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»Angst.«

      Die STERNSCHNUPPE beschleunigte mit höchsten Werten und verschwand innerhalb kürzester Zeit im Linearraum. Ich fühlte, dass ich wieder befreit atmen konnte.

      »Was war das?« Chipol starrte mich hilfesuchend an. »Wieder Dharys?«

      »Nein, Kleiner.« Ich schüttelte den Kopf.

      Auch ohne das eine Wort, das mir der Logiksektor zuraunte, wusste ich, wer oder was über dem Untergang geweihten Planeten Verga-Pre erschienen war.

      Der psionische Atem dieser Wesenheit hatte mich nur gestreift, aber das hatte genügt.

      EVOLO!

      6.

      Doch er bleibt. Und geht zur Nacht spazieren.

      Und in tausend Fenstern sieht er Licht.

      Die dahinter werden auch verlieren!

      Doch ein Trost für ihn ist das noch nicht ...

      Erich Kästner

      *

      Der Erleuchtete hatte sich nach der Phase der Enttäuschung und Verärgerung auf den neuen Stützpunktplaneten Vergatsynn zurückgezogen. Er hatte seine Sinne weit geöffnet. Sein Verstand arbeitete wieder in normalen Bahnen, aber etwas in ihm regte sich und lenkte ihn immer wieder von seinem nächsten Ziel ab.

      Er beherrschte sich nicht mehr zur Gänze.

      Die halbe Niederlage, die er durch das eigenwillige Verhalten EVOLOS erlitten hatte, nagte noch an ihm.

      Er wusste genau, dass es nun nur darauf ankam, einen Weg zu finden, der ihm EVOLO zurückbringen würde. Vielleicht, so sagte sich das ehemalige Juwel von Alkordoom aber, war es gar nicht erforderlich, diesen Weg zu suchen. Viele Punkte sprachen nämlich dafür, dass EVOLO von allein in seinen Schoß heimkehren würde. EVOLO war nämlich unfertig und kindlich, unausgereift und hilflos. Sein Psi-Potenzial war trotz aller Maßnahmen noch nicht komplett.

      EVOLO musste erst noch lernen, wer EVOLO war!

      Wenn der Erleuchtete davon ausging, dann war es eigentlich ziemlich sicher, dass EVOLO ihn über kurz oder lang suchen würde. Aber die Unsicherheit nagte an dem Mächtigen.

      Der Erleuchtete verband sich mit seiner persönlichen Kontaktzelle. Er desaktivierte aber alle Verbindungen zu den anderen Kontaktzellen, denn er wollte nicht gestört werden. Er musste seine ganze Kraft einsetzen, um sich auf den verschollenen EVOLO zu konzentrieren. Die Signale der Kontaktzelle konnte er abschalten, aber die Erinnerungen, die in ihm wüten wollten, galt es auch zu unterdrücken. Und da halfen keine technischen Maßnahmen.

      EVOLO war ungehorsam gewesen. Auch hatte er sich der Bestrafung entzogen. Aber der Erleuchtete war bereit, dies alles zu vergessen, wenn EVOLO reumütig heimkehren würde.

      EVOLO kannte nur wenige Orte, an denen sich sein Herr aufhalten würde. Das eigentliche Ziel hatte er aus seinem Bewusstsein gelöscht. Dort brauchte der Erleuchtete nicht nachzusehen. Daher konzentrierte er sich ganz auf Vergatsynn.

      Die unbegreiflichen Sinne des ehemaligen Juwels von Alkordoom tasteten sich in die Weiten von Manam-Turu. Sie horchten auf ein Echo EVOLOS. Je weiter der Erleuchtete suchte, desto deutlicher spürte er, wie ihn etwas übermannen wollte. Er ging davon aus, dass dies nur EVOLO sein konnte. Er kam diesem Drängen entgegen und ...

      ... die Bilder der Vergangenheit! Das Drängen war etwas anderes, aber es rief Erinnerungen wach. Das Verlangen des Echos dort draußen war teilweise identisch mit diesen Zerrbildern, die in Fragmenten auf ihn einstürmten.

      Da war etwas, was EVOLOS Ausstrahlung ähnelte, aber es war nicht EVOLO.

      Der Erleuchtete versuchte zu erkennen, um was es sich handelte. Es war jetzt da, und es existierte in der Vergangenheit. Es war so alt wie er selbst – oder fast so alt. Es war rätselhaft, verschwommen, nicht greifbar.

      Ein Planet. Verga war sein Name. Ein Einseitendreher, die einzige Welt einer stolzen Sonne. Eine Hemisphäre lag in ewiger Nacht, die andere erstrahlte im Licht des lebenspendenden Sterns. Aber auch auf der ewigen Nachthälfte herrschte Leben. Es war das gleiche Leben wie auf der hellen Tagseite, nein, es hatte nur den gleichen Ursprung. Es war doch anders.

