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dem Moment kam Bruke Tosen. Sofort vergaß Amby den Vorfall mit Vern. »Bruke.« Sie eilte ihm entgegen. »Ich hatte gehofft, dass du Dienst tust.«

      Er lächelte höflich. »Du bist schon zurück, Amby?«

      »Ich hatte dir ein Hypergramm geschrieben.«

      »Ach ja, natürlich. Das hatte ich beinahe vergessen.«

      »Was ist mit dir?«, fragte sie. »Ist etwas geschehen?«

      »Allerhand sogar. Ich habe dienstlichen Ärger.« Tosen sprach so leise, dass nur Amby ihn verstehen konnte.

      »Warum geht es nicht weiter?« Gruude Vern trat auf den Importkontrolleur zu und zeigte auf sein Gepäck. »Würdest du dich herablassen, uns endlich den Weg freizugeben?«

      Bruke Tosen blickte den Terraner durchdringend an. »Du wirst warten«, antwortete er. »Ebenso wie die anderen. Wer unser Gast sein will, muss ein wenig Zeit mitbringen.«

      »Ein wenig ist geprahlt«, höhnte Vern. »Du schäkerst mit Amby herum und lässt uns warten. Warum fertigst du uns nicht erst ab?«

      Tosen blickte Amby überrascht an. »Ihr kennt euch?«

      »Bruke, du bist doch nicht eifersüchtig?« Amby schürzte die Lippen.

      »Unsinn«, widersprach der Kontrolleur. »Zeig mir dein Gepäck!«

      Lächelnd reichte sie ihm ihre Reisetasche. Er nahm jedes einzelne Teil daraus hervor und sah es sich an.

      »Du glaubst hoffentlich nicht, dass ich Rauschgift oder Ähnliches einführe?« Amby bewunderte Bruke Tosen wegen seiner Korrektheit. Er machte keinen Unterschied zwischen ihr und den anderen Reisenden.

      Im Hintergrund wurden Unmutsäußerungen laut. Tosen ließ sich davon nicht beeinflussen. Erst nach fast fünf Minuten beendete er die Kontrolle der Tasche, lächelte Amby freundlich zu und gab ihr den Weg frei.

      Sie griff in die Tasche, die er soeben durchsucht hatte, nahm eine Perle daraus hervor und reichte sie ihm. »Das habe ich dir mitgebracht.« Sie gab ihm keine Gelegenheit, das Geschenk zurückzuweisen, und eilte davon.

      Er steckte die Perle ein, hob den Kopf und blickte Gruude Vern an.

      »Na los doch!«, forderte der Terraner ihn auf und schob ihm sein Gepäck hin. In seiner Stimme lag eine unwiderstehliche Herausforderung.

      Bruke wollte etwas erwidern, als er die körperliche Schwäche spürte. Seine Knie gaben unter ihm nach, und nur mit Mühe hielt er sich aufrecht. Um sich davon abzulenken, begann er mit der Untersuchung, und allmählich erholte er sich wieder.

      7.

      Gruude Vern ließ sich von einem Gleiter zum Hotel bringen, bezog sein Zimmer und verließ den Komplex schnell wieder, um sich Jarvon anzusehen. Aber eigentlich suchte er nur die Sportstätten auf.

      Am nächsten Tag knüpfte er bereits einige Kontakte und ließ durchblicken, weshalb er auf Jarvith-Jarv war.

      Am zweiten Tag spürte er, dass er beobachtet wurde, doch es gelang ihm trotz aller Mühe nicht, herauszufinden, wer ihn überwachte. Bislang hatte er bestimmte Orte mehrmals aufgesucht, an denen vor allem junge Leute anzutreffen waren, und er hatte einige Gespräche über die sportlichen Möglichkeiten auf Terra geführt. Nun schlug er einen Weg quer durch die Stadt ein, der ihn erneut zu diesen Sportstätten und Spielplätzen bringen würde. Auf diese Weise hoffte er, seinen Verfolger zu entlarven.

      Er glaubte zu spüren, dass der Unbekannte ihm näher rückte. Immer wieder blieb er deshalb stehen und suchte spiegelnde Flächen mit seinen Blicken ab, aber er entdeckte kein ihm bekanntes Gesicht.

      Er fühlte sich nicht mehr frei. Es war lästig, dass ihm jemand im Nacken saß, den er offenbar nicht abschütteln konnte. Vor einem Infostand verharrte er. Nahezu gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er sich in tödlicher Gefahr befand. Gruude Vern wirbelte herum und rannte los.

