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Perry Rhodan 1880: Die Dscherro. Ernst Vlcek
Читать онлайн.Название Perry Rhodan 1880: Die Dscherro
Год выпуска 0
isbn 9783845318790
Автор произведения Ernst Vlcek
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Bookwire
»Es kann keinen Kompromiss geben!«, schrie Fellokk voller Zorn. »Dscherro sind es gewohnt, um ihr Leben zu kämpfen. Aber eher würden sie sterben, als darum zu schachern.«
»Mäßige dich, Fellokk!«, ermahnte Chlenakk den Krieger. »Ich bin ja ganz auf deiner Seite. Doch bedenke, dass andere deine Worte gegen dich verwenden könnten.«
Fellokk beruhigte sich ein wenig. Er versuchte abzuwägen, welcherart Chlenakks Sinnesart war. Er entschied sich dann rasch dafür, ihm zu vertrauen. Fellokk besaß ein eigenes Gespür dafür, Sinnesgenossen von Gegnern zu unterscheiden.
»Vielleicht werde ich noch auf dich zurückkommen, Chlenakk«, sagte er dann ungewöhnlich ruhig. »Dennoch möchte ich jetzt mit Onkerk sprechen. Ich muss von ihm selbst erfahren, wessen Gesinnung er ist.«
»Ich werde dich zu ihm bringen, Fellokk«, bot sich Chlenakk an und fügte beschwörend hinzu: »Doch folge meinem Rat und sei vorsichtig.«
Fellokk strafte diese Aussage mit Verachtung.
*
Onkerk, der Serofe für Rechtsprechung, in dessen Bereich auch die »Betreuung« der Gefangenen im weitesten Sinne gehörte, empfing den jungen Krieger in seinen Gemächern. Er war ein Mann von etwa achtzig Jahren, der seine Drangperiode schon lange hinter sich hatte. Hätte er es nicht geschafft, sich in der Hierarchie der Dscherro hochzuarbeiten, wäre er in diesem Alter bereits dazu verurteilt gewesen, den Tod im Kampf zu suchen. Als Serofe, der geschickt die Machtströmungen auslotete und mit ihnen schwamm, konnte er jedoch eines ruhigen Lebensabends gewiss sein.
Er betrachtete den jungen Krieger missbilligend, der in voller Kampfmontur von den Straßen Terranias bei ihm hereinplatzte und eine Vielzahl übler Gerüche an sich trug, von denen sein Körperschweiß noch der erträglichste war.
Fellokk trug ein hüftlanges Wams mit schwarzen und gelben Längsstreifen, das vorne von drei Waffengurten zusammengehalten wurde. Die langen Ärmel endeten an den Handgelenken in metallenen Schellen. Diese Gelenksbänder besaßen Displays, die über einige Umweltbedingungen wie Schwerkraft, Luftzusammensetzung und dergleichen Auskunft gaben. Eines der Displays zeigte jedoch die Körpertemperatur des Trägers an. Diesem Display schenkte Onkerk besondere Aufmerksamkeit.
Irgendwie war er erleichtert, als er feststellte, dass Fellokk völlig kalt war, seine Körpertemperatur der einer Ruhephase entsprach. Onkerk war bekannt, was für ein Heißsporn dieser populäre Krieger war, und darum erachtete er es als besser, ihm nicht gegenüberzutreten, wenn sein Blut im Kampffieber pulsierte.
Fellokk trug auch noch Bogantöter und Neuro-Pinsel. Seinen Kopf zierte der Ortungshelm mit den Spezialsichtgläsern, welche jedoch hochgeklappt waren, so dass das gedrehte Stirnhorn zwischen ihnen aufragte. Wenn Fellokk den Kopf zur Seite drehte, dann konnte man den Totenschädel blau leuchten sehen, der auf der Knochenplatte des Schädels eingeschnitzt war.
»Gegen wen ziehst du in den Kampf, dass du in voller Kriegsmontur zu mir kommst, Fellokk?«, fragte Onkerk mit unverhohlenem Tadel. »Du hättest dir wenigstens den Gestank der Terraner abwaschen können.«
»Dafür war noch keine Gelegenheit«, antwortete Fellokk, ohne dass es entschuldigend gemeint war. »Die Zeit drängt, es müssen Entscheidungen fallen. Die Terraner haben einen ersten schüchternen Angriff gestartet. Das nächste Mal werden sie mit schwereren Geschützen auffahren – wenn wir ihnen nicht zuvorkommen. Ich möchte im Namen der Krieger erfahren, welche Maßnahmen zur Sicherung unseres Fortbestandes zu erwarten sind.«
»Welche Maßnahmen würdest du denn erwarten?«, erkundigte sich Onkerk.
Fellokk erwiderte den Blick des alten Serofen schweigend und unnachgiebig, bis dieser sich abwandte.
