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KASTE? NO PROBLEM! Schattenwesen

       32 DRESSCODE? NO PROBLEM! Nackte Tatsachen

       33 AYURVEDA? NO PROBLEM! Im Reich der Ölsardine

       34 DROGEN? NO PROBLEM! Mitgegangen, mitgehangen

       35 RESPEKT (2)? NO PROBLEM! Alter vor Schönheit

       36 SPRACHE? NO PROBLEM! Babylonische Zustände

       37 ZEIT? NO PROBLEM! Lebe und denke nicht an morgen

       38 ESSENSEINLADUNG? NO PROBLEM! Je später der Abend

       39 FESTE? NO PROBLEM! Grün und blau gejubelt

       40 POLITIK? NO PROBLEM! Krieg und Frieden

       41 HYGIENE? NO PROBLEM! Linksradikal

       42 NOTFALL? NO PROBLEM! Schlafende Hunde wecken

       43 KONTAKTE? NO PROBLEM! Hi, my friend!

       44 FAMILIENANGELEGENHEITEN (1)? NO PROBLEM! Nicht ohne meine Sippe

       45 FAMILIENANGELEGENHEITEN (2)? NO PROBLEM! Die Braut, die sich was traut

       EPILOG Mother India

       DANKSAGUNG

       GLOSSAR

       VORWORT

      Indien ist eine Herausforderung. Es überwältigt unsere Sinne, lässt uns hinschmelzen angesichts der Kraft und Schönheit der Natur, dem Zauber der Paläste und Tempel, der Lebendigkeit und Liebenswürdigkeit der Menschen, während es uns gleichzeitig abstößt durch das Elend, das grausame Kastensystem, durch Chaos, Schmutz und Lärm in den Städten. Indien überfällt uns, verunsichert uns, macht uns oft hilflos und manchmal auch wütend.

      Irritierend, das ist das Wort, das vielleicht am besten bezeichnet, wie das Rätsel Indien auf uns wirkt. Tatsächlich stimmt, was immer wieder gesagt wird: Auf Indien trifft jede Aussage ebenso zu wie ihr Gegenteil. Die gesellschaftlichen Gegensätze und die inneren Widersprüche sind extrem verwirrend. Indien ist für unseren westlichen Verstand eine Zumutung. Uns fehlen Kategorien, mit denen wir das, was wir erleben und wahrnehmen, einordnen und sicher verwahren können. Wir können uns nicht auf bereits Gewusstes und bereits gemachte Erfahrungen beziehen. Denn, so fragen wir mit dem indischen Autor und Politiker Shashi Tharoor: Wie können wir uns wirklich einem Land der Schneegipfel, Dschungel, Wüsten und Meere nähern, einem Land mit über 20 Amtssprachen, Hunderten von Regionalsprachen und unzähligen Dialekten, einem Land von über einer Milliarde Menschen der verschiedensten Religionen und Kulturen? Wie können wir ein Land verstehen, dessen Bevölkerung einerseits zu mehr als einem Viertel aus Analphabeten besteht und das andererseits in der Vergangenheit unschätzbare wissenschaftliche Leistungen und heute einen sich rasant entwickelnden IT-Sektor hervorgebracht hat? Wie wollen wir die Realität der aus den Nähten platzenden Städte erfassen, während gleichzeitig vier von fünf Indern ihren Lebensunterhalt mühselig der nackten Erde abringen?

      Indien ist anders!

      »Indien ist ein Land voller Gegensätze, ein gigantischer Subkontinent, der in vielen Jahrhunderten gleichzeitig existiert.« So beschreibt die indische Historikerin und Feministin Urvashi Butalia ihr Land. Unser Maßstab des Western Way of Life ist ungeeignet, um sich diesem Land zu nähern. Indien funktioniert aus anderen Tiefen der Geschichte. Jahrtausendealte Mythen und Bilder sind heute noch immer lebendig und prägen das Bewusstsein des ganzen Volkes, ob im Norden oder Süden, ob arm oder reich, ob hochgebildet oder ohne jede Bildung.

      Wenn wir wirklich bereit sind, uns für diese fremde Welt zu öffnen, kann es gelingen, uns mit dem Anderssein, dem Fremden zu verbinden. Es besteht die Chance, im Austausch unserer Verschiedenheit mit den Menschen dort Gemeinsamkeit zu schaffen und so Indien wirklich zu begegnen. Dann wird Indien uns aufnehmen und uns beschenken. Und vielleicht geht es uns dann wie Hermann Hesse: »Wer einmal nicht nur mit den Augen, sondern mit der Seele in Indien gewesen ist, dem bleibt es ein Heimwehland.«

       INTRO

       ALMA UND FRIEDRICH

      »Ich hab sofort zugesagt!« Alma stürmt die Stufen hinauf, wirft sich Friedrich, der in der Tür steht, in die Arme. »Indien! Indien!«, jubelt sie. »Stell dir vor, ich werde den Auftrag erledigen, meinen ganzen Urlaub dranhängen und das Land von Norden bis Süden kennenlernen!«

      Friedrich schiebt sie behutsam auf Armeslänge von sich: »Alma, das ist großartig!«, und indem er ein Auge zukneift: »Ich schätze, da wird sich Indien warm anziehen müssen!«

      »Mensch, Friedrich, was bist du onkelhaft!« Alma fasst ihn um die Taille. »Ich werde arbeiten, ernsthaft arbeiten und mit Verträgen für die genialste Softwareentwicklung ever zurückkommen.«

      Friedrich wackelt indisch mit dem Kopf. »Boss will be happy! Und, Alma, solltest du das vergessen haben – ich bin dein Onkel.« Er legt ihr den Arm um die Schultern: »Weißt du, ich sehe dich immer noch kaum ein Jahr alt, unfähig einen Schritt vor den anderen zu setzen, wie du losgestürmt bist – und nach anderthalb Metern, zack, auf der Nase gelegen hast.«

      Alma macht sich los und lacht: »Ganz schön draufgängerisch, oder? – Mmmh.«

      Sie beugt sich über den Küchentisch, wo rote Chilischoten, Zucchini, gelbe Paprika und Möhren appetitliche Leuchtsignale senden. Mit einer Mohrrübe stupst sie Friedrich vor die Brust: »Sieh mich an. Ich bin jetzt Mitte dreißig«, sie pflanzt sich die Möhre ins Gesicht, »und die Nase ist immer noch dran.«

      Friedrich grinst und zieht einen Korbstuhl zum Tisch.

      »Außerdem«, fährt Alma fort, »bin ich viel rumgekommen seither, oder?«

      »Unbedingt, Meisterin des Universums.« Friedrich deutet eine Verbeugung an und drückt Alma sanft auf den Stuhl. »Und ich sage dir, Indien ist größer. Die Superklasse der Meisterinnen.« Er reicht ihr ein Küchenmesser und ein Büschel Grünes: »Koriander. Schnippeln!«

      Mit zärtlichem Blick schaut er auf Almas Kopf, der über das Schneidebrett gebeugt ist. Er greift nach einer Paprikaschote und holt tief Luft: »Alma, Indien ist ein ganz anderes Kaliber als alles, was du bislang erlebt hast.«

      Almas Kopf schnellt hoch: »Richtig.« Mit dem Messergriff klopft sie auf den Tisch. »Exakt mein Kaliber!«

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