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war verunsichert, denn er strahlte trotz seiner infantilen Stimme eine Gelassenheit und Selbstsicherheit aus, die ich nicht einmal bei Scan oder dem Erleuchteten erlebt hatte. EVOLO war anders, herrlich anders.

      »Sieh auf den Schirm deines Ortungssystems, Dharys! Dann blicke aus dem Frontfenster. Was siehst du?«

      Ich tat, was er mir aufgetragen hatte, aber ich war verwirrt. Wahrscheinlich musste ich mich erst an ihn gewöhnen.

      Der Orter wies ein Echo aus, das die Automatik als die GLIMMERTON identifizierte. Sekunden später tauchte der Ligriden-Tender vor meinen Augen auf.

      »Hier sind wir wieder«, meldete sich Hellenker. »Es geht uns jetzt gut, denn wir wissen, wofür wir geboren wurden. Für EVOLO!«

      »Du hast sie längst in deinen Bann geschlagen, Herr?«, staunte ich.

      »Natürlich, Dharys. Lerne daraus. Du besitzt deinen freien Willen, denn du hast dich mir freiwillig untergeordnet. Sprich mit Hellenker in meinem Sinn, denn er ist ohne Licht. Ich kann und will ihn nicht erreichen. Für solche Aufgaben bist du da.«

      Ich fühlte weitere Freude in mir. EVOLO war ... ich fand kein Wort. Aber gegen ihn verblasste der Erleuchtete zu einer verlöschenden Kerze.

      »Es ist alles in Ordnung, Herr«, sagte ich frei. »Ich danke dir.«

      Ich bekam keine Antwort. Das wertete ich als Zeichen dafür, dass EVOLO mit mir zufrieden war.

      »Darf ich dich etwas fragen?«, meldete ich mich erneut.

      »Alles!«

      »Wie siehst du aus? Wie kann ich mir ein Bild von dir machen?«

      Der Boden der LJAKJAR verschwand unter meinen Füßen. Das ganze Raumschiff existierte nicht mehr. Ich schwebte frei im Weltraum, aber ich konnte atmen, obwohl der Helm meines Raumanzugs nicht geschlossen war. Ringsum herrschte die Dunkelheit des Leerraums, in der die fernen Feuer der Sterne wie winzige Nadeln ohne Spitze in mich stachen. Ich fühlte etwas Ergreifendes, etwas, das mir näher war als ich selbst.

      Die Dunkelheit verschwand. Sie vertauschte sich gegen ein absolutes Nichts. Ich vermeinte, nicht mehr Bestandteil des Universums zu sein. Ich wollte etwas denken, aber das Nichts erlaubte keine Gedanken. Es erlaubte nicht einmal meine Gegenwart, und doch war ich da.

      Schlagartig verschwand das Nichts. Eine Stimme ertönte. Sie klang alt und abgeklärt. Ich wusste sofort, dass es sich um die Stimme EVOLOS handelte.

      Er klang hier anders, aber nicht minder liebevoll.

      »Ich bin das Alles-Licht!«

      Um mich herum schwebten Abermilliarden von winzigen Leuchtpunkten. Sie alle lebten. Sie bildeten ein endloses Gewebe aus Ketten, Knoten und Maschen, ohne jedoch direkt in Verbindung zu stehen. Die Farbenvielfalt übertraf mein Vorstellungsvermögen und meinen Wortschatz. Der Tanz der Lichter war erhaben, endlos, schön, ewig, fest.

      Die Helligkeit des Alles-Lichts war überall und total. Aber sie war nicht quälend. Sie war wertfrei schön und angenehm. Sie durchdrang mich bis in die letzte Faser meines Körpers.

      Ich griff nach einem der Lichter. Es ließ sich anfassen und führen. Als ich es vor meine Augen hielt, strahlte es sein Sein auf mich ab. Ich sah ein kleines Pelzwesen. Es hieß Knanom. Das Licht Knanoms war nur ein Bruchteil des Wesens, seine psionische Komponente, die die generelle Affinität aller Psi-Lichter besaß. Das kleine Licht, ein winziger Bruchteil EVOLOS, war mit sich zufrieden. Es hatte noch ein Eigenleben, und es besaß noch die Erinnerung an seinen früheren Körper. Es war glücklich.

      Ich war auch glücklich.

      Plötzlich kam eine heftige Bewegung in die unzähligen Lichter. Sie formierten sich zu einem Bild. Die nicht für diese Darstellung benötigten Lichter ordneten sich in der gewohnten Form um das Bild herum.

      Ich sah erst einen weißen Fleck, der mich an ein Ortungsecho erinnerte. Der Fleck veränderte sich zu einen dunklen Scheibe, einem Diskus. Die Konturen wurden klarer und fester.

