein, als wolle John in diesem Stadium die beiden Songs unbedingt miteinander verbinden oder begreife Sun King sogar als Teil von Don’t Let Me Down. Das führt leider dazu, dass Johns Versuche, etwas aus Don’t Let Me Down zu machen, weit weniger stringent klingen als die mit George und Ringo am Vormittag gespielte Version – die Sun King-Akkorde tragen eine schleppend-schläfrige Stimmung in den Song, die nicht dazu passt. John, George und Paul probieren, ob sie gemeinsam wenigstens den Refrain etwas aufpeppen können, aber John findet das Ergebnis nicht so „natürlich wie heute Morgen“. Paul meint, es wäre gut, wenn man ein Piano einbauen könnte. John: „Wie soll das funktionieren?“ Paul überlegt, vielleicht könne George den Bass übernehmen, bei Julia auf dem „Weißen Album“ habe ein Gitarrist schließlich auch genügt, doch findet John begreiflicherweise, eine Gitarre allein sei für den Sound dieses Stücks „nicht heavy genug“. Aber probieren könne man’s ja mal, ansonsten müsse man halt noch jemanden dazuholen.

      John und George spielen weiter eine lose Abfolge von Akkorden. John zu Paul: „Du willst jetzt das Piano dazu haben?“ Paul: „Äh – nein, wir lassen’s erstmal, wie es ist.“ Aber wie es ist, gefällt es ihm nicht, denn dem Stück fehlt jede Struktur. Paul fragt John: „Was möchtest du, worauf sollen wir spielen?“ John: „Na, einfach auf euren üblichen Instrumenten.“ Johns Prinzip scheint zu sein, einfach mal zu schauen, was passiert – aber es passiert nichts, weil die Struktur fehlt und sich nicht von allein ergeben will. Als Paul ihn auf dieses Problem anspricht, versucht John zunächst, sich der Diskussion zu entziehen, indem er zu singen beginnt, aber auch der Gesangspart hängt in der Luft, und John muss zugeben, dass er nicht weiß, wie er die Elemente des Songs sortieren soll. Paul entwickelt spontan eine zweite Stimme zu Johns Gesang, vermutlich für einen Pianopart gedacht. Vor allem aber will Paul den zerfallenden Song irgendwie in den Griff bekommen und fordert John auf, ihn einfach einmal durchzuspielen, und so folgt ein fast kompletter Durchlauf der Rohfassung von DON’T LET ME DOWN (3:15). George spielt eine leicht jaulige Gitarrenbegleitung; Paul schlägt ein Tamburin, singt dann spontane Vokalzeilen, in die John einfällt. Während dieses Durchlaufs und danach bringt Paul Struktur in Johns Song und schlägt auch einen veränderten Refrain-Übergang vor. John diktiert derweil dem Assistenten Mal Evans seinen Text, von dem er zugibt, dass er ihn verfasst habe, ohne sich sonderlich um den Sinngehalt zu kümmern.

      Nach dieser konzentrierten Arbeitsphase ist offenbar ein kleiner Ausbruch vonnöten: John schüttelt, nachdem er die Riffs von Don’t Let Me Down nochmals rasch angespielt hat, eine kurze Instrumentalimprovisation (0:40) aus dem Ärmel, bevor alle vier Beatles gemeinsam das Intro zu einem offenbar schon einstudierten Stück unbekannter Herkunft (0:19) abspulen. Da sie nun schon dabei sind, gemeinsam zu spielen, versuchen sie sich auch erstmals an einer gemeinsamen Version von DON’T LET ME DOWN (3:04), die zwar nach gut zwei Minuten weitgehend zerfasert, weil keinem der vier recht klar ist, wie das gewünschte Break am besten zu bewerkstelligen geht, und deshalb allgemeines Herumprobieren einsetzt. Aber bis zu diesem Punkt gelingt ihnen ein straffer erster Probedurchgang, der das Potential des Stückes mehr als andeutet.

      Zeit für eine kleine Pause. Irgendwer hat ein Tütchen mit Proviant angeschleppt. „Paul, willst du Sandwiches?“ fragt George – aber in der Tüte sind hauptsächlich trockene Milchbrötchen, und George informiert die Umstehenden: „Sowas essen wir nicht!“ Yoko Ono fragt John, ob er Grapefruit wolle; George schnappt sich lieber eine Gitarre, spielt eine scheppernde Improvisation, die dann in den Buddy-Holly-Klassiker WELL ... ALRIGHT (1:41+) übergeht, zu dem George bruchstückhaft auch den Text mitsingt.

