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die Ohren, als er sagte: »Das ist ja ein irrer Zufall. Wir haben sie nämlich heute nachmittag am Wörthersee gesehen. Nein, gesprochen haben wir nicht miteinander. Sie schien nicht interessiert daran zu sein. Das stimmt mich nachdenklich, Schorsch. Ich komme mal rüber. Fee wird das schon verstehen.«

      »Was soll ich verstehen?« fragte sie.

      »Stell dir vor, Kirsten Lorenz hat ihre Freundin in die Leitner-Klinik gebracht, die anscheinend einen Selbstmordversuch unternommen hat. Und Schorsch meint, daß Kirsten auch ein Päckchen zu tragen hat. Sie ist noch in der Klinik bei Angela Möller. Hast du was dagegen, wenn ich mal rüberfahre?«

      »Du weißt ja, wie neugierig ich bin, also würde ich gern erfahren, was mit Kirsten los ist. Ich hebe dir schon ein Glas Wein auf.«

      »Du hast doch nicht etwa die Absicht, die ganze Flasche zu trinken?«

      »Es kommt darauf an, wie lange du ausbleibst«, scherzte sie.

      »Ich bleibe nicht lange. Ich packe nur die Gelegenheit beim Schopfe, um mir Kirsten genau anzusehen. «

      »Aber nicht zu genau«, wurde er geneckt.

      Sie bekam einen Kuß, dann ging er. Er hatte es nicht weit zur Leitner-Klinik.

      Es war gerade zwanzig Uhr, als er die Klinik betrat.

      »Auf solche Weise kommen wir doch mal wieder zusammen«, wurde er von Schorsch empfangen. »Ich weiß ja, daß dir der Sonntag mit der Familie heilig ist. War Fee böse?«

      »Sie ist nie böse, das solltest du mittlerweile auch wissen. Also, was ist mit Kirsten?«

      »Sie scheint schwer enttäuscht worden zu sein.«

      »Von Brack? Das würde mich nicht wundern.«

      »Er ist der Freund von Angela Möller, der verflossene Freund, muß man wohl sagen.« Er schilderte Daniel kurz, was er von Kirsten erfahren hatte.

      »Wird sie das Kind behalten?« fragte Daniel.«

      »Nein, der Fetus ist bereits geschädigt. Ich denke jedoch, daß es bald einen Abortus geben wird. Sie hat Aufputsch- und dann wieder Beruhigungsmittel genommen. Die Blutwerte sind katastrophal. Wahrscheinlich hat sie auch getrunken. Ich weiß nicht recht, wie ich es Kirsten beibringen soll, Daniel? Es besteht anscheinend eine enge Freundschaft zwischen den beiden Frauen.«

      »Ich würde gern mit Kirsten sprechen. Aber es soll nicht so aussehen, als ob ich nur ihretwegen hergekommen bin. Kannst du nicht sagen, daß ich nach einer Patientin geschaut habe und so erfuhr, daß sie hier ist?«

      »Das bringe ich schon fertig. Ich werde sie gleich holen.«

      *

      Kirsten war es beklommen zumute, aber sie wollte sich vor Dr. Leitner keine Blöße geben. Er ließ sie gleich mit Daniel allein.

      »Wie seltsam, daß wir uns hier treffen«, sagte er. »Aber ich freue mich.«

      »Bitte, verzeihen Sie, daß ich am Nachmittag ein Zusammentreffen vermieden habe, aber ich war gerade in einer unangenehmen Diskussion. Sie kennen Brack?«

      »Nur flüchtig, aber man hat ja allerhand von ihm gehört.«

      »Ich habe ihn erst vor ein paar Tagen kennengelernt. Er war mit meiner Freundin liiert, hat sich aber zurückgezogen, weil sie schwanger ist. Er will das Kind nicht anerkennen. Ich bin froh, daß ich Sie so bald treffen und es richtigstellen kann, warum ich eine Begrüßung mied. Mich regt diese Affäre auf. Ich weiß auch nicht, wie ich Geli helfen kann, anscheinend will sie sich nicht helfen lassen.«

      »Sie befindet sich in einer Krise, in einer sehr schweren Krise, aus der sie wohl keinen Ausweg fand. Sie wird das Kind nicht zur Welt bringen müssen, vielleicht hilft ihr das.«

      »Ich hatte den Eindruck, daß sie es unbedingt haben will, aber sie war sowieso sehr verändert. Kann man diesen Brack denn nicht aus dem Verkehr ziehen?«

      »Als Arzt hat er keine Chance mehr, auch wenn er in die Berufung geht. Es geht doch nicht an, daß Ärzte Patienten erst recht süchtig machen, nur um schnell zu Geld zu kommen. Ich war ehrlich entsetzt, als ich ihn in Ihrer Begleitung sah.«

