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herein.

      »So, jetzt habe ich genug von den Geschäften«, sagte Jens. »Jetzt machen wir es uns noch ein bisschen gemütlich. Wir können uns ja zu gegebener Zeit noch über Ihre Pläne unterhalten, Herr Kienbaum.«

      »Das sollten wir bald tun. Es gibt eine Menge Interessenten, und schließlich bin ich nicht die Baugesellschaft, wenn ich auch einen gewissen Einfluss nehmen kann«, sagte Fritz Kienbaum.

      *

      »Ein hinterhältiger Kerl«, sagte Jens, als Kienbaum sich verabschiedet hatte. »Ich musste mich schon arg zusammennehmen.«

      »Ich auch«, nickte Ute. »Immerhin habe ich erfahren, dass er Annelore Marl heiraten will.«

      »Das hat gerade noch gefehlt«, ereiferte sich Jens. »Sie ist mit Jörg Cremer befreundet. Was bildet sich denn dieser alternde Geck eigentlich ein! Nur gut, dass mich vorhin Burkhardt angerufen hat. Der Drahtzieher bei all den Planungen ist Kienbaum. Er ist die Baugesellschaft, um es genau zu sagen, er hat nur seine Strohmänner plaziert. Geld scheint er wie Heu zu haben.«

      »Und warum will er dann ausgerechnet Annelore Marl heiraten? Anscheinend sind sie doch pleite.«

      »Was meinst du, welchen Wert das ganze Gelände hat? Er will wahrscheinlich alles an sich bringen. Irgendwie muss er Marl in der Hand haben, und der muss ein gutmütiger und gutgläubiger Trottel sein.«

      »Sag das nicht so hart, Jens, er ist wohl noch vom alten Schlag.«

      »Aber solchen Aasgeiern überhaupt nicht gewachsen. Es kann durchaus möglich sein, dass Kienbaum auch mit diesem Betrüger, der Marl so hereinlegte, unter einer Decke steckte.«

      »Das wäre ja infam.«

      »Nicht aufregen. Liebes, ich verfüge auch über gute Beziehungen und weiß nun, wo ich ansetzen muss. Jedenfalls steht fest, dass Kienbaum schon seit einem Jahr Bebauungspläne für Marls Grund fertigen ließ. Pläne für dreißig Häuser, die ihm einen Gewinn von circa sechs Millionen bringen könnten.«

      »Könnten, wenn sie verkauft werden«, meinte Ute. »Du wirst da nicht mitmischen.«

      »Ich bin ein sehr ernsthafter Interessent, mein Liebes«, sagte er mit einem Augenzwinkern, »aber ich gebe dir die Garantie, dass ich dabei bestimmt nichts verlieren werde.«

      »Erklär mir das mal ausführlich.«

      »Wenn es spruchreif ist. Morgen werde ich mich erst mal mit Jörg Cremer zusammensetzen. Warum soll ich nicht auch einen Strohmann vorschieben.«

      *

      Am nächsten Morgen erwachte Seppi Mösler kurz aus der Bewusstlosigkeit. Jenny Behnisch trat an sein Bett. Aus fieberheißen Augen blickte er sie an.

      »Es brennt, es brennt«, murmelte er, »nun wird alles gut.«

      »Für wen, Seppi?«, fragte Jenny intuitiv.

      »Für den Chef, bestimmt, wird ja gebaut, viel gebaut.«

      Phantasierte er? Jenny glaubte das nicht. Er sagte, was ihn bewegte. Es war oft so, wenn Schwerkranke erwachten und noch nicht begriffen, was ihnen geschehen war. Sie war eine sehr erfahrene Ärztin.

      »Und du wirst weiterhin bei Marl arbeiten können«, sagte sie gedankenvoll.

      »Seppi kann arbeiten«, murmelte er, aber dann schlummerte er wieder ein. Jenny betrachtete ihn voller Mitgefühl. Sie hatte immer Mitleid mit allen Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten und die, in welcher Weise auch immer, behindert waren. Rein äußerlich war Seppi durchaus nicht unansehnlich. Auch hatte Jenny das Gefühl, dass in ihm ein guter Kern steckte. Als Dorftrottel waren solche Burschen früher bezeichnet worden, wohl auch jetzt noch, wenngleich ihnen doch etwas mehr Toleranz entgegengebracht wurde. Aber wie leicht solche geistig minderbemittelten Menschen anderen als Werkzeug dienten, wusste Jenny auch. Sie hatte das schon mehrmals erlebt.

      Wer hatte Seppi benutzt und ausgenutzt? Berthold Marl nicht.