      Das alles spielt sich um 18.35 Uhr ab. Der Tag ist lang geworden, weswegen Johns Angebot, den Kollegen noch einen neuen Song beizubringen, nicht verfängt. John vergnügt sich stattdessen mit dem Riff eines unbekannten Songs (0:25), zu dem Paul einen nicht zu verstehenden Text singt; kurz darauf singt und spielt George – ansatzweise auf der Gitarre begleitet von John – einen seiner eigenen neuen Songs: ALL THINGS MUST PASS (1:24+).

      Sollte George gehofft haben, er könne die Kollegen verleiten, das Stück mit ihm zu proben, so hat er sich getäuscht. Stattdessen ist es Paul, dem es gelingt, einen neuen Song in die Proben einzubringen: Mit sicherem Gesang und eigener Begleitung an der Akustikgitarre geleitet er die anderen Beatles durch die früheste bekannte Version von TWO OF US (7:03), gekennzeichnet von etlichen Wiederholungen, Stockungen und Unsicherheiten. Klar ist allerdings, dass Paul eine sehr genaue Vorstellung davon hat, wie der Song klingen soll und wie er zu spielen ist; er hat den Text schon komplett fertig, gibt Ringo Anweisungen zum Rhythmus, sagt die Gitarrenakkorde an und benimmt sich wie ein talentierter Oberlehrer. George versucht, ihm auf der E-Gitarre zu folgen; von John ist nichts zu hören.

      Inspiriert von der Textstelle „We’re on our way home / We’re going home“, spielt Paul kurz einen Schnipsel aus einem anderen Stück mit der Refrainzeile „We’re going home“ (0:16). Möglicherweise handelt es sich um eine spontane Improvisation, allerdings wirken die anderen Beatles daran von der ersten Sekunde an mit. Wie auch immer – die Proben von TWO OF US werden noch mindestens eine halbe Stunde fortgesetzt, wobei kaum Pausen zwischen den einzelnen Durchläufen gemacht werden – der Song strömt beinahe ununterbrochen vor sich hin. Schon nach kurzer Zeit versucht John, einen Harmoniegesang beizusteuern; etwas später macht auch George mit. Die E-Gitarre von George wird zusehends markanter, weil die Spielsicherheit zunimmt; damit verändert sich allerdings auch der Sound des Songs, der etwas von seiner anfänglichen Leichtigkeit einbüßt. Sobald die Mitspieler über eine gewisse Grundsicherheit verfügen, probiert Paul Varianten aus, fügt die nicht ernstgemeinten Textzeilen „You and me Henry Cooper / Henry Cooper every day“ ein (der Brite Cooper ist zu dieser Zeit Box-Europameister, hat allerdings beim Versuch, auch über Europa hinaus zu Ehren zu kommen, schon zwei Niederlagen gegen Muhammad Ali einstecken müssen) und ersetzt „Henry Cooper“ in der Folge durch Juxnamen. Wichtiger jedoch sind die musikalischen Änderungen. So will Paul die Middle Eight in doppeltem Tempo gespielt haben, ein Versuch, der sie allerdings nicht zufriedenstellt und schließlich wieder aufgegeben wird. Außerdem legt er die Gitarre zur Seite, um zu sehen, ob John und George den Song instrumental schon allein hinbekommen – in der Tat tun sie das, und so greift Paul nach seinem Bass und beginnt damit eine Begleitung zu entwickeln. Solo zum Bass singend improvisiert er zwischendurch ein anderes Heimkehrlied mit der Zeile „It’s good to see the folks back home“ (0:16), aber das ist nur ein Ablenkungsmanöver. „Ich weiß nicht“, räumt Paul ein, „ich kann den Bass nirgendwo richtig drin sehen.“ Dennoch spielt er TWO OF US die ganze Zeit weiter, mit einer Bassmelodie, die immer markanter wird, aber dadurch auch den Charakter des Songs eher ungünstig verändert. „Lasst es uns alles ruhiger versuchen“, gibt Paul eine neue Parole aus, und dann eine andere, die sich eher gegenteilig anhört: „Wir lassen es schneller klingen.“ Aber das sind alles keine wirklichen Verbesserungen, außerdem sind alle Beteiligten allmählich müde, weshalb der erste Probentag denn auch beendet wird.

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