      Der Erleuchtete erkannte das Leben der Nachtseite. Es war riesig und körperlich, aber es schickte sich an, den Multikörper zu verlassen und etwas anderes zu werden.

      Das Leben hieß Vergalo.

      Das Leben war er einmal gewesen!

      Er erschauderte bei dieser Erkenntnis und unterband alle Bilder. Aber das unbewusste Drängen aus den Weiten Manam-Turus blieb.

      Der Erleuchtete tastete sich weiter in die Sterneninsel und ihre Dunkelheit. Er entdeckte unzählige winzige Fenster, kleine Lichter – die bewohnten Welten Manam-Turus. Er spürte die Abermilliarden Impulse aus den Lebewesen, die diesen Lichtern ihre Farbe gaben.

      EVOLO würde nach seinem Willen diese Farben verändern! Es würde nur noch eine Farbe der Lichter in der Zukunft geben – EVOLOS Farbe!

      Sie würden alle verlieren, diese Lichter, egal ob er jemals EVOLO wieder unter seine Kontrolle bekommen würde oder nicht.

      Aber mit solchen Gedanken wollte er sich nicht trösten. Er wollte EVOLO finden!

      Die Erinnerung an Vergalo überwältigte ihn wieder. Der Erleuchtete sah sich als ein Konglomerat aus Milliarden Körpern, die sich anschickten, eben diese Körper in einem einmaligen Akt der Verwandlung aufzugeben. Er erkannte auch, warum Vergalo das tat. Es galt, mächtiger zu werden als die andere Hälfte des Planeten Verga, denn diese beabsichtigte, ihn zu unterwerfen.

      Befrieden! So nannte das Wesen der Tagseite diesen Vorgang. Der Erleuchtete legte weitere Erinnerungen an diese längst vergangene Zeit in sich frei. Er amüsierte sich über die andere Hälfte Vergas und über deren sinnlosen Versuch.

      Die andere Hälfte! Es durchzuckte ihn bei der Erkenntnis, dass sie ganz entfernt etwas mit EVOLO gemeinsam hatte. Sie hatte auch einen Namen in der Vergangenheit.

      Sie hieß Verga-Ray.

      Sie war ein Multiwesen wie Vergalo, aber unsagbar einfältig und dumm. Verga-Ray liebte die Träume, die harmlosen Leidenschaften, den Schöngeist, die Beschaulichkeit des Daseins.

      Der Erleuchtete amüsierte sich weiter, denn Verga-Ray spielte nur mit seinen Fähigkeiten. Er setzte sie nicht ein, um seine Macht zu festigen.

      Verga-Ray lieferte die Idee, die Idee, etwas zu bauen, das mächtiger werden würde als Vergalo und Verga-Ray gemeinsam – EVOLO.

      Die Erinnerungen waren verschwommen. Der Erleuchtete versuchte, sie wieder zu verdrängen, um sich auf das Heute und den entstandenen EVOLO zu konzentrieren, aber das vage Echo aus Manam-Turu verhinderte das. Es ließ ihn noch einmal Fragmente der Vergangenheit erleben.

      Der Sieg über Verga-Ray vollzog sich schnell, denn dieses Wesen wehrte sich kaum. Es verstand nicht einmal richtig, als Vergalo es aufsaugte. Nun gehörte der ganze Planet ihm allein.

      Aber das war nur der Anfang.

      Um das zu bauen, was allein das Universum beherrschen konnte, reichte die ganze Substanz des neuen Vergalo nicht aus. Er brauchte mehr, viel mehr. Psionische Substanz allein, zusammengesetzt aus unzähligen winzigen Bestandteilen, sorgfältig ausgesucht und in einem schier ewigen Prozess zusammengeschmolzen – so sah die Lösung aus. Eine ganze Evolution musste nachvollzogen werden. Eine einzelne Galaxis reichte mit ihren Abermilliarden Lebewesen nicht dafür aus.

      Die Kontaktzelle strahlte ein heftiges Signal ab und unterbrach die traumartigen Erinnerungen für einen Moment. Der Erleuchtete negierte die Zeichen der Kontaktzelle, denn sie waren jetzt unwichtig. Die kurze Loslösung aus dem Traum der Erinnerung hatte ihm eine ganz wesentliche Erkenntnis vermittelt.

      Er musste diese Erinnerungen nachvollziehen, um EVOLO zu entdecken! Die Träume standen in einem direkten Zusammenhang mit seiner Suche. Was ihm anfangs als lästig erschienen war, präsentierte

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