      »Dann bin ich doppelt froh, daß ich das richtigstellen kann.«

      »Ja, es wäre schade gewesen, wenn Sie an ihn geraten wären.«

      Sie sah Daniel offen an. »Ich bin auch an einen Arzt geraten, der unseren Eid verraten hat. Und dabei mußte ich die Erfahrung machen, daß Selbstdarstellung die Wahrheit in den Schatten stellte. Ich habe Glück gehabt, daß ich mit einem blauen Auge davongekommen bin.«

      »Wollen Sie mir nicht sagen, was passiert ist, Kirsten?«

      »Es ist anscheinend doch nicht bis hierher gedrungen. Es ging um eine Operation. Der Patient war wohl dem Chef nicht prominent genug, um selbst Hand anzulegen. Er überließ ihn uns. Der Chirurg war Theo Burgmüller, ich assistierte. Der Patient kollabierte nach der Operation. Burgmüller wollte es mir anhängen. Ich hätte ihm eine falsche Injektion gegeben. Es kam schließlich heraus, daß er der Schwester falsche Anweisungen gegeben hatte, die aber ein besonderes Faible für ihn hatte und ihn decken wollte. Es kam schließlich doch heraus, weil auch die Schwester von einer Kollegin, die ihr nicht grün war, beschuldigt wurde.

      Ich hatte indessen meine Entlassungspapiere bereits bekommen, und ich wollte dann auch nicht mehr bleiben, als ich darum gebeten wurde. Ich hatte einen Knacks weg.«

      »Sie hatten eine persönliche Beziehung zu Burgmüller?«

      »Ja, und ich hielt ihn für einen tadellosen Arzt. Ich war in doppelter Hinsicht enttäuscht, weil er mich kaltblütig ans Messer liefern wollte, um seine eigene Haut zu retten.«

      »Der Patient ist gestorben?«

      Kirsten nickte. Er hätte nicht mehr lange zu leben gehabt. Er hatte Krebs. Aber darum ging es ja nicht, wenn Burgmüller das auch kaltlächelnd als Rechtfertigung angab. So, nun wissen Sie es. Brack will mir die Anstellung, um die ich mich beworben habe, versalzen. Ich frage mich, ob ich in einen Sündenpfuhl geraten bin.«

      »Hätten Sie nicht Lust, in der Behnisch-Klinik zu arbeiten, bis Sie Anfechtungen wieder gewachsen sind, Kirsten? Momentan scheinen Sie sehr sensibel zu sein.«

      »Ehrlich gesagt, regt mich das alles auf. Geli war immer so ausgeglichen und lieb, und nun plötzlich ist sie völlig am Boden zerstört. Was bringt einen Menschen dazu, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, wenn man doch so viele Möglichkeiten hat, einen neue Weg zu finden.«

      »Vielleicht wird sie es Ihnen erzählen.«

      »Ich hatte nicht den Eindruck, daß sie zu einer Verzweiflungstat fähig wäre, ich hätte sie doch sonst nie allein gelassen.«

      »Haben Sie ihr gesagt, daß Sie mit Brack sprechen wollen?«

      »Nein, das habe ich lieber bleiben lassen, um sie nicht auf falsche Gedanken zu bringen.«

      »Könnte es nicht sein, daß er ihr von dem Treffen erzählt hat, um sie zu demütigen?«

      »Guter Gott, darauf wäre ich nicht gekommen! Zuzutrauen ist ihm alles. Er hat mich tatsächlich belabert, davon geredet, daß ich sein Leben verändern könnte. Er ist so ein Typ, der wahrscheinlich jeder Frau so was einflüstert, aber ich habe das sowieso nicht geglaubt. Er wurde wütend, weil ich ihn zurückwies. Ich glaube, in bezug auf Männer muß ich noch viel lernen, obgleich ich doch eigentlich alt genug bin, um sie gleich richtig einzuschätzen.«

      »Manche Menschen können sehr überzeugend sein, Kirsten. Auch ich lasse mich manchmal noch täuschen. Überlegen Sie sich, ob Sie sich mal mit Dieter und Jenny Behnisch unterhalten wollen. Die Klinik ist ganz modern, und für die gute Atmosphäre garantiere ich. Ab Montag wird sich dort ein Patient von mir befinden, der mir sehr am Herzen liegt und der psychologische Betreuung nötig haben wird.«

      »Was mich selbst gleichzeitig aufmöbeln würde, meinen Sie? Sie sind ein guter Menschenkenner, Daniel Norden.«

      »Sagen

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