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hat er nicht, junge Frau.«

      »Wolln Se sagen, dass er Rentner ist und ich mich mit ’nem alten Knacker treffen soll?«

      Ob diese Dame, in Hotpants, schwarzen Nylonstrümpfen und Stöckelschuhen, die Richtige war, musste sich zeigen. Nur weil sich sonst niemand finden ließ, hatte er sie in das Ketten-Restaurant Wagamama bestellt. »Blödsinn, er ist ein renommierter Buchautor.«

      »Renoviert?«

      »Erfolgreich als Autor und TV-Koch!« Beachtlich, dass ihr der Kaugummi nicht aus dem Mund fiel, soweit wie sie ihn aufriss.

      »Das Dickerchen hat ’ne eigene Show? Das wüsste ich.«

      Der Mann stöhnte. »Aber wieso denn, bitte?«

      Sie machte den Rücken gerade und parkte den Kaugummi an einem Backenzahn. »Na, weil ich jeden Abend vor der Glotze sitze! Is mein Hobby. Da hätt er doch irgendwann mal über die Scheibe flimmern müssen.«

      »Verstehe. Sie futtern dabei bestimmt jede Menge Kartoffelchips?«

      »Klaro. Wer tut das nich?«

      »Ich zum Beispiel.«

      »Mann, Sie wissen kaum, was Ihnen entgeht.«

      »Ungesundes esse ich nicht.«

      »Probieren Sie doch mal Chips mit Rote-Bete-Geschmack. Hab die Dinger entdeckt, als ich in einer Fabrik arbeitete. Den ganzen Tag ham wir nix anderes gemacht, als Chips mit schwarzen Punkten drauf aussortiert. Mit bloßen Händen! Knochenjob.«

      »Am besten, Sie sprechen viel über Whisky.«

      »Lieber trink ich ihn. Hoho! Ein Spruch von meinem Bruder.« Sie haute sich auf den ledernen Minirock, der ein unschönes Geräusch von sich gab. »Schaun Se mal, wie die Typen da drüben ihre Suppe schlürfen. Sind wohl Chinesen.«

      »Ja!«

      »Hä?«

      »Ich habe es bemerkt.«

      »Muss ich das auch machen?«

      »Was denn?«

      »So laut schmatzen.«

      »Wüsste nicht warum. Wann fangen Sie im Braid Hills an?«

      »Morgen. Bin schon mächtig aufgeregt.«

      Warum jemand wie sie eingestellt wurde? Im Allgemeinen mangelte es dem Hotel nicht an gutem Personal. »Sie kommen ursprünglich aus Glasgow?«

      »Ay! Bin stolz drauf! Sie sin kein Schotte, oder?«

      »Das tut nichts zur Sache!«

      »Chinese?«

      »Nein!«

      »Für mich sehn Se arg chinesisch aus.«

      »Sie sollten in der Lage sein, einen Draht zu ihm aufzubauen. Dann läuft alles von selbst.«

      »Elektrisch? Hab ich keine Ahnung von.«

      »Essen gehen, reden, küssen und dergleichen Dinge.«

      »Ay, das! Klar, is doch in meinem Interesse. Jetzt, wo ich weiß, dass er Mäuse hat, macht’s mir doppelt Spaß.«

      »Fühlen Sie sich der Aufgabe wirklich gewachsen?«, fragte der Mann eindringlich.

      »Woher soll ich wissen, ob das Dickerchen schnell wächst! Das is bei jedem Mann anders. Verstehen Se, was ich meine?« Sie blies den Kaugummi zu einer dicken Blase auf und ließ ihn wieder abschwellen.

      Wenn der Plan nur funktionierte! »Haben Sie noch Fragen?«

      »Zum Thema Nummer eins?«

      »Genug davon!«

      »Mann, Sie sind mir ein Ernster! Hoffentlich is das Dickerchen besser drauf.«

      »Eine der zentralen Aufgaben der Scotch Whisky Association ist es, heimischen Whisky zu schützen, individuelle Unternehmen wie auch die Industrie im Ganzen. Scotch Whisky ist eine geografische Indikation, was bedeutet, dass Ersterer nur in Schottland mit Wasser, Getreide und Hefe produziert werden darf.«

