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denn in dieser Phase der Entscheidung wollte er keinen Fehler begehen. Er erkannte Atlan, Chipol, Mrothyr und den Diener Dharys. Ihre Gefühle und Gedanken zu sondieren, erwies sich als überflüssig, denn EVOLO sprühte nur so vor Emotionen.

      Seine Sehnsucht nach dem Erzeuger war überwältigend. Sein Drang, sich selbst zu erkennen und seinen Ursprung zu ergründen, war nicht geringer.

      Wieder musste der Erleuchtete erkennen, dass sich EVOLO viel stärker als erwartet gewandelt hatte. Er war wirklich komplett.

      »Lass dir das nicht gefallen, Herr!«, tönte die Stimme des Dieners Dharys an die Sinne des Erleuchteten.

      Der brauchte einen Moment, um die Ungeheuerlichkeit zu erkennen, die hier geschehen war. Dharys sprach nicht etwa zu ihm. Er wandte sich an EVOLO! Dharys gehorchte nicht etwa ihm. Er war nun ein Teil EVOLOS!

      Der Zorn des Erleuchteten wuchs noch einmal an. Sein Geschöpf hatte sich zutiefst gegen den Erzeuger versündigt. Es hatte dessen Vasallen sich selbst unterworfen.

      Der Erleuchtete warf seine ganze Kraft auf die gewaltige Wolke, die sich anschickte, Vergatsynn zu umhüllen und zu ihm hinabzuschweben. In wilden Wellen wogte EVOLO zurück. Er schrie. Und dazwischen ertönte wieder die Stimme des ehemaligen Daila-Mutanten Dharys.

      »Ich weiß, dass du stark bist, EVOLO! Verdränge für einen Moment deine Sehnsüchte! Reagiere gelassen. Nun erlebst du, wie dein Erzeuger wirklich ist. Hart, gemein und gefühlskalt. Er ist eine Ausgeburt des ...«

      Der Erleuchtete unterbrach den Kontakt mit einem hypnotischen Impuls.

      »Warum machst du das, Elter?«, jammerte EVOLO. »Er will mir doch nur helfen.«

      »Es gibt nur einen, der dir hilft. Das bin ich!«, donnerte die mentale Stimme des Mächtigen durch den Raum.

      Dharys gelang es, sich mit EVOLOS unbewusster Hilfe noch einmal zu melden.

      »EVOLO! Es gibt nur einen, der dir wirklich helfen kann. Das bist du selbst! Denke daran. Handle endlich, bevor du unter seinen Schlägen vergehst.«

      Plötzlich herrschte mentale Stille. Der Erleuchtete spürte EVOLO nicht mehr, aber die Wolke war noch sichtbar. Sie hatte ganz Vergatsynn umschlossen. Sie bewegte sich nicht mehr. Auch die winzigen Punkte der drei Raumschiffe in ihr rührten sich nicht mehr.

      Dharys schwieg. Oder er war für den Erleuchteten nicht mehr hörbar.

      »Was machst du, EVOLO?«, schrie das ehemalige Juwel von Alkordoom, denn es hatte sofort erkannt, dass nur sein Geschöpf die Ursache dieser Veränderung sein konnte. Es erfolgte keine Antwort.

      Ein Hauch berührte den Erleuchteten. Er kam von EVOLO und drückte nur dessen Sehnsucht aus.

      »Ich mag es nicht«, tönte EVOLO plötzlich. Seine Stimme klang fast wie die eines Erwachsenen. »Ich mag es nicht, wenn man mich schlägt. Dharys hat Recht. Du bist gemein, Elter. Du hast Fehler gemacht, drei an der Zahl. Der letzte Fehler war der schlimmste. EVOLO schlägt man nicht. Ich komme jetzt zu dir.«

      Die riesige Wolke zog sich langsam über Vergatsynn zusammen. Sie sank der Planetenoberfläche entgegen.

      Der Erleuchtete geriet in Panik. Er wehrte sich mit allen psionischen Energien gegen sein Geschöpf. Er schleuderte seine ganze unfassbare Macht auf die Wolke.

      Er erreichte nichts. Die Wolke EVOLOS setzte ihren Weg unbeirrbar fort.

      Der Erleuchtete spürte, dass in dieser Phase eines lautlosen und kaum sichtbaren Kampfes EVOLO von Sekunde zu Sekunde mehr in sich wuchs. Er lernte aus jedem Angriff und jeder Abwehr.

      EVOLO kam näher.

      Seine psionischen Lichter tasteten erstmals gezielt nach dem Erleuchteten, der sich schon bei der Berührung angewidert zurückziehen wollte. Es existierte aber kein Ausweg mehr. EVOLO war überall. Seine Psi-Wolke erstrahlte und begann, von Vergatsynn Besitz zu nehmen.

