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      »Man könnte sie ja unter Umständen in die Behnisch-Klinik verlegen, wenn der Abortus abgeschlossen ist.«

      »Sie denken gleich an alles«, lächelte Kirsten.

      »Manchmal«, sagte er mit einem leisen Lachen. »Es war gut, mit Ihnen zu sprechen. Fee wird auch zufrieden sein. Wir haben uns tatsächlich Gedanken gemacht, als wir Sie mit Brack gesehen haben.«

      »Wenn ich nur gleich vor ihm gewarnt worden wäre, aber Geli hat ihn ja immer noch in Schutz genommen. Sie hat nur nicht verstanden, daß er das Kind nicht haben wollte. Aber ich weiß jetzt, daß er auch zu den Männern gehört, die jede Verantwortung ablehnen. Ich weiß nicht, warum die nettesten Mädchen oft an die miesesten Burschen geraten.«

      »Weil sie immer das Gute im Menschen suchen«, sagte Daniel Norden, »und so werden sie ausgenutzt, weil miese Männer das leicht durchschauen.«

      Kirsten überlegte ein paar Sekunden. »Meinen Sie, daß die Behnischs mich nehmen würden?«

      »Ohne Bedenken.«

      *

      »Das wird doch schwieriger, als ich dachte«, sagte Dr. Dieter Behnisch zu seiner Frau Jenny. »Schau dir mal die Röntgenaufnahmen an, Jenny. Da hat sich eine ganz beträchtliche Geschwulst gebildet.«

      »Aber die Blutuntersuchung ist doch recht ordentlich«, meinte sie. »Die inneren Organe sind gesund. Das EKG zeigt kleine Unregelmäßigkeiten, die aber nicht gravierend sind.«

      »Aber der Tumor hat sich an einem kritischen Punkt gebildet, und Derksen scheint selbst auch skeptisch zu sein.«

      »Sieh nicht gleich schwarz, Dieter.«

      »Er ist ein so netter Mensch. Es geht mir nahe, wenn so ein anständiger Mann möglicherweise an einem fatalen Sturz zugrunde gehen muß, während Schlawiner, die nur zerstören können, nicht die kleinsten Wehwehchen haben.«

      »Wie heißt es doch, dieses seltsame Wort: Wen der Herrgott liebt, den züchtigt er.«

      »Ich weiß schon, warum ich diese Bibelsprüche nicht ausstehen kann«, sagte Dieter. »Ich muß noch mit Daniel sprechen, ob er bei der Operation dabeisein kann.«

      »Du denkst, daß sie lange dauern kann.«

      »Zweifellos.«

      »Dann müßte er seine Sprechstunde verlegen. So Hals über Kopf geht das doch nicht.«

      »Ich werde erst am Mittwoch operieren. Ich brauche noch ein paar Tests.« Jenny warf ihm einen schrägen Blick zu. »Das wird Derksen aber sicher nicht gefallen«, meinte sie.

      »Ich werde es ihm schon erklären.«

      Da läutete das Telefon. »Hallo, Daniel«, rief Jenny aus, »haben deine Ohren so geklungen, daß du ahntest, daß wir über dich reden?«

      »Wegen Derksen?« fragte Daniel sofort.

      Dieter erklärte ihm, was er auf dem Herzen hatte. Daniel hörte zu.

      »Ich weiß jemand, der besser assistieren könnte«, sagte er dann. »Wenn es zu machen ist, redet mal mit Kirsten Lorenz. Sie ist auf Stellungssuche.«

      »Kirsten Lorenz«, staunte Dieter, »sie war doch in Wien.«

      »Und jetzt ist sie wieder hier. Ich hatte vorhin ein langes Gespräch mit ihr. Ich will ihr auch nicht vorgreifen, aber es schien mir, als wäre sie schon interessiert, bei euch auszuhelfen.«

      »Dann kann ich nur hoffen, daß sie mitzieht«, sagte Dieter. »Wir sind arg im Druck, und bei Derksen möchte ich wirklich mein Bestes geben.«

      »Das tust du zwar immer, aber ich verstehe dich schon«, sagte Daniel. Und dann sprach er auch noch über Angela Möller und Peter Brack.

