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      Wie betäubt folgte er Vicki durch ein Gewirr kleiner Straßen, alles wirkte noch verwahrloster, als er es gewohnt war. Farbe blätterte von den Fassaden der Häuser, die allesamt schäbig und heruntergekommen aussahen. Der Autoverkehr hatte stark abgenommen, die ausgemergelten Gestalten, an denen sie vorbeihasteten, stierten meist ausdruckslos vor sich hin. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine eigene Fußbekleidung nur noch aus durchgelaufenen Turnschuhen bestand und seine Hose eingerissen und viel zu kurz war.

      Einige andere Personen in ihrem Alter hatten sich ihnen angeschlossen, er kannte die Gesichter, die Namen wollten ihm nicht einfallen. Er registrierte dies alles, ohne dass es richtig zu ihm durchdrang.

      Irgendwann standen sie dicht gedrängt in einem Hinterhof, eine leise geführte Auseinandersetzung folgte darüber, ob und welche Wohnungen und Verstecke vor dem Zugriff des Militärs sicher wären. Er hielt sich abseits, erledigt und ausgepumpt. Er fühlte sich wie eine leere Hülle, als könnte er sich hier hinsetzen und sterben, ohne es bewusst zu erleben.

      Vicki kam zu ihm, ihre Hand streichelte seine Wange. Jetzt erst merkte er, dass er weinte.

      »Steve, du bist ja völlig fertig. Komm mit uns. Wir haben beschlossen, uns im Slum-Viertel zu verbergen, bis wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist.«

      Slums? Er schüttelte den Kopf. Er begriff es nicht. Er brauchte einfach Zeit. Slums hatte es in Goldentor nie gegeben. Es handelte sich um einen Begriff aus der Geschichte. Er bezweifelte, dass es irgendwo anders auf der Erde Slums gab. Was geschah mit ihm? Oder was geschah mit Goldentor?

      »Ich gehe zu Per,« sagte er mit brüchiger Stimme. »Es ist ja nicht weit von hier. Ich warte noch eine Weile, bis es dunkel geworden ist. Und dann ... hier halte ich es nicht mehr aus.«

      »Ich möchte wissen, was mit dir los ist,« sagte Vicki und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. »Da steckt doch mehr dahinter als diese Demonstration.«

      Steve machte sich von ihr los. Er konnte ihre Nähe nicht ertragen, obwohl er sie herbeisehnte. Er hatte Angst zusammenzubrechen, wenn er jetzt seinen Gefühlen nachgab. Am liebsten hätte er ihr einfach gesagt, dass er sie liebte, aber das war unmöglich.

      »Vielleicht erzähle ich dir später alles,« sagte er ohne Überzeugung.

      »Wenn alles vorbei ist.«

      »Bist du sicher, dass du allein klarkommst?«

      »Ja, natürlich. Ich muss mich nur ein wenig ausruhen.«

      Sie musterte ihn kritisch. In dem Halbdunkel war ihr Gesicht kaum zu erkennen .

      »Na gut. Du musst ja wissen, was du tust.«

      »Keine Angst. Bei Per bin ich sicher.«

      Sie verabschiedeten sich, die kleine Gruppe verließ einer nach dem anderen den Hof. Steve setzte sich auf den kalten Boden, den Rücken gegen eine der herumstehenden Mülltonnen gelehnt. Ihn fror, obwohl die Luft immer noch warm war. Er hatte einen pappigen Geschmack im Mund, spürte kaum seinen Körper. Er atmete ein paarmal tief durch, um seine Verkrampfung zu überwinden, aber der Schock steckte weiterhin in seinen Knochen.

      Er musste mit Per reden, auch wenn dieser infolge der Realitätsveränderung wieder alles vergessen hatte. Er musste seine Entdeckung teilen. Er konnte unmöglich diese Last allein tragen. Und dann musste er aus Goldentor verschwinden, solange das noch möglich war. Vielleicht waren sie ihm schon auf der Spur, wenn sie so mächtig waren, wie er jetzt glaubte.

      Der Anblick von Boltagen und Telström hatte ihm die Augen geöffnet. Der Moment ihres Triumphes war zum Moment seiner Erkenntnis geworden. Er war nicht verrückt, oh nein, es geschah wirklich: nicht etwa die Zeit wurde verändert, sondern die Realität, und die beiden spielten eine wichtige Rolle bei diesem Vorgang. Es klang absurd, aber er war vollkommen davon überzeugt: in irgendeiner ihm unbekannten Art und Weise korrigierten irgendwelche Leute nach ihrem Belieben die Wirklichkeit in Goldentor!

      Per musste ihm helfen, seine Gedanken zu sortieren. Was geschah, war ungeheuerlich. Unmöglich hätte er noch vor kurzem gedacht. Aber er hatte es miterlebt und hatte Boltagen und Telström gesehen. Er wusste nicht, weshalb der Vorgang gerade ihn nicht erfasste. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wie so etwas vor sich ging. Wurde eine Art Waffe benutzt, eine technische Apparatur, die diesen unglaublichen Vorgang ermöglichte? Er wusste nur, dass es geschah, und dass er, aus welchem Grund auch immer, davon verschont blieb.

      Es hatte keinen Zweck, sich das Gehirn darüber zu zermartern, wie geschichtliche Abläufe, die ja das ständige Produkt der Handlungen aller Menschen waren, von einem Augenblick zum anderen in eine bestimmte Richtung gedrängt werden konnten. Der Gedanke war schwindelerregend. Aber das Absurde war Wirklichkeit geworden. Hatte ihn Per nicht immer glauben machen wollen, dass Realität nur in einer gesellschaftlichen Übereinkunft bestand, etwas als real anzuerkennen und etwas Anderes ins Reich der Phantasie zu verbannen? Lag dort der Punkt, wo der geheimnisvolle Manipulator ansetzte? Und konnte solch eine Macht gestoppt werden?

      Der Gedankenwirrwarr bereitete ihm Kopfschmerzen.

      Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen. Er wartete noch eine halbe Stunde, dann raffte er sich auf und verließ ebenfalls den Hinterhof. Auf den Straßen war von Polizei oder Militär nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte sich das Geschehen anderswohin verlagert, oder es war bereits alles vorbei. Trotzdem blieb Steve vorsichtig, als er sich Pers Wohnung näherte.

      Er hoffte, dass sein Freund zu Hause war, falls er nicht festgenommen worden war oder ihm noch etwas Schlimmeres zugestoßen war. Schnell verbannte er diesen Gedanken wieder. Es durfte ihm einfach nichts geschehen sein.

      Als er schließlich vor Pers Haustür stand, hallte das Krachen der Schüsse immer noch in seinen Ohren wieder.

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