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gleich zweimal.

      Singular und Plural sind ebenfalls eher eine Angelegenheit von Glück oder Willkür. Wo »Informationen verunsichert«, da versickern der Kopf, und für ihre Kommasetzung haben sich die Deutschen schon lange eine dem Salz- und dem Pfefferstreuer nicht unähnliche Interpunktionsbüchse angeschafft, aus der sie die Kommata munter aufs Papier und in ihre Rechner streuen.

      Dieses Gerät wird auch in Mainz zur Anwendung gebracht; in dem Satzbeginn »Wir, als diejenigen die in diesem Land Verantwortung tragen ...« das Komma nach »wir« zu setzen statt nach »diejenigen«, gibt dem »Wir« geradezu dröhnende Bedeutung. Ob die rheinland-pfälzische Sozialdemokratie noch ganz fest an die parteieigene Propaganda »Das Wir entscheidet« glaubt oder, in ihrer Sprache, glauben?

      Die Lieblingsbeschäftigung der Verfasserin oder des Verfassers aber bleibt das Verschwindenlassen des Buchstaben »n«: Die »Grundrechte unserer Bürger und Bürgerinne« werden angemahnt; das Recht auf ein »n« zählt anscheinend aber nicht dazu, nicht in Mainz jedenfalls, das ab sofort »Maiz« heißen sollte. Das wäre ur kosequet.

      Auf achfrage bei der rheilad-pfälzische Staatskazlei hieß es später, Regierugssprecheri Moika Fuhr fide de Brief »iakzeptabel«. Durch ei »Büroversehe« sei die ukorrigierte Fassug des Briefes verschickt worde. »Es tut us leid, dass diese fehlerhafte Fassug des Briefes a die Budeskazleri gesedet wurde«, erklärte Fuhr. »Der Büroleiter useres Hauses hat sich dafür im Büro der Budeskazleri etschuldigt.

      Die Regierugssprecheri bat um achsicht: »atürlich ist ei fehlerhafter Brief – wie er aus der Staatskazlei a die Budeskazleri verschickt wurde – icht akzeptabel.« Aber »wo Mesche arbeite, passiere leider auch Fehler.«

      Ud aus Fehler – aders ka ma sie icht ee – lere wir.

       Kommunikation als Glücksache

       Aus der Welt der Autokorrekturen

      Nachdem ich einer französischen Kollegin mit dem Vornamen Lysange eine Elektropost geschickt hatte, bekam ich digitale Antwort. Es sei ja alles sehr schön, was ich schreibe, aber warum ich sie denn Lasagne nenne?

      Lasagne? Niemals, nicht einmal im Scherz, hätte oder hatte ich Lysange Lasagne genannt, da war ich mir sicher. Ich sah noch einmal in meine Mail an sie, und tatsächlich: Lasagne, so stand es da. Sogleich schrieb ich zurück, bat um Entschuldigung und las meine neue Nachricht an sie, bevor ich sie auf den Weg brachte, vorsichtshalber noch einmal durch. Und wieder lautete meine Anrede: Liebe Lasagne..., aber diesmal konnte ich das noch korrigieren, eigenständig und per Hand.

      Wenn ich dem automatischen Korrekturprogramm, das Lysange nicht von Lasagne unterscheiden kann, nicht in den Arm falle, wird Kommunikation zur reinen Glücksache. Ob er schon von dem Cava – dem spanischen Cham­pagner, der aus weinanbaugebietsjuristischen Gründen aber nicht Champagner genannt werden darf –, den ich ihm zum Geburtstag geschickt hatte, probiert habe, wollte ich von einem Freund wissen. Mein digitaler Brief an ihn erkundigte sich allerdings zunächst nach Lava, die klatschkalt sicher besonders köstlich ist, und dann nach Java, der Insel beziehungsweise dem gleichnamigen Kaffee.

      Nach einem gemeinsamen Auftritt mit dem formidablen Jazzpianisten Uli Gumpert wollte ich mich bei ihm für den schönen Abend bedanken; ohne mein umsichtiges nochmaliges Durchlesen hätte sich Uli Gumpert der Anrede »Uli Gummiert« ausgesetzt gesehen, sie wahrscheinlich recht despektierlich gefunden und mich für nun vollendet wahnsinnig gehalten.

      Micha wird zu Mich verfälscht, aus Rayk wird zuverlässig ein Rank, aus dem Vornamen Rahel macht die automatische Korrektur eine Rahe, an die man Freibeuter zu hängen pflegte, aus der ligurischen Stadt Imperia, als wäre sie ein Protzhotel oder ein Ismus, Imperial, und aus dem immer eindeutigen stets ein verwirrendes stehst.

      Während die permanente Benutzung des Taschenrechners dazu führt, dass die Fähigkeiten, im Kopf zu addieren, subtrahieren, dividieren und multiplizieren, entweder gar nicht erst entwickelt werden oder aber verkümmern, hat die Verwendung eines automatischen Korrekturprogramms immerhin eine unterhaltsame und eine sportliche Seite.