      »Der ist weg vom Fenster, aber um Geli Möller ist es schade. Sie war eine erstklassige Laborantin. Das weiß ich von Hanno Schmiedel. Es passiert leider allzuviel durch diese verkorksten Typen wie Brack. Sie haben zuviel Chancen bei den Frauen.«

      Jedenfalls waren sie sich wieder mal einig, wie meistens. Es passierte ganz selten, daß sie mal geteilter Meinung waren. Dann ging es um Grenzfälle, bei denen Dieter für sofortige Operation war, Daniel aber für eine andere Behandlung plädierte.

      Als Daniel sich wieder zu Fee setzte, seufzte sie tief. »Das war mal wieder ein ereignisreiches Wochenende«, meinte sie.

      »Was an einem einzigen Tag alles passieren kann«, meinte Daniel, »man sollte es wahrlich nicht für möglich halten.«

      *

      Am Montagmorgen rief Kirsten in der Behnisch-Klinik an. Jenny schlug ihr vor, doch gleich persönlich zu kommen, sie wären schon von Daniel Norden vorbereitet.

      Bei Geli konnte sie nichts ausrichten. Sie war zwar kurz zum Bewußtsein gekommen und hatte Kirsten wohl auch erkannt, aber sie konnte nicht mal erfahren, daß sie das Kind nicht bekommen würde. Die Fehlgeburt hatte sie zusätzlich geschwächt, aber sie war danach auch ruhiger geworden und schlief nun.

      Kirsten blieb erst einige Minuten vor der Behnisch-Klinik stehen, und der Gedanke, hier vielleicht arbeiten zu können, beflügelte sie förmlich.

      Als sie vor Dr. Behnischs Zimmer wartete, wurde Frank Derksen gerade im Rollstuhl von dort zur Station gebracht. Kirstens und sein Blick waren sich kurz begegnet. Sie hatte dabei ein eigenartiges Gefühl.

      Irgendwie paßte dieser Mann nicht in einen Rollstuhl.

      Von Dieter und Jenny Behnisch wurde sie herzlich begrüßt. Man kannte sich von früher, bevor Kirsten als ganz junge Ärztin nach Wien gegangen war. Sie hatten sich auf dem Chirurgenkongreß kennengelernt, und durch ihren gemeinsamen Bekannten Dr. Norden waren sie sich schnell nähergekommen.

      Zweifel, daß Kirsten alles an medizinischen Kenntnissen mitbrachte, was gebraucht wurde, gab es nicht. Das Arztehepaar konnte feststellen, daß sie auch eine selbstbewußte junge Frau geworden war.

      Sie sprachen über die Operation an Frank Derksen, und ohne daß sein Name erwähnt wurde, hatte es Kirsten im Gefühl, daß es sich um den Mann im Rollstuhl handelte.

      Sie betrachteten gemeinsam die Röntgenbilder. Kirsten war ganz konzentriert.

      »Wir hatten in Wien einen ähnlichen Fall«, erklärte sie. »Es stellte sich aber heraus, daß es sich um ein Hämatom handelte, das eine Knochenwucherung umgab. Es wurde mitsamt dem lädierten Gelenk entfernt und dem Patienten wurde ein künstliches Hüftgelenk eingepflanzt.«

      »Gab es Komplikationen?« fragte Jenny.

      »Nein, allerdings muß man sehr bedacht sein, daß der Operationsherd frei von jeder Entzündung ist. Wodurch ist das entstanden?«

      »Durch einen Skiunfall.«

      »In diesem Winter?« fragte Kirsten.

      Das wurde ihr bestätigt.

      »Dann muß, meines Erachtens nach, da schon vorher eine Verletzung vorgelegen haben. Hat sich der Patient dazu geäußert?«

      »Daran hat bisher niemand gedacht«, erwiderte Dieter. »Sie können Dr. Derksen ja befragen, dann machen Sie sich gleich mit ihm vertraut.«

      »Gern, aber vorher wollte ich Sie noch wegen meiner Freundin Geli fragen. Würden Sie sie hier aufnehmen, damit ich sie mit unter Kontrolle habe?«

      »Daniel Norden hat es schon angedeutet. Dem steht nichts im Wege, wenn der Gynäkologe seine Arbeit getan hat.«

      »Die ist bereits getan«, erklärte Kirsten.

      »Und Sie sind daran interessiert, hier zu arbeiten?«

      »Wenn Sie mich nehmen wollen?«

      Das wurde durch einen Handschlag besiegelt, und Jenny geleitete Kirsten zu Dr. Derksen.

      Er saß am Fenster und schien ganz in Gedanken versunken.

      »Darf ich Sie mit unserer neuen

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