      EVOLO schleuste ein paar Psi-Taster aus, die den Erleuchteten selbst aufspüren sollten. Der wechselte seinen Aufenthaltsort, als er merkte, was geschah.

      »Ich bin dein Herr!«, schrie er EVOLO entgegen. »Gehorche endlich!«

      Es waren Schreie der Verzweiflung, denn der Erleuchtete hatte längst einsehen müssen, dass er seinem Geschöpf nicht mehr gewachsen war. EVOLO antwortete auch nicht. Er ging beharrlich seinen Weg, ohne dabei lange zu überlegen.

      Nichts und niemand würde noch einmal versuchen, ihn zu bestrafen. Die psionischen Taster fanden die Gestalt des Erleuchteten hinter dessen mentaler Abschirmung. Sie durchdrangen alle Sperren fast mühelos und identifizierten den Elter.

      Dann folgte EVOLO selbst der gefundenen Spur. Er umschloss ganz Vergatsynn, drang in den Planeten ein und nahm von jedem seiner Atome Besitz.

      Das geistige Zentrum der Psi-Wolke EVOLOS aber konzentrierte sich auf den Erleuchteten. Es hörte dessen Gejammer, aber es reagierte auch nur nach den freigelegten Instinkten eines unbesiegbaren Kindes.

      EVOLOS Licht wurde zu einer Flamme, die begann, den Erleuchteten in sich zu verbrennen.

      Psionische Echos und Reflexe tobten mehrere Minuten lang durch das All.

      Dann herrschte wieder Stille.

      *

      Die Wolke hatte die STERNSCHNUPPE ganz eingehüllt. Der Geist der STERNSCHNUPPE selbst war ein Teil dieser Wolke, ein Teil EVOLOS. Chipol, Mrothyr und ich konnten dem Geschehen nur folgen. Ein Eingreifen war unmöglich.

      Die Luft im Raumschiff knisterte unter den psionischen Strömen. Ich musste alle Kraft aufwenden, um nicht besinnungslos zu werden. Chipol hatte die Augen schon geschlossen. Er hing in einem Sessel und stöhnte schwer.

      Mrothyr hingegen widerstand den unbegreiflichen Angriffen wesentlich besser.

      Die STERNSCHNUPPE gab in Bruchstücken etwas von dem Geschehen in und um Vergatsynn wieder. Das Geschrei des Erleuchteten beherrschte die Situation, wohingegen EVOLO gelassen reagierte.

      »Ich komme, Elter«, sagte die kindliche Stimme, die von Mal zu Mal fester und erwachsener klang. »Ich komme, ob du es willst oder nicht.«

      »Zeig ihm deine Macht!«, kreischte Dharys.

      Die Wolke zog uns, die GLIMMERTON und die LJAKJAR auf den Planeten zu. Wir landeten auf einer Ebene, ohne dass ich etwas daran ändern konnte. Ich sah fremdartige Bauwerke, Höhen, Seen, Pflanzen und Tiere. Vergatsynn bot fast den Eindruck einer friedlichen Normalwelt.

      Und doch lief hier der wohl unheimlichste Kampf ab, denn ich je erlebt hatte. Die Spuren dieses Kampfes waren ein geistiger Druck, das Flimmern der alles umfassenden Wolke EVOLOS, die kargen Worte der beeinflussten STERNSCHNUPPE und das Gejammer des Erleuchteten.

      Der Mächtige bettelte um sein Leben, aber EVOLO reagierte nicht direkt.

      »Was begonnen wurde, wird vollendet«, klang seine Stimme ohne Triumphgefühle. »Du wolltest mich bestrafen. Du wirst mich nie mehr bestrafen können, denn du wirst nichts sein. Ich werde deine Lichter in mich aufnehmen, aber dein Sein beseitigen.«

      »Tu's nicht! Ich bin doch dein Erzeuger, dein Elter!«

      Der Hauptbildschirm der STERNSCHNUPPE zeigte mit einem Mal zwei Bilder. Die Milliarden Leuchtpunkte stellten wohl EVOLO dar. Im Innern dieser Wolke stand ein Wesen, das entfernt hominide Umrisse besaß. Dieses Wesen existierte aber in der bildlichen Darstellung, die sicher nur symbolartigen Charakter hatte, ebenfalls milliardenfach. Die Figur war in sich endlos gestaffelt.

      EVOLO beseitigte einen Umriss nach dem anderen. Und jedes Mal heulte der Erleuchtete auf, dessen psionische Schreie in mein Bewusstsein peitschten.

      Mrothyr rutschte von seinem Sessel und fiel besinnungslos zu Boden.

      Chipol rührte sich gar nicht mehr.

      Ich torkelte durch die Zentrale der STERNSCHNUPPE. Mein Blick fiel zufällig nach draußen und erfasste die LJAKJAR und die GLIMMERTON, die unweit der STERNSCHNUPPE gelandet waren.

      »ATLAN!«

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