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verlegen und senkte den Blick. Baron Albert jedoch berichtete, dass sie eine kleine Kahnfahrt auf dem künstlichen Teich unternommen hätten und vorher im Park spazieren gewesen wären.

      »Ein schöner Besitz«, sagte er zu Graf Tihany.

      Die Waldsteins verabschiedeten sich sofort. Graf Tihany brachte sie bis zu ihrem Wagen. Er wollte noch etwas sagen, eine Erklärung abgeben, aber der Baron ließ ihn absichtlich nicht dazu kommen.

      »Wenn Sie geschäftliche Fragen haben, Graf, stehe ich zu Ihrer Verfügung«, sagte er beim Einsteigen. »In drei Wochen bin ich wieder in meiner Bank zu sprechen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Aufbauarbeit hier.«

      Wie benommen ging der Graf zurück. Margret stand in der Halle.

      »Bist du mir böse?«, fragte sie zaghaft, als er sie zerstreut ansah.

      »Warum?«, wollte er wissen.

      »Nun, ich dachte, weil ich spazieren war, anstatt etwas zu tun.«

      Er lachte knapp auf.

      »Aber du hast doch Ferien. Außerdem kannst du tun, was du willst. Der junge Baron ist nett, nicht wahr?«

      »Ja, sehr. Er hat bedauert, dass ich so früh vom Fest wegging. Ich sagte ihm, dir sei nicht wohl gewesen.« Sie trat nahe zu ihm. »Sandor, darf ich mir erlauben zu fragen, was mit dir los ist? Ist es eine andere Frau? Sage es mir bitte.«

      »Ich kann nicht darüber sprechen. Bitte, nimm es mir nicht übel«, entgegnete er und wandte sich ab.

      »Aber es ist eine andere Frau, nicht wahr?«

      Er gab keine Antwort, sondern ging die Treppe hinauf zu seinem Arbeitszimmer. Margret sah ihm nach. Sie glaubte jetzt genug zu wissen.

      Sandor saß hinter seinem Schreibtisch und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Jedes Wort des Barons hatte ihn wie ein Hieb getroffen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er sich in Erlau unmöglich benommen hatte, dass er seinem Zorn und seiner Rache freien Lauf gelassen und sich damit Elgas Liebe restlos verscherzt hatte.

      Sie hatte ihn geliebt, jetzt wusste er es aus dem Mund ihres Vaters. Sie hatte sich in ihn verliebt, ehe seine Stiefmutter überhaupt davon wusste. Aber konnte er denn anders reagieren auf diesen vermeintlichen Verrat?

      Durfte er Elga fortlassen, ohne vorher noch einmal mit ihr gesprochen zu haben? Konnte er noch die vage Hoffnung hegen, dass die Familie Waldstein ihm verzeihen werde?

      *

      Die nächsten beiden Tage waren für Graf Sandor furchtbar. Er sprach kaum ein Wort, ließ sich nur kurz auf seinem Grundbesitz sehen und ging aufgewühlt in seinen Privaträumen umher, um zu einem Entschluss zu kommen.

      Am dritten Tag in aller Frühe, setzte er sich in seinen Wagen und fuhr nach Erlau. Mochte kommen, was wolle, er war bereit, sich zu demütigen.

      Vor der steinernen Brücke hielt er und stieg aus. Das Hauptportal war noch geschlossen. War sein Eindringen am frühen Morgen nicht taktlos und eines Grafen unwürdig? Solche Gedanken waren ihm auf der Fahrt nicht gekommen, weil ihn die Unruhe getrieben hatte.

      Einige Momente stand er unschlüssig da, dann hörte er plötzlich Schritte.

      Kurz darauf wurde das Portal von innen geöffnet, und Herr Wehnert er­schien vor ihm.

      »Herr Graf?«, fragte er verdutzt, »ist etwas geschehen?«

      »Nein, nein, ich möchte …, ich bin nur gekommen, um Baronesse Elga zu sprechen. Ich weiß, es ist nicht die vorgeschriebene Besuchszeit, aber …«

      »Da kommen Sie gerade noch rechtzeitig. Die Baronesse reist heute Morgen ab. Ich bin soeben dabei, ihre Koffer im Wagen zu verstauen.«

      Graf Tihany wurde aschfahl.

      »Kann ich sie sprechen?«, stammelte er aufgelöst.

      Herr Wehnert ging vor ihm her durch den Torbogen in den Innenhof. Hier stand schon der weiße Traumwagen, über den er sich so erbost hatte, bereit zur Abfahrt.

      »Ich werde Sie der Baronesse melden«, sagte Herr Wehnert und bat ihn, in der Halle zu warten.