      Man erlebt viele Überraschungen und bekommt Wörter und Begriffe geschenkt, die man sich selbst nicht hätte ausdenken können oder wollen: Tante Taten – gemeint war der französische Apfelkuchen namens Tarte Tatin – und Lavoir viere, das aus dem guten alten savoir vivre generiert wurde. Lavoir viere? Ja, so steht es geschrieben: Alle viere sollst du gründlich waschen / Goethen, Brecht und Hacks und Thomasbraschen.

      Die Zumutungen und Übergriffigkeiten der elektronischen Welt sind eine Herausforderung, immer wieder zu reflektieren und durchzusetzen, was zu sagen man sich entschließen will, statt zum Sklaven eines digital vorgegebenen absurden Regelwerks zu werden. Autokorrektur ist ein anderes Wort für elektronischen Autismus, gegen den es aber ein Mittel gibt: die menschliche Autonomie. Solange Menschen analog hergestellt werden, soll mir nicht bange sein.

       Korrekturfraktur

      Wenn eine sich »Korrekturprogramm« nennende Terrororganisation, gegen die beide RAFs, also die Royal Air Force wie auch die Rote Armee Fraktion, und, um den schönen Schrecken zu vervollkommnen, dazu ebenfalls die von beiden gern genommene, vulgo also »eingeworfene« Alkaida Seltzer als ein »gemütliches Beisammensein« von allerlei schon in den Siebzigerjahren »Seniorengruppen« genanntes, fideles Trüppchen älterer, recht bummellustig und unzerstörbar rüstig zu Busreisen aller Art aufgelegtes Völkchen aufschimmern, von dem ein »Pfundskerl«, was ein Zwielicht- wie Zwillingsdeutschwort von »Erschießungskommando« ist, also ein Synonym für Richard von Weizsäcker, wegen mangelnder revolutionärer Kompetenz oder auch Kontinenz in der warum auch immer sonst, aus dem nicht allzu ungewöhnlichen Wort »wegen« aus derjenigen Art schierer Willkür, die nur existiert, weil »Willkür«, warum auch immer?, stets »schier« zu sein hat, das Verb oder auch Tuwort »bergen« macht, was mir, dem alten Arbeitersamariter, und ich bekenne es, von mir also von der Welt aus mitunter angespiene, oder, nicht allzu unguten guten Menschen, und diesen Satz sollen mir ungerührte Rühreier wie, um exemplarisch noch kurz, aber akademisch bescheiden, auszuholen, Dietmar Dreht am Rad und Jürgen Droht und Verbrecher versuchen in Berlin einen Teppich zu verlegen, erst einmal nachmachen, denn vormachen können sie ihn mir nicht, was sie freuen könnte, wenn sie denn wüssten, wie das geht, sich freuen, und weil auch der außerhalb jedweden derridaiden Quarks ein Satz, um ein Satz zu sein und zu werden – sein und werden, darüber ließe sich mancherlei piekfeines Feuilleton zusammenerbrechen, das machen wir dann im nächsten Lehrjahr, aber jetzt ist, wie man so sagt, wenn man es so sagt, »gut für heute« – also nicht für die »guten Leute«-Leute, über die schon Brecht ... doch nein, es reicht mir oder reimt sich gern auf mich beziehungsweise rächt sich.

       Fakultativ I und II

      Man kennt, wenn man ihn kennt oder das zumindest sich erwünscht, den Nominativ und auch den Akkusativ, der erfreulich wenig mit den Akku-Schraubern gemein hat, den die »Ich-bin-ja-nicht-blöd!«-vulgo-»Yippieh-ja-ja!«-Sager als Kopfersatz bei sich tragen, wenn auch noch nicht als die Rollkoffer, die sie längst schon sind, daran arbeiten sie noch globalnational, also »arbeiten« in dem Sinn, den solche Leute oder ihre Presseabteilungen eben für Arbeit nicht nur ausgeben, sondern auch tatsächlich halten. Muss man auch erstmal können oder sogar, auch ein Wort für Solchemolche, »erlernen«.

      Dann gibt es noch den Flachwietiv, so hats der Medienprengel oder -sprengel ganz besonders gerne, und obendrauf oder auch untendrunter, ist in dem Fall tatsächlich so egal wie Jacke wie Hose, auch noch das Dativ und dem Genitiv, weil jemand damit Geld verdienen muss, dass deutsche Deutschlehrer über sowas lachen. Was die dann auch zuverlässig tun, denn alleine dazu sind sie da, selbstverständlich abgesehen von dem, was sie »Freizeitgestaltung« nennen, also Frau und Kinder, Singular ist Plural und sosowieso egal, öftermal ist öftermal.

      Zur reinen Freude existieren aber auch der Intuitiv, der Impulsiv und der Fakultativ, und alle drei in ihrer nicht vergleichlichen, mir am schönsten aufzuschimmern scheinenden Trias des Menschengeschlechts, wollen mir so wohl gefallen, dass ich sie weder dem

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