      Die STERNSCHNUPPE Atlans!

      Was sollte das bedeuten?

      »Dieses Objekt folgt uns in großer Distanz«, antwortete EVOLO auf meine noch nicht formulierte Frage. »Du kennst das Objekt. Es war auch über Verga-Pre. Es sind vier Wesen an Bord.«

      »Vier?« Ich überlegte. »Ich kenne nur drei. Chipol, Atlan und den Zyrpher Mrothyr.«

      »Du hast die STERNSCHNUPPE selbst vergessen«, belehrte mich EVOLO.

      Er sah in der Intelligenz des Raumschiffs ein eigenes Wesen. Das war überraschend. Ich musste diese Tatsache in meine Pläne einbeziehen.

      »Lässt du mich allein denken, EVOLO?«, bat ich.

      »Natürlich, Dharys.«

      Die ganze Lichterscheinung verschwand. Ich war wieder an Bord der LJAKJAR. Der feste Boden unter meinen Füßen gab mir neue Sicherheit. Die Erinnerung an das, was mir EVOLO von sich gezeigte hatte, lebte weiter.

      Aber jetzt musste ich handeln.

      Ich musste mich an die Wahrheit halten, denn es war sicher, dass EVOLO trotz seiner Zusicherung jeden meiner Gedanken auffassen konnte. Es kam also darauf an, die Wahrheit geschickt zu verkaufen.

      Wenn EVOLO erführe, welch wertvoller Helfer Atlan für ihn sein konnte, dann war alles verloren. Ich musste also alles versuchen, um EVOLO an einer direkten Beeinflussung Atlans zu hindern. Das galt auch für Chipol und Mrothyr, wenn auch nicht in so gravierendem Maß.

      Aber da war ja ein viertes »Wesen« an Bord! Die STERNSCHNUPPE!

      Der Erleuchtete würde es sehr begrüßen, wenn er Atlan in seine Hände bekäme. Sollte er sich ruhig mit diesem herumprügeln. Aber Atlan durfte nie ein Diener EVOLOS werden, denn dann würde dieser mich verstoßen.

      Ich dachte kurz und schnell. Und ich hoffte, dass EVOLO mich nicht belauschte.

      »EVOLO?«

      »Bist du fertig mit dem Nachdenken?« Das klang freundlich.

      »Ja, Herr. Ich schlage vor, die Insassen der STERNSCHNUPPE so zu belassen, wie sie sind. Du solltest sie in ihrem Originalzustand dem Erleuchteten übergeben. Er wird sich darüber freuen und sich dankbar erweisen. Du musst aber dafür sorgen, dass das Raumschiff uns folgt. Alle Macht über das Schiff hat die STERNSCHNUPPE selbst. Wenn du sie in deinen Bann schlägst, hast du gewonnen.«

      »Du denkst fast so gut wie ich, Dharys. Ich habe bereits ein Licht zur STERNSCHNUPPE geschickt. In wenigen Sekunden ist sie ein Teil von mir. Die anderen Insassen interessieren mich nicht, denn ich will jetzt nicht spielen. Ich fühle, dass wir auf der richtigen Spur sind. Der Erzeuger ist da. Führe mich zu ihm.«

      »Ja, EVOLO!«

      9.

      Atlan

      Ich hielt die STERNSCHNUPPE erst einmal auf Distanz. Was hier wirklich geschah, war mir reichlich unklar. Auch der Extrasinn räumte ein, dass ihm der rechte Durchblick fehlte. Mrothyr und Chipol diskutierten heftig. Jeder von ihnen hatte die »Berührung EVOLOS« anders erlebt.

      Die LJAKJAR und die GLIMMERTON gaben bei den vorzüglichen Ortungssystemen der STERNSCHNUPPE ein ausgezeichnetes Echo ab. Das Ziel der beiden Raumschiffe war unklar. Ich hatte meine Zweifel, was die überheblichen Worte Dharys' betraf. Chipol teilte diese Meinung mit mir.

      Ich war nachdenklich geworden.

      In Alkordoom hatte es auf dem Planeten Puurk begonnen. Die Kosmokraten hatten mir einen Auftrag verpasst, ohne mich zu fragen, ob er mir angenehm war. Sie hatten eine Hintertür offen gelassen, die Fluchtmöglichkeit zurück in mein Orakeldasein. Inzwischen war ich immer mehr davon überzeugt, dass es sich dabei nur um eine Finte gehandelt hatte, die mich in Sicherheit wiegen sollte.

      Mit der Botschaft und mit Puurk in Alkordoom hatte es begonnen. Und wo war ich jetzt? Alkordoom – Manam-Turu. Juwel – Erleuchteter. Die unverständliche und unbegreifliche »Gefahr«

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