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donnerte der Herr der Negasphäre. »Natürlich hast du den Tod verdient! Aber glaubst du nicht auch, dass ich dich längst getötet hätte, wenn ich dich töten wollte? Glaubst du nicht auch, dass ich meine Gründe habe, dich trotz deines Versagens am Leben zu lassen? Vergiss nicht, Kazzenkatt«, raunte er, »dass ich der Herr bin und dass du mir dienst. Vergiss nicht, was ich dir einst gesagt habe – dass der Tod dir wie eine Erlösung erscheinen wird, wenn ich beschließe, dir die Gnade des Todes zu gewähren. Aber noch ist es nicht soweit. Noch benötige ich deine Dienste, Element der Lenkung ...«

      Hoffnung keimte in Kazzenkatt auf, doch sie währte nur kurze Sekunden. Denn wie sollte er dienen, machtlos wie er war? Was konnte er gegen die Terraner und ihre Verbündeten ausrichten?

      »Was kann ich tun?«, fragte er krächzend. »Wie kann ich dir jetzt noch dienen, wo ich alles verloren habe? Das Element der Zeit ist im Abgrund der Vergangenheit verschwunden. Das Element der Maske hat mich verraten. Das Element der Kälte wurde geopfert, um die Eisige Schar in dieses Universum zu rufen, und als die Eisigen in die Minuswelt zurückkehrten, folgten ihnen die Elemente des Raumes und des Geistes, des Krieges und der Transzendenz. Und die Anin An, das treueste und mächtigste Element, das Element der Technik, das die Terraner fast bezwungen hätte, erlag den Einflüsterungen Ordobans. Und das letzte Element, die Finsternis ...«

      Plötzlich wusste er, was der Herr der Negasphäre von ihm verlangen würde. Er hatte es die ganze Zeit über gewusst und dieses Wissen verdrängt, weil ihm die Vorstellung zu absurd erschienen war. Die Finsternis einsetzen? Das Risiko einer unkontrollierbaren Entwicklung eingehen?

      »Du musst es tun«, sagte der Unheimliche. Er sprach sanft, fast zärtlich. Schwarz wie er war, mit Augen, in denen sich das Licht ferner Sterne spiegelte, und einem Lächeln, das Freundlichkeit vortäuschte, um Grausamkeit zu verbergen, trat der Herr auf den Diener zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

      Kazzenkatt schauderte unter der Berührung. Nein!, dachte er grimmig. Niemals! Bei den goldenen Monden von Sarlengort – ich werde es nicht tun!

      »Du wirst es tun«, wisperte der Herr der Negasphäre. »Du weißt, dass dir keine Wahl bleibt, nicht wahr? Es ist deine einzige Möglichkeit, die Niederlage in einen Sieg zu verwandeln. Zuviel steht auf dem Spiel. Wenn Perry Rhodan Eden II erreicht ... Wenn der Frostrubin in die Tiefe zurückkehrt und die Lücke im Moralischen Kode schließt ... Du kannst dir nicht vorstellen, was das bedeutet, Kazzenkatt, für mich bedeutet. All die Jahrmillionen ...! All die klugen, großen Pläne, die gewonnenen Schlachten und die mühsam erkämpften Triumphe ...! Soll alles vergeblich gewesen sein?«

      Er beugte sich zu Kazzenkatt hinunter und lächelte, doch das Lächeln beschränkte sich auf die schwarzen Lippen und erreichte nicht die Augen, in denen jetzt kalte Flammen loderten.

      »Sie wollen mich verderben, mein träumender Freund«, sagte der Herr der Negasphäre. »Die Kosmokraten wollen mich verderben, weil sie mich fürchten und weil sie mich hassen. Ich habe zu lange gelebt und zu hart gekämpft, um noch aufgeben und sterben zu können. Sie wollen mir alles nehmen – mein Leben, meine Welt, sogar meine Vergangenheit. Sie werden erst zufrieden sein, wenn alle Spuren meines Daseins ausgelöscht sind, wenn nichts im ganzen Universum mehr an mich und mein Wirken erinnert, wenn sogar die Zeit vergessen hat, wer ich war und was ich getan habe. Sie sind schlechte Kreaturen, Kazzenkatt. Alles, was aus der Region jenseits der Materiequellen kommt, ist abgrundtief schlecht und ohne Erbarmen. Sie klagen mich der Lüge an, und dabei sind sie es, die lügen. Sie beschuldigen mich abscheulicher Verbrechen, doch sie sind es, die die größten Verbrechen begehen.

      Weißt du, was geschehen wird, wenn sie siegen?«, fragten die schwarzen Lippen. »Sie werden mich erniedrigen, wie nie zuvor ein denkendes Geschöpf erniedrigt wurde. Ich bin so hoch gestiegen, dass ich die weiten Himmel sehen kann, die grenzenlosen Räume der Unendlichkeit, wo diese schrecklichen Kreaturen in ihrer Größe thronen und eifersüchtig darüber wachen, dass kein Wesen dieses Universums ihnen in ihrer Größe gleichkommt. Deshalb verfolgen sie mich, und deshalb wollen sie mich vernichten – weil ich sie sehen kann, sie und das, was sie dort tun. Was sie in den Äonen vollbracht haben und was sie für die Zukunft planen.

