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und auch dem des antiken Philosophen Aristoteles. In der Septuaginta finden sich weitgehend Vorstellungen von der Seele, in denen die Seele nicht getrennt vom Köper gesehen wird. Die Septuaginta enthält allerdings auch Texte über „Seele“ und „Unsterblichkeit“, die in der hebräischen Bibel nicht überliefert sind. Das Buch der Weisheit, das wahrscheinlich in Ägypten gegen Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr. verfasst wurde, enthält folgenden Text: „Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hinfällig unsere Gedanken; denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist.“ (Weish 9,14–15) Die meisten Interpreten deuten diese Stelle im Sinne eines Leib-Seele-Dualismus. Unsterblichkeit ist hier jedoch nicht als naturgegebene Eigenschaft der Seele zu verstehen, sondern als eine von Gott zugedachte Gabe (vgl. Marinković 2012, 190–191). Das vierte Makkabäerbuch zeigt am Beispiel der Märtyrer des Makkabäeraufstandes, wie diesen nach ihrem Tod ausgleichende Gerechtigkeit dadurch widerfährt, dass sie von Gott „unsterbliche Seelen empfangen“ und „dem Chor der Väter zugesellt“ werden (4 Makk 18,23). „Erst in der späthellenistisch-römischen Zeit tauchen in jüdischen Schriften Konzepte einer ‚unsterblichen Seele‘ auf, in der biblischen Tradition insbesondere im Buch der Weisheit Salomos und im 4. Makkabäerbuch.“ (Marinković 2012, 194).

      Die hebräischen Schriften des christlichen Alten Testamentes zeichnen ein ganzheitliches Bild vom Menschen. Erst die in der hellenistischen Zeit verfassten Schriften unterscheiden zunehmend zwischen „Leib“ und „Seele“. In der Folgezeit wird die Seele als etwas Unkörperliches gesehen, das sich im Wechsel der Lebensvorgänge durchhält, den Körper belebt und das psychische Leben hervorbringt und trägt. Die Seele gilt als Träger der Vitalität oder Lebendigkeit des Menschen, seiner Empfindungen, seiner Emotionen, seines Wissens und Wollens.

      Das Frühjudentum und das frühe Christentum ringen um die geistige Innenseite des Menschen, wie sie der deutsche Begriff „Seele“ zu fassen versucht (vgl. Heckel 2010). Die christliche Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zwingt, darüber nachzudenken, wie die Identität des Menschen über den Tod hinaus gewährleistet werden kann. Dieser Frage widmet sich eingehender Kapitel V.

      Was verstehen wir im Alltag unter „Seele“? Den Menschen betrachten wir als ein Wesen mit einem bestimmten Körper und einer bestimmten Seele. Wir unterscheiden zwischen körperlichen und seelischen Empfindungen. Mit „Seele“ meinen wir unsere Empfindungen, unsere Gefühle und Stimmungen sowie die Intensität, mit der wir diese erleben. Als wesentliche Eigenschaften der Seele betrachten wir ihre Innerlichkeit, Unkörperlichkeit, Unsterblichkeit und Unfassbarkeit. Obwohl wir mit „Seele“ etwas Unkörperliches meinen, schreiben wir ihr körperliche Eigenschaften zu. Über Seelisches können wir nicht sprechen, ohne vom Körperlichen zu sprechen. In unserer Rede über die Seele verwenden wir vorwiegend Bilder, Vergleiche und Metaphern. Diese erschließen uns überhaupt erst den Bereich des Seelischen.

      Wie lässt sich die Seele, etwas Unfassbares und Unstoffliches, darstellen? Sehr frühe Vorstellungen von der Seele enthalten das Bild des kalten Atems oder des windartigen Totengeistes sowie Bilder von geflügelten Wesen wie Vögeln oder Schmetterlingen. Spätere Vorstellungen sehen die Seele als einen vom Körper unabhängigen Träger der Lebenskraft, der Empfindungen und des Bewusstseins. In der hebräisch-aramäischen Bibel wird die Seele mit Leben, Lebendigkeit und Blut, mit körperlichen Empfindungen, mit Gefühlen, mit dem Begehren und mit der Person als ganzer in Verbindung gebracht. Sie wird keineswegs als etwas Unkörperliches verstanden, das den Tod des Körpers überleben kann. Zum Großteil trifft das auch auf die Septuaginta, die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel, zu. Allerdings finden sich dort auch Texte über die Unsterblichkeit der Seele, die in der hebräisch-aramäischen Bibel nicht überliefert sind. Erst in späteren Schriften aus der hellenistischen Zeit wird zwischen „Leib“ und „Seele“ unterschieden. Die Seele wird zunehmend als unstoffliche Substanz, als Grundlage oder Träger aller Lebensprozesse und sämtlicher geistiger Tätigkeiten aufgefasst.

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