      Für Graf Tihany schien es eine ganze Ewigkeit zu dauern, bis Wehnert zurückkam und ihn in den oberen Salon bat.

      Während er mit weichen Knien im Salon wartete, schöpfte er ein wenig neue Hoffnung, denn wenn Elga nichts mehr von ihm wissen wollte, hätte sie ihn bestimmt nicht empfangen. Andererseits war sie vielleicht nur darauf aus, jetzt an ihm Rache zu üben für die Nichtachtung, die er ihr beim Gartenfest gezeigt hatte.

      Er trat an eines der Fenster, die zum Park hinunterschauten. Dort kamen gerade zwei Reiter im sanften Galopp zum Torbogen. Es waren der Baron und sein Sohn. Im Innenhof angekommen, überließen sie die Pferde einem Stallknecht.

      »Wir haben Besuch«, erklärte Herr Wehnert, der dabei war, die Koffer der Baronesse im Wagen zu verstauen. »Der Graf möchte die Baronesse sprechen.«

      »Und?« entfuhrt es Baron Waldstein, »empfängt sie ihn denn?«

      »Ja, er wartet im oberen Salon auf sie.«

      »Hm!« Baron Waldstein sah seinen Sohn fragend an.

      Über Alberts Gesicht zuckte ein kleines Lächeln.

      »Na, dann packen Sie am besten die Koffer wieder aus, Wehnert«, sagte er gedehnt.

      »Meinst du wirklich?«, fragte sein Vater ratlos.

      »Ist doch ganz klar«, lachte Albert, »sei unbesorgt, Papa! Du hast ihn doch so fertiggemacht, wie du mir erzähltest, dass er jetzt zu Kreuze kriecht.«

      Sie wären beide gern Zeugen der Unterhaltung gewesen, die im Salon stattfand, aber die war nicht für fremde Ohren bestimmt.

      Baronesse Elga machte es Graf Sandor nicht leicht. Zu tief hatte er sie auf dem Gartenfest verwundet, in das sie alle Hoffnungen gesetzt hatte.

      Was will er überhaupt, hatte sie gedacht, als er ihr gemeldet worden war. Sie war bereits im hellen Reisekostüm und zögerte, ob sie ihn empfangen sollte. Dann ging sie hoheitsvoll in den Salon. Er stand am Fenster und schnellte herum, als er ihre Schritte hörte. Zögernd kam er auf sie zu.

      »Elga«, murmelte er mit belegter leiser Stimme.

      Sie blieb stehen. »Fassen Sie sich nur kurz, Graf«, sagte sie kühl, »ich habe nicht viel Zeit.«

      Einen Moment lang blieb er wie erstarrt vor ihr stehen. Er versuchte in ihren Augen zu lesen, aber sie hatte sich vollkommen in der Gewalt und gab seinem forschenden Blick nicht nach.

      »Ich weiß, ich habe mich schändlich benommen auf dem Gartenfest«, brach es jetzt aus ihm hervor, »und ich kann verstehen, dass du mir sehr zürnst. Aber ich war blind, Elga, blind vor Zorn und Enttäuschung über die Komödie, die du mir vorgespielt hast. Jetzt erst denke ich anders darüber. Jetzt weiß ich, dass es keinen anderen Weg von dir zu meinem Herzen gab als den, den du gegangen bist. Der Baronesse im weißen Traumwagen hätte ich die kalte Schulter gezeigt. Heute weiß ich auch, dass du mit meiner Stiefmutter nichts zu tun hattest. Dein Vater hat es geschafft, mir die Augen zu öffnen und mich zur Vernunft zu bringen. Du hast alles nur aus Liebe zu mir getan, und ich Narr habe dich von mir gestoßen, weil mein Stolz und meine Eitelkeit verletzt waren.«

      Er kam auf sie zu und fasste sie beschwörend an den Schultern.

      »Du darfst nicht wegfahren, Elga! Du würdest mich damit in tiefste Verzweiflung stürzen. Ich habe genauso gelitten wie du, glaube mir! Ich weiß nicht mehr, wie ich die Tage verbracht habe. Dieses Gartenfest war entsetzlich für mich, auch wenn ich so tat, als sei ich froh und glücklich. Meine Gedanken waren nur bei dir«

      In ihrem Gesicht war immer noch die Abwehr zu lesen, obwohl sie sich dem Griff seiner Hände nicht entzog. »Und Fräulein Lindemann?«, fragte sie rau.

      »Wir kennen uns seit unserer Kindheit! Sie ist ein nettes Mädchen, dessen Freundschaft mir lieb und wert ist. Mehr nicht, Elga! Nichts ist zwischen mir und

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