      Sie sind so vermessen!«

      Das Wesen aus der Negasphäre schwieg einen Moment. Die gesplitterten schwarzen Spiegel der Augen hellten auf, und Kazzenkatt sah schattengleich Myriaden Gesichter in den Myriaden Bruchstücken, vage Erinnerungen an etwas, das längst vergangen war. Die Gesichter waren Legion, aber nicht einmal ihre Zahl hatte sie vor dem Vergessen bewahrt. Plötzlich begriff der Zeroträumer. Wie betäubt blickte er in die schwarzen Spiegel, die fremden Augen, und las in ihnen die Antwort auf die Frage, die ihn seit viertausend Jahren quälte. Die Frage nach der Herkunft seines Herrn.

      Er ist die Inkarnation der intelligenten Lebensform, die einst jene Region beherrscht hat, aus der die Negasphäre entstand, dachte Kazzenkatt. Als sich TRIICLE-9 aus der psionischen Doppelhelix des Moralischen Kodes löste, wurde in diesem Teil des Universums das Schöpfungsprogramm gelöscht. Die Materie zerfiel, als die Naturgesetze ihre Gültigkeit verloren, aber sie passten sich an. Wer oder was auch immer dort gelebt hat – sie müssen fremd gewesen sein, anders als die Bewohner Narzeschs oder der Milchstraße. Fähig, den Zusammenbruch von Raum und Zeit zu überstehen; bereit, um jeden Preis zu überleben; bereit, alles zu opfern, um nicht selbst zu Opfern zu werden ... Aber welche Lebensform ist in der Lage, eine apokalyptische Katastrophe wie die Löschung des Schöpfungsprogramms zu überstehen? Welches Volk der Urzeit war groß und mächtig genug, dem Nichts zu trotzen und sich dem Chaos anzupassen?

      Kazzenkatts Gedanken wirbelten wie Schneeflocken in einem Wintersturm. Er sah den Herrn in der Gestalt eines Humanoiden vor sich stehen, und plötzlich verstand er. Die Antwort war so offensichtlich!

      Ich kenne dich, sagte er zu den blinden Spiegeln im Gesicht seines Herrn. Ich weiß, was du bist, woher du kommst. Du bist das alte Volk, von dem nur Legenden geblieben sind – und die Spreu, über den Kosmos verteilt. Du bist der Schoß, aus dem das humanoide Leben entsprang. Du bist das alte Volk, das vor Äonen ruhelos von Galaxis zu Galaxis zog und nach Brüdern suchte und nirgendwo Geschöpfe fand, die ihm gleich waren. Du bist der Stammvater aller humanoiden Rassen, und selbst deine Feinde, die Terraner, gehören zu den Kindern deiner Kinder ...

      »Es ist nicht wichtig«, sagte der Herr der Negasphäre, als hätte er Kazzenkatts Gedanken belauscht. »Es ist nie wichtig gewesen.«

      »Aber du bist es, nicht wahr?«, stieß der Zeroträumer hervor. »Das alte Volk, das vor Millionen Jahren verschwand, die Urzelle aller humanoiden Völker des Kosmos. Aber ...« Er machte eine hilflose Geste. »Aber wie konnte so etwas geschehen? Wie war es möglich, dass eine mächtige Rasse wie die Alten diesen Weg ging?«

      »Das alte Volk ist ein Mythos.« Die schwarzen Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. »Und du bist ein Narr.«

      »Ich bin dein Diener«, sagte Kazzenkatt.

      »Ich habe dich dazu gemacht.«

      »Dann gib mir Befehle.« Der Zeroträumer hob den kalkweißen Schädel; die Pigmentsensoren waren wie Blutflecke auf einem Kreideblock.

      Das Lächeln der schwarzen Lippen wurde breiter, ohne dass es an Freundlichkeit gewann. »Wir haben wenig Zeit«, erklärte der Herr der Negasphäre. »Perry Rhodan muss nur noch zwei Fossilien aktivieren, um den porleytischen Anker des Frostrubins zu lösen. Terra – und Eden II.«

      »Ein Angriff auf Eden II?«, fragte Kazzenkatt überrascht. »Lauten so deine Befehle? Ein Angriff auf das Allerheiligste der Superintelligenz ES?«

      »Unsinn«, wies ihn der Herr zurecht. »Was könntest du gegen eine Superintelligenz ausrichten? Im Vergleich zu ES bist du weniger als eine Amöbe, mein träumender Freund ... Nein, um Eden II werde ich mich persönlich kümmern. Von dir verlange ich einen anderen Dienst. Du wirst das letzte Element gegen Terra einsetzen.«

      Kazzenkatt fuhr zurück.

      Fast mitleidig flüsterte das Geschöpf der Negasphäre: »Du weißt, dass ich dich zu diesem Dienst nicht zwingen kann. Ich kann dich töten, aber nicht zwingen, das zu tun, was uns vielleicht zum Sieg verhelfen wird.«

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