      MacDonald saß dem jungen Mann, Mister Rossie, bereits eine Viertelstunde gegenüber und brachte es nicht fertig, ihm ins Wort zu fallen, obwohl er vor Langeweile fast starb. Augenscheinlich arbeitete Rossie noch nicht lange für die SWA und wollte alles aufsagen, was er wusste. Heather Murphy musste kurzfristig nach Europa reisen und stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung! Rossies Nadelstreifenanzug, die Hosenbeine zu kurz, überlange Jackettärmel, das korrekt gescheitelte Haar, unterstrichen sein jungenhaftes Aussehen. »… unterbinden wir unfairen Wettbewerb. Dieser kann folgendermaßen aussehen: Irgendwelche Spirituosen werden fälschlicherweise als Scotch Whisky bezeichnet. Es werden Namen benutzt, die eine assoziative Verbindung zu Schottland herstellen sollen.«

      »Wie zum Beispiel Glen«, warf MacDonald ein.

      »Tartan ist auch beliebt.« Mister Rossie lächelte verschmitzt. »Sie wollen mehr Beispiele? Scottish Gold, Scottish Piper, Highland Stag …«

      »Der Grund, aus dem ich heute zu Ihnen …«

      »… irreführendes Verpackungs- und Werbematerial ebenso.«

      »Welche Länder fälschen die meisten Scotch Whiskys?«

      »Da es wechselt, besitzen wir keine klare Hierarchie. Überall, wo Scotch Whisky beliebt ist, versuchen Verbrecher sich zu bereichern.«

      »Gehört China gegenwärtig dazu?«

      »Warum fragen Sie?«

      »Weil die Fälschungsindustrie des Landes legendär ist.«

      Rossie betrachtete seine Fingernägel. »Wie gesagt, eine klare Reihenfolge haben wir nicht.«

      »Gibt es bestimmte Orte in Schottland, an denen viel Scotch gefälscht wird?«

      »Nein, es ist mehr ein Problem mit Märkten in Übersee.«

      »Was wird gefälscht? Single Malt oder Blended Scotch Whisky? Oder eher seltene Whiskys?«

      »Die SWA konzentriert sich darauf, falschen Scotch vom Markt zu entfernen. Individuelle Scotch-Produzenten konzentrieren sich auf ihr eigenes Produkt.«

      »Sind viele Menschen involviert? Reden wir von großen Organisationen oder wenigen Ganoven in einer Garage?«

      »Jeder Fall ist anders. Werden leere Flaschen mit Billigscotch aufgefüllt, sind mehr Personen mit von der Partie.«

      »Um wie viele Liter geht es?«

      »Unmöglich, eine Zahl zu nennen. Wenn wir gefälschten Whisky entdecken, wissen wir ja nicht, wie viele Flaschen davon verkauft wurden. Doch Zahlen sind nicht das Wichtigste. Unsere Priorität ist, die Reputation von Scotch zu schützen. Alle Konsumenten müssen sicher sein können, ein authentisches Produkt zu erhalten.«

      »Wie vertreiben die Gangster ihren Stoff?«

      »Von Fall zu Fall anders. Manche haben ihre eigenen Wege, andere nutzen einen fremden Vertrieb.«

      Über Rossie sah MacDonald eine große Comic-Sprechblase, gefüllt mit unzähligen Blablas. Auch diese Lebenszeit war verloren! »Was sind die üblichen Fehler beim Fälschen von Scotch?«

      »Auch das variiert. Manche Fälschungen sehen sehr authentisch aus. Wenn wir einen Verdacht haben, testet ein unabhängiges Labor für uns, ob es sich bei der Flüssigkeit um Scotch Whisky handelt. Einer der teuersten Bereiche der Scotch-Produktion ist die Fass-Reifung. So begegnen wir oft Alkoholika, die sich nicht einmal in der Nähe von Holz befanden und nur mit einer kleinen Menge genuinen Whiskys gemischt wurden.«

      MacDonald hätte sich das Leben einfach machen und seine beiden falschen Whiskys der SWA aushändigen können. Aber er wollte Kevin Wordie, der sehr wahrscheinlich unschuldig war, nicht ans Messer liefern. »Entstehen gesundheitliche Risiken, wenn zum Beispiel Methanol anstelle von Ethanol verwendet wird?«

      »Unterschiedlich,

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