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Perry Rhodan 3062: Zeut. Susan Schwartz
Читать онлайн.Название Perry Rhodan 3062: Zeut
Год выпуска 0
isbn 9783845360621
Автор произведения Susan Schwartz
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Bookwire
»Vielleicht darf ich zu Beginn ein paar Gedanken teilen«, sagte Pierran Longat. »Der von mir zweifellos hochgeschätzte Direktor Silverman tauchte vor weniger als einer Stunde in meinem Büro auf und legte mir dringend nahe, mich krankzumelden. Woraufhin ich ...«
»Ich habe es dir befohlen«, stellte der TLD-Direktor klar.
Sloud Silvermans dichte weiße Haare und sein Kinn- und Oberlippenbart ließen ihn zusammen mit der wuchtig-schwarzen Brille urig aussehen. Ghizlane kannte ihn schon ewig und wusste ihn gut genug einzuschätzen, um keine Sekunde daran zu zweifeln, dass er Longat ebenfalls nicht mochte.
Der Wissenschaftler nahm seine Brille ab. »Allerdings lasse ich mir nichts befehlen, wie du wissen könntest. Deinem Vorschlag bin ich allerdings gerne gefolgt, als ich begriff, dass es um die Topsider ging und darum ...« Er legte eine kleine, zweifellos genau bemessene Pause ein, während derer er den Blick durch den Raum schweifen ließ und scheinbar interessiert das Gemälde betrachtete, das einen Blick aus großer Höhe auf Terrania bei Nacht zeigte. »... die Welt zu retten. Ich habe auf dem Weg hierher Daten studiert, die Sloud mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Sie stellen die Gesamtlage in diesem Konflikt dar und sind für euch wahrscheinlich derart Alltag, dass ihr sie herunterbeten könntet, wenn ihr aus dem Schlaf geweckt würdet. Mein Alltag sieht jedoch anders aus – und glaubt mir, ihr wollt gar nicht wissen, wie.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Sloud Silverman.
»Ich habe versucht, einen Überblick zu gewinnen, doch es gibt Präliminarien, die ich nicht verstehe. Und sollte ich mich nicht irren – und ich irre mich selten bis nie –, wird der Verlauf der kommenden Auseinandersetzung mit den Topsidern einige Imponderabilien bereithalten.«
Imponderabilien und Präliminarien?, dachte Ghizlane, die durchaus verstand, was er sagen wollte – zumindest hatte sie eine ungefähre Vorstellung davon.
Gab es tatsächlich Menschen, die sich in einem normalen Gespräch so ausdrückten? Oder spielte Longat eine Rolle? Falls ja, was bezweckte er damit? Kaschierte er Unsicherheiten? War er eben doch nicht so selbstsicher, wie er vorgab, während er mit den höchsten Verantwortungsträgern und einer lebenden Legende im selben Raum saß?
»Das ist korrekt«, sagte Orfea Flaccu. »Kurz gesagt, bieten die Topsider momentan etwa dieselbe Flottenstärke auf wie wir – aber ihr potenzieller Nachschub ist zehnfach höher als unserer. Wir sichern das Solsystem so gut wie möglich. Kommandantin Madouni steht in der ORATIO ANDOLFI der Flotte vor. Ghizlane? Kannst du einen kurzen Gesamtüberblick geben?«
Ghizlane nickte. »Nennenswerten Nahbereichsschutz genießen Terra, Luna, die Venus, der Mars, Pluto, die Jupitermonde Europa und Ganymed, auch die Saturnmonde und der Neptunmond Triton. Das bindet insgesamt etwa dreihundert Raumer diverser Klassen. Nur fünfhundertfünfzig ...« Sie stockte. Nicht mehr, dachte sie. »Nur fünfhundertzweiundvierzig Einheiten stehen darum für planetenferne Schlachten zur Verfügung, ohne dass wir potenzielle Ziele völlig entblößen müssen. Was bedeutet, dass die Topsider zwar auf den ersten Blick momentan eine vergleichbare Anzahl von Schiffen befehligen, aber über mehr bewegliche, frei einsetzbare Raumer verfügen. Sie haben bislang drei kurze Attacken gestartet und sich rasch zurückgezogen, sobald sich unser Widerstand formiert hat. Derlei Nadelstiche können sie noch hundert- oder tausendfach unternehmen, bis ihnen ein Durchbruch gelingt.«
»Wir können nicht überall sein«, ergänzte Rhodan.
»Und das heißt?«, fragte Longat.
