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Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten
Читать онлайн.Название Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Год выпуска 0
isbn 9783740980245
Автор произведения Helga Torsten
Жанр Языкознание
Серия Fürstenkinder
Издательство Bookwire
Ja, er war fasziniert von der Ähnlichkeit.
Jasmine spürte nicht, daß dieser Mann mit den grauen Schläfen in dieser Stunde nur ein törichter und ungeschickter Liebhaber war.
»Ja, es war wirklich überraschend, wie Sie dem Bild ähnlich sehen!« betonte er noch einmal.
Dann erst sah er, wie blaß das Mädchen war.
»Sie sollten noch einen Schluck trinken. Es war eine sehr anstrengende Nacht, Schneekönigin!« sagte er und schob ihr das noch nicht geleerte Glas zu. »Oder lieber einen kleinen Schluck Sekt? Kommen Sie, vielleicht finden wir noch etwas!«
Er legte den Arm um Jasmine, die steif, beinahe wie erfroren vor dem Bild stand. Einem Bild unter den vielen Gemälden und Kunstgegenständen, denen der Mann, wie man überall erzählte, sein Leben verschrieben hatte.
Für etwas anderes sollte er nie Zeit haben.
Nicht einmal für seine Kinder.
Und das hatte ihr niemand erzählt, das hatte sie selbst erlebt.
Die großen Gesellschaftsräume waren verlassen, die Fenster standen trotz der Nachtkühle einen Spalt offen.
Jasmine zitterte.
Ich bin wirklich sehr übermüdet und friere deshalb bei jeder Gelegenheit, dachte sie.
»Also – wirklich – doch noch eine vergessene Flasche Sekt. Wollen mal schauen…«
Michail von Bassarow trieb mit dem knallenden Sektpropfen das Spiel, das so viele Männer liebten; es gab einen kleinen Schreck.
Jasmine lehnte sich unwillkürlich an ihn. »Und für das Glas Sekt – es war roter Krimsekt – bekomme ich als Belohnung noch einen Tanz!«
»Als Belohnung?« Jasmine starrte den Mann ungläubig an.
Sie verstand alles nicht mehr.
Sie war wohl eben doch sehr müde.
»Nun – faß es auf, wie du willst, kleine Schneekönigin!«
Du! sagte er. Aber…
Jasmine schaute ängstlich auf zu dem Mann.
Er hatte einen Plattenspieler eingeschaltet, und leise erklang ein Walzer.
G’schichten aus dem Wienerwald!
Und das in einer Winternacht, mitten in einer norddeutschen Millionenstadt.
Aber der Walzer verzauberte.
Jasmine fragte nichts mehr.
Sie spürte den Arm des Mannes um ihre Taille gelegt. Und sie spürte auch, welch guter, einzigartiger Tänzer er war.
Waren die G’schichten wirklich noch aus dem fernen Wienerwald?
Erzählten sie nicht vielmehr von den großen, von allen Gästen verlassenen Festräumen der Bassarowschen Villa?
Aber es waren Geschichten ohne Worte; sie bestanden allein aus süßen, bezaubernden Tönen.
Einmal nur sagte der Mann: »Madonna!«
Und er meinte damit nicht das Bild über seinem Schreibtisch, sondern die Frau, die er in seinen Armen hielt.
Jasmine aber dachte nur an das Bild und an einen Mann, dem Bilder über alles gingen.
»Ich bin müde«, sagte sie, und sie war wieder blaß wie vor diesem beseligenden Walzer.
»Ich werde dich nach Hause fahren.« Michail von Bassarow hielt das Mädchen noch einen Augenblick lang fest, dicht an sich geschmiegt.
Jasmine spürte es.
Weshalb nur? fragte sie sich.
Sie zitterte.
Schade, daß sie sich selbst nicht recht verstand.
»Also, fahren wir jetzt?«
Der Mann schritt voran und holte Jasmines Mantel.