      Er hatte Seppi Arbeit und Brot gegeben. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Seppi gerade ihm hatte Schaden zufügen wollen, wie jetzt von der Polizei schon vermutet wurde. Und Jenny dachte noch weiter. Wer sollte ein Interesse haben, Seppi fast totzuschlagen, wenn er den Brandstifter kannte, und sie hoffte, dass mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen von ihm zu erfahren.

      Gegen zehn Uhr kam Fritz Kienbaum, um Berthold Marl zu besuchen, und diesmal mussten sie ihn zu dem Patienten lassen, da dieser um Kienbaums Besuch gebeten hatte.

      Dr. Jenny Behnisch hatte dabei ein ungutes Gefühl. Sie ließ sich durch Kienbaums zur Schau getragenes Mitgefühl nicht täuschen. Er erkundigte sich auch wieder nach Seppi. Ob er etwas für ihn tun könne, fragte er.

      »Es geht ihm sehr schlecht«, erwiderte Jenny. »Er ist nicht ansprechbar.«

      »Und man kann ihm sowieso nicht glauben, was er sagt«, erklärte Kienbaum. »Er ist geistig beschränkt, aber das wissen Sie ja schon. Sie glauben nicht, was er manchmal für Unsinn redet.«

      Warum sagt er das, fragte sich Jenny, und sie sah ihn forschend an.

      »Aber er kann doch anscheinend recht fleißig arbeiten«, sagte sie.

      »Nun ja, man ist nachsichtig mit solch einem Außenseiter und Marl ist ein gutmütiger Mensch. Ich werde Seppi auch eine Arbeit geben, wenn er wieder gesund wird. Weiß man denn schon, wer ihn überfallen hat?«

      »Nein, das wird wohl noch ermittelt, aber es ist fraglich, ob man den Täter findet. Seppi kann sich ja an nichts erinnern, wie seine Mutter sagte.«

      »Ich werde ihn gern besuchen, wenn es erlaubt sein wird«, sagte Kienbaum höflich.

      Jenny blickte ihm sinnend nach. Aalglatt, dachte sie, nicht Fisch, nicht Fleisch. Und warum will ihn Marl jetzt schon sprechen? Sie hätte gern Mäuschen gespielt.

      *

      Fritz Kienbaum war doch erschrocken, als er an das Bett Berthold Marls trat.

      »Ja, jetzt ist es aus, Fritz«, sagte der Kranke leise. »Jetzt haben sie es geschafft. Ich bin am Ende.«

      »Du wirst wieder gesund, Berthold, und auf meine Hilfe kannst du dich verlassen. Wir kriegen das schon hin.«

      »Aber wie? Die Schulden erdrücken mich. Ich muss doch für meine Familie sorgen. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wenn du mir auch noch mal Geld leihst, ich weiß nicht, wie ich es zurückzahlen soll.«

      »Ich möchte dir einen anderen Vorschlag machen, Berthold. Du weißt, wie gern ich Annelore habe. Ich würde sie heiraten, dann bleibt alles in der Familie. Deine Frau, auch du, ihr braucht Ruhe, müsst euch erholen, und ihr könntet euch zur Ruhe setzen. Bobby bekommt eine gute Stellung bei mir, Marilli kann studieren, ich würde für alles sorgen.«

      »Aber ich kann Annelore doch nicht zwingen. Sie ist schon so lange mit Jörg Cremer befreundet.«

      »Und was kann er ihr alles bieten? Bedenke das doch auch mal.«

      »Aber wenn die Baugesellschaft noch am Kauf interessiert wäre, was würde mir geboten?«

      »Du weißt doch, wie das ist, wenn einer in einer Notsituation ist. Da wird der Preis gedrückt. Und dann wäret ihr das Haus auch noch los.«

      »Das Haus?«, fragte Berthold Marl erregt. »Das würde Annemarie nicht überleben. Ach, ich darf darüber nicht nachdenken.« Er begann zu zittern, er rang nach Luft, dann schwanden ihm die Sinne.

      Fritz Kienbaum presste die Lippen aufeinander. Seine Gedanken überstürzten sich. Aber erst nach langen Sekunden drückte er auf die Glocke, die den Arzt herbeirief.

      Es kam Dr. Dieter Behnisch.

      Ein zorniger Ausdruck war in seinen Augen, als er Kienbaum anblickte.

      »Ich habe angeordnet, dass der Patient in keiner Weise überfordert werden dürfe«, sagte er heftig.

      »Wir haben uns ganz ruhig unterhalten und dann schlief er plötzlich ein«,

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