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durchaus konzessionsbereit, etwa was den Laienkelch, die Priesterehe und den Gottesdienst in deutscher Sprache betraf. Ferdinand, der in Hagenau moderierte, vertagte das Gespräch nach Worms. Dort sollte auch ein päpstlicher Nuntius beteiligt sein. Die Evangelischen waren unter der Bedingung einverstanden, dass dabei nicht der päpstliche Primat betont und dem Nuntius keine ausschlaggebende Autorität zuerkannt würde.

      In Worms (ab November 1540) kam man überein, die Frage der kirchlichen Güter nicht zu behandeln. Des Kaisers Kanzler, der Burgunder Nicolas Perrenot de Granvelle (auch Granvella), betonte die Notwendigkeit der Einigung, denn die Spaltung diene ja doch nur dem Papst (da sie dem Kaiser im Reich Schwierigkeiten schaffte). Ferdinand hatte die elf Fürsten bezeichnet, die die katholische Majorität vertreten sollten – von denen galten Brandenburg, Kurpfalz und Kleve als Protestantismus-geneigt. Auf der Gegenseite traten ebenfalls elf Vertreter auf. Also musste der Nuntius befürchten, dass bei Mehrheitsabstimmungen die Evangelischen gewinnen würden, und verlegte sich auf eine Diskussion zur Verfahrensordnung, um ein solches Ergebnis zu verhindern. Die Protestanten gaben nach, und man einigte sich sogar, auf der einen Seite Melanchthon, auf der anderen Professor Johannes Eck, über eine gemeinsame Definition der Erbsünde.

      Da erhielt Granvelle den kaiserlichen Auftrag, die Diskussionen auf dem nahenden Reichstag zu Regensburg fortzusetzen. Die päpstliche Seite war dem Kaiser in den Ohren gelegen, diese Wormser Versammlung werde von den Protestanten dominiert und werde zu einem unerhörten Schisma führen. Karl V. sah daran, dass Rom an einer gleichberechtigten Diskussion nicht interessiert war, und beschloss daher – ein letzter Versuch! –, die Sache in Regensburg persönlich in die Hand zu nehmen.

      Päpstlicher Nuntius wurde auf des Kaisers Wunsch der venezianische Kardinal Gasparo Contarini. Er wurde von Paul III. zum Vorstand einer Kommission ernannt, die 1537 einen „Ratschlag, wie die Kirche zu bessern sei“ erarbeitete – ohne praktische Folgen!

      Am 5. April 1541 begannen die Beratungen in Regensburg. Karl und Contarini waren sich einig darin, über Priesterehe und Laienkelch mit sich reden zu lassen. Zentral war natürlich die Frage des päpstlichen Primats. Die Protestanten konzedierten, der Papst könne eine Art Oberaufseher der Kirche bleiben, dürfe aber die Bischöfe nicht an sich binden. Die kirchliche Hierarchie mag bestehen bleiben, aber die Unfähigen unter den Bischöfen müssten einen gelehrten Vikar zugeordnet bekommen.

      Zur Einigung in den schwebenden Glaubensdifferenzen wurden neben Melanchthon und Johannes Eck die gemäßigtsten Theologen aufgeboten, die man auf beiden Seiten finden konnte. Den Vorsitz des Diskussionsgremiums sollten nach des Kaisers Willen der milde Pfalzgraf Friedrich und Granvelle übernehmen, Contarini blieb außen vor. Man einigte sich tatsächlich zu vier Hauptthemen, zum einen dem der menschlichen Natur: Der Mensch habe durch Adams und Evas Sündenfall den freien Willen verloren. Über die Erbsünde einigte man sich ebenso wie über die Erlösung und auch die Rechtfertigung: Diese geschehe ohne menschliches Verdienst durch den Glauben allein. Contarini ergänzte, so dass Melanchthon zustimmen konnte: Der Glaube müsse aber lebendig und tätig sein.

      In Sachen Autorität der Kirche kam man sich ein wenig näher, doch über das Wesen der Eucharistie war der Dissens nicht auszuräumen. Die Lutheraner gingen von der realen Präsenz Christi bei Fortbestand der Substanz von Brot und Wein aus, während die Katholiken und auch Contarini darauf bestanden, dass die Transsubstantiation, die Verwandlung von Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi durch die priesterliche Konsekration, im Mittelpunkt der Messe stehe.

      Der Kaiser legte die Protokolle dieser Gespräche den in der Nähe tagenden Reichsständen vor. Die Kurfürsten und auch die Städte befanden, sofern ein Vergleich zustande gekommen sei, solle er gelten bis zum nächsten Konzil oder einer „Nationalversammlung“ auf deutschem Boden. Bayern sprach sich dagegen aus. Ein Konzil müsse her. Dem Kaiser wurden daraufhin zwei sich widersprechende Gutachten präsentiert, das eine im Sinne der Kurfürsten und Städte, das andere lehnte die Annahme der Punkte, über die man sich geeinigt hatte, ab.

      Karl hatte in Deutschland Harmonie herstellen wollen, aber gegen deren Gegner kam er nicht an, und daher auch nicht gegen den Willen des Papstes. Der vermisste in der Regensburger Eröffnungsrede des Kaisers den Hinweis darauf, dass die Einberufung eines Konzils allein dem Papst zustehe. Wollte Karl V. es etwa seinerseits einberufen, wie es die Protestanten wünschten? Davon hielten auch der Herzog von Bayern und der Erzbischof von Mainz nichts. Den Vorschlag des Kaisers, sich vorläufig an die erarbeiteten Übereinstimmungen zu halten, lehnte der Papst ab. Contarinis Ausgleichsbemühungen wurden vollständig desavouiert.

      König Franz I., der in Regensburg hinter den Kulissen intrigiert hatte, war erfreut, dass Karls Harmonieversuch gescheitert war, denn dessen Erfolg hätte diesen zur bestimmenden Gestalt in ganz Deutschland gemacht. Auch Luther war dagegen, da er den erreichten Kompromissen zutiefst misstraute. Ranke formuliert in seiner „Geschichte der Päpste“ mit kritischem Unterton: „Er, der sich immer im Kampfe zwischen Himmel und Hölle erblickte, glaubte auch hier das Treiben des Satans zu erkennen.“

      So war das Ergebnis der Regensburger Religionsgespräche nichts als einer der größten Sargnägel für die kirchliche Einheit des Abendlandes, und der Weg zur Unwiderruflichkeit der Spaltung ging weiter, woran beide Parteien ihren Anteil hatten.

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