»Zuerst einmal kann ich dich beruhigen, Fellokk, dass die Terraner nicht so schnell einen zweiten Angriff wagen werden«, argumentierte Onkerk schließlich, und ohne den Krieger anzusehen. »Dafür spricht vor allem, dass sie nicht noch weitere Artgenossen in Gefangenschaft schicken wollen. Zweitens wollen sie das Leben der tausend Terraner, die sich bereits in unserer Gewalt befinden, nicht aufs Spiel setzen. Sie sind familiäre Herdenwesen, denen das Leben des Nächsten soviel bedeutet wie das eigene. Und drittens haben sie noch überhaupt keine Ahnung, mit welchem Feind sie es hier zu tun haben – oder ob es überhaupt einen Feind gibt. Sie müssen in Erwägung ziehen, ob das alles nicht nur auf einem Missverständnis beruht und man sich vielleicht durch Verhandlungen arrangieren könnte.«
»Ist das die Einstellung eines Dscherro – Verhandlungen anzustreben?«, fragte Fellokk.
»Das ist vor allem die Begründung dafür, warum die Terraner nicht überhastet handeln werden«, versetzte Onkerk. »Ich kenne durch intensive Verhöre die Mentalität der Terraner inzwischen gut genug, um sie richtig einzuschätzen. Darum weiß ich, dass wir noch ausreichend Zeit haben, uns geeignete Maßnahmen zu überlegen. Und sei gewiss, Fellokk, dass die Führungsspitze die richtige Entscheidung treffen wird.«
»Ist es möglich, dass man Verhandlungen mit den Terranern in Erwägung zieht?«
»Nun … Ich kann weder für die anderen Serofen noch für den Taka sprechen«, antwortete Onkerk ausweichend. »Es gibt jedoch eine Reihe von Möglichkeiten, wie wir uns verhalten könnten. Wir werden uns bestimmt auf die zielführendste einigen. Wie würdest denn du an Taka Poulones' Stelle handeln?«
»Als einfachem Krieger steht es mir nicht zu, in die Rolle des Taka zu schlüpfen«, zog sich Fellokk aus der Schlinge.
»Hm, klug geantwortet«, sagte Onkerk, der Fellokk offenbar hatte auf die Probe stellen wollen. »Und wie würde der Krieger Fellokk in diesem Fall entscheiden?«
»Ich würde den Weg der Dscherro gehen«, sagte Fellokk schlicht. »Ein Dscherro darf nicht anders handeln, als ein Dscherro handeln muss.«
»Wie wahr, wie weise«, sagte Onkerk, den eine solche Antwort nicht zufriedenstellte. Dieser Fellokk war zu schlau, um sich mit einer Meinung festzulegen, die dann womöglich gegen ihn verwendet werden konnte. »Und genau so wird es auch geschehen.«
Als Fellokk ging, war er ein wenig in Aufruhr. Er hatte die Falschheit des Serofen Onkerk förmlich wie einen üblen Gestank riechen können. Onkerk hatte ihm eine Falle stellen, ihn zu einer Art Geständnis treiben wollen, um ihn dann womöglich verräterischer Umtriebe zu bezichtigen.
Nur darum hatte er vorsichtiges Taktieren der ehrlichen Meinung vorgezogen.
*
Die silberne Kombination war so etwas wie Tschochs Markenzeichen. Darum wagte es niemand in der Burg, sich ähnlich zu kleiden wie der Serofe für das Kriegshandwerk.
Der Anzug war mit noppenartigen Wülsten besetzt, über die sich der Serofe drahtlos an die Schaltstellen der Burg anschließen konnte. Er war großzügig dimensioniert und fiel Tschoch locker über die Leibesfülle. Nur über der mächtigen Wampe spannte er ein wenig. Doch ein dicker Bauch war nichts, wessen sich ein Dscherro schämen würde; er war eher das Symbol für Würde und Stärke. Und solche strahlte Tschoch stets aus.
»Ich bin in Eile, Fellokk«, sagte der Serofe, als der Krieger bei ihm vorsprach. »Taka Poulones ruft zu einer Lagebesprechung. Du kannst dir vorstellen, dass es wichtige Dinge zu erörtern gibt.«
Tschochs finsteres Gesicht wurde von einem dicken, stumpfen Horn dominiert, das leicht nach links gebogen war. Dieses war, wie seine Schädelplatte, mit einer rubinroten Lackschicht überzogen. Aus der Rubinschicht des Schädels leuchtete blau ein Ring, der von einem sechsfach gezackten Blitz durchstoßen wurde: das Amtssiegel des Kriegsserofen. Tschoch war von ganz anderem Kaliber als der vorsichtig taktierende Onkerk, der sein Horn stets nach der Strömung richtete.
»Darum komme ich zu dir, Tschoch«, sagte Fellokk. »Aus Sorge um die Zukunft der Dscherro. Sie wird davon abhängen, wie man sich gegenüber den Terranern verhält.«
»Kommst