Sloud Silverman lehnte sich vor, stützte beide Ellenbogen auf die Tischplatte. »Auf Dauer werden wir verlieren.«
Pierran Longat schob sich die Haare aus der Stirn. »Was du beschrieben hast, Kommandantin, ist die topsidische Taktik von Vorstoß und Machtdemonstration, mit denen das Sternengelege bereits viele Welten eingenommen hat. Ich bezeichne diese Methode in meinem Buch als züngeln. Durchaus ein wenig populärwissenschaftlich, das gebe ich zu, aber ihr werdet die Assoziation verstehen.«
»Ich habe den bisherigen Verlauf der Schlacht beobachtet«, sagte Rhodan. »Uns steht ein strategisch und taktisch gewiefter, schlachtenerfahrener Gegner gegenüber.«
Uns, dachte Ghizlane, nicht euch. Rhodan sah sich also mittlerweile als Teil dieser für ihn fremden terranischen Gesellschaft der zweiten Hälfte des Dyoversums, die ihn nicht gerade ungeteilt positiv aufgenommen hatte. Genauer gesagt hatten radikale Vanothen mehrmals versucht, ihn zu töten. Es fühlte sich gut an, dass wenigstens diese Front sich offenbar aufgelöst hatte. Rhodan gehört zu ihnen ... und seine Erfahrung konnte nur helfen.
»Unseren Einsatzkräften fehlt es an aktiver Schlachtenerfahrung«, fuhr Rhodan fort. »Was ein Glück für die letzten Jahrhunderte seit Terras Versetzung war. Aktuell haben sich die Dinge allerdings geändert.«
»Seit du angekommen bist«, sagte der Kosmopsychologe kühl. »Die Topsider wollen dich und dein Schiff. Das hat die aktuelle Eskalation überhaupt erst ausgelöst. Ich bin alles andere als ein Kenner deiner Historie, doch es scheint nicht gerade ein singuläres Ereignis zu sein, dass du ...«
»Ihn trifft keine Schuld«, fiel ihm die Residentin ins Wort. »Er war lediglich ein Katalysator, der den Konflikt zum Ausbruch gebracht hat. Aber er brodelt seit Jahrhunderten unter der Oberfläche. Es war nur eine Frage der Zeit.«
»Damit muss ich leben«, sagte Rhodan. »Wir können diese Katastrophe jedoch möglicherweise zum Guten wenden, indem wir für Frieden sorgen.«
»Wie?«, fragte Pierran Longat. Kurz leckte er mit der Zunge über die Lippen, dann nahm er ein Wasserglas und trank.
»Um genau das zu besprechen, habe ich diese Geheimkonferenz einberufen«, antwortete Residentin Flaccu. »Rhodan wird gleich seine Idee vorstellen. Vorher will ich euch informieren, dass OTHERWISE eine Hochrechnung erstellt hat. Wir können die Topsider maximal weitere drei oder vier Tage hinhalten, falls sie ihre Strategie nicht ändern. Da sich ihre Ressourcen nicht so schnell erschöpfen werden, ist ein Sieg für uns unmöglich. Jedenfalls nicht bei einem offenen Kampf.«
»Hier setzt mein Gedanke an«, sagte Rhodan. »Wir nehmen das Heft in die Hand und agieren, statt auf die Taktik der Topsider zu reagieren.«
Longat stellte geräuschvoll das Glas zurück. »Noch einmal – wie? Und warum wurde ich zu diesem Gespräch gebeten?«
»Ich kenne Topsider seit Jahrtausenden«, sagte Rhodan. »Allerdings die Topsider meiner Hälfte des Dyoversums. Nach allem, was ich weiß, ähneln sie diesen Topsidern stark, sind jedoch nicht völlig identisch. Was zum Beispiel ihr ausgeprägtes Matriarchat beweist. Und niemand kennt ihre Psychologie besser als du, Pierran.«
»Danke«, sagte der Wissenschaftler, »das ist wahr. Also, was hast du vor?«
»Wir setzen Transformbomben ein.«
»Du willst ... was? Ich bin kein Techniker, und diese Waffe mag den alten Überlieferungen nach ja extrem wirkungsvoll gewesen sein. Aber jedes Kind weiß, dass es unter den hiesigen Bedingungen unmöglich ist, Transformbomben herzustellen!«
Rhodan lächelte, und als Ghizlane es sah, lächelte sie ebenfalls. Es fühlte sich gut an, Hoffnung zu empfinden.
2.
Verunsicherung
Sie besprachen sich etwa eine Stunde, ehe sie sich voneinander verabschiedeten. Rhodan sah dem Kosmospychologen Pierran Longat nachdenklich nach – seiner Meinung nach war dieser ein eigentümlicher Charakter, aber zweifellos äußerst fähig auf seinem Gebiet.
Longat wollte sich sofort zum Institut zur Erforschung des Dyoversums im Gestänge des Pluto begeben, um dort Sichu Dorksteiger zu treffen. Er sollte ihr einen Speicherkristall mit einer Aufnahme der Besprechung übergeben, in die Rhodan ein Codewort eingearbeitet hatte, das Sichu von der Echtheit der Botschaft überzeugen musste. Dann würden