      Er war erst wenige Schritte weit, da brach hinter ihm der Boden auf. Eine heftige Druckwelle warf ihn zu Boden, während eine grelle Stichflamme nahezu zehn Meter weit in die Höhe fauchte. Er schaffte es nicht, sofort wieder auf die Füße zu kommen.

      Männer und Frauen liefen auf ihn zu und starrten ihn an. Amby Törn schob sich durch die Menge nach vorn, kniete neben ihm nieder und legte ihm die Hand unter den Kopf. »Ist alles in Ordnung, Gruude?«, fragte sie.

      »Danke. Es geht schon.« Er stemmte sich hoch und kam mit ihrer Hilfe auf die Beine. Seine Schulter schmerzte.

      »Das hätte schlimm ausgehen können«, sagte Amby.

      »Diese Narren von der Stadtverwaltung«, kommentierte jemand hinter ihr. »Wir haben positronische Sicherungen für die Gasdruckleitungen angeboten, aber niemand wollte sie – obwohl wir Hunderte von Welten dieser Klassifizierung kennen, auf denen mit diesen einfachen Mitteln absolute Sicherheit erreicht wurde. Immer müssen erst Unfälle passieren.«

      Es war ein rothaariger Springer, der sich lautstark aufregte. Sein geflochtener Bart reichte ihm bis über den Gürtel. Mit brennendem Blick musterte er die junge Frau, als überlege er, sie zu kaufen.

      »Komm, Amby«, bat Vern hastig. »Ein Glas Wein wird uns beiden jetzt gut tun.«

      Die Menge zerstreute sich bereits, da es nichts mehr zu sehen gab. Roboter kamen und schlossen das Loch im Boden. Vern blickte flüchtig zu ihnen hinüber, doch er hatte kein Interesse daran, die Explosionsstelle zu untersuchen.

      Amby führte ihn zu einer nahen Taverne. Gruude bestellte den Wein – und schwieg.

      »Du glaubst offenbar nicht an einen Zufall, sondern dass jemand versucht hat, dich umzubringen?«, fragte Amby nach einigen Minuten.

      Vern sagte nichts dazu, doch sein Blick sprach Bände.

      »Ein Konkurrent?«, spöttelte sie. »Jemand, der dir die besten Sportler vor der Nase wegschnappen will?«

      Er lächelte dünn.

      »Bist du so wichtig?«, fragte sie weiter.

      Er prostete ihr zu. »Du bist weggelaufen. Warum? Hast du etwas gehört oder gespürt?«

      »Sprechen wir nicht von mir, sondern von dir«, sagte Vern. »Du hast einen seltsamen Ausdruck in den Augen, verwirrend und rätselhaft.«

      »Lass das Bruke nicht hören.« Amby deutete auf einen Mann, der sich mit einem Pelzwesen auf der Schulter einen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Er streichelte den Kopf des schwarz-weiß gefleckten Geschöpfs, das Vern an einen terranischen Ameisenbären erinnerte.

      »Was ist das für ein Tier?«, fragte Vern.

      »Primas ist ein Halkone«, antwortete Amby. »Sie leben in Rudeln in vulkanischen Talkesseln auf dem Südkontinent. Primas war ein Rudelführer. Bruke hat ihn aus einem Schwemmaschesumpf gerettet, und seitdem sind beide dicke Freunde. Soweit ich weiß, ist Bruke der Einzige, dem es gelungen ist, sich mit einem Halkonen anzufreunden.«

      »Und was hat er davon?«, fragte Vern geringschätzig. Amby Törn reagierte gereizt auf die Frage. Gruude meinte deutlich zu spüren, dass sie glaubte, Tosen verteidigen zu müssen.

      »In den Talkesseln wachsen unter der Schwemmasche winzige Blähpilze, die von den Halkonen erschnüffelt werden. Und ebendiese Schnüffelnase hat Bruke sich zunutze gemacht. So, wie Primas Blähpilze findet, entdeckt er auf Raumschiffen alles, was nicht astrein ist.«

      »Dann ist es aussichtslos, schmuggeln zu wollen?«

      »Völlig.«

      Vern beobachtete den Kontrolleur, bis dieser wieder in der Menge verschwand. Er fragte sich, ob Tosen, der Arkonide Goron oder womöglich gar Amby Törn mit dem Anschlag auf ihn zu tun hatte. Oder gar einige der Touristen, die mit ihm nach Jarvith-Jarv gekommen waren und die er erst jetzt auf der Dachterrasse des benachbarten Restaurants entdeckte.

      Das Sirren des Halkonen schreckte Bruke Tosen auf. Ihm war, als reiße ein schwarzer Vorhang

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