»Und hier die Puppe. Das… ja, das Harlekinchen«, sagte er, als Jasmine schon auf der Schwelle zu der großen Freitreppe stand.
Zum erstenmal in seinem Leben hatte der Mann an ein geliebtes Spielzeug seiner Kinder gedacht.
»Harlekinchen«, flüsterte Jasmine und streichelte die Puppe, die gerade noch des Mannes Hand gehalten hatte.
Gleich wird sie mich wieder einen vorzüglich veranlagten Vater nennen! durchfuhr es den Mann.
Da drängte er dem Wagen zu, der von einer Schneehaube überzogen war. Ganz leise rieselte der Schnee auch jetzt noch herab.
»Kommen Sie, steigen Sie ein!«
Dann fuhr er Jasmine zu ihrer Wohnung, schloß ihr die Haustür auf.
»Ich denke«, sagte er dann leise, »ich kann meinen Dank noch einmal mit der Tat abstatten.«
Jasmine wollte noch etwas sagen.
Sie stand völlig übermüdet in der Haustür. Im Treppenhaus vor ihr war schon das Licht angegangen.
In ihrer Hand pendelte das Harlekinchen.
Draußen auf der Straße war der Motor der schweren Limousine angesprungen.
Schnee knirschte.
Hoffentlich ist es nicht glatt, dachte Jasmine.
Hoffentlich… hoffentlich?
Was eigentlich hoffte sie?
In ihrem Zimmer zog sie das Ballkleid aus und die Schuhe. Dann warf sie sich aufs Bett.
Im Arm hielt sie das Harlekinchen.
Jasmine weinte sich an diesem frühen Morgen in den Schlaf.
*
Prima fand Stoffel es, daß er und Vronli noch ein wenig in der Klinik von Professor Ringling bleiben durften. Noch niemals war Weihnachten so schön gewesen wie hier.
»Die haben sich richtig um uns gekümmert«, behauptete Stoffel, der noch ein bißchen blaß war, aber sonst in nichts an einen Patienten erinnerte.
Der gütige Professor Ringling hatte in diesen Wochen nicht nur als Freund des Hauses Bassarow Masern behandelt, sondern er hatte auch einen sehr guten Einblick in manches aus diesem Haus erhalten.
Wahrhaftig – diese reichen Kinder waren zu bedauern.
An diesem Heiligabend aber gab es auch Menschen um sie. Nicht nur der gütige Professor Ringling saß plaudernd eine volle Stunde bei den kleinen Patienten, sondern, als es dunkel wurde, kam auch die so geliebte Jasmine.
Sie war ein bißchen außer Atem, weil sie in der Kinderaufführung am Mittag noch hatte tanzen müssen. Aber sie hatte etwas Herrliches mitgebracht: ein kunterbuntes Kleid für das Harlekinchen.
Aus vielerlei wirkungsvoll glitzernden Fetzchen hatte Jasmine es genäht, und daneben noch ein Kleidchen, das ganz genau nach dem Kostüm der Schneekönigin gearbeitet war.
»Das hab’ ich aber nicht selbst genäht«, erklärte Jasmine ehrlich. »Das hat die Kostümbildnerin von der großen Oper gemacht.«
Vronli war selig über die Bereicherung der Garderobe von Harlekinchen.
Ganz stumm aber war Stoffel.
Auf seinem Platz lag ein von Jasmin gearbeitetes Halsband für den Kater Julius.
Es schloß ab mit ein paar Glöckchen, aber beileibe keine beliebigen Glöckchen, sondern einem richtigen kleinen in sich abgestimmten Glockenspiel.
»Damit ihn jeder schon von weitem hört«, hatte Jasmine erklärt.
»Du«, erklärte Stoffel am Heiligabend, der nun schon etliche Zeit zurücklag, »du, bleib immer bei uns!«
Dabei hatte Stoffel mit seinen dunklen Augen den Vater sehr ernsthaft