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menschliche Aktivitäten lassen sich nicht automatisieren. Die computergestützten Lernsysteme ersetzen die Lehrer nicht und die Steuersoftwares sorgen nicht für Arbeitslosigkeit unter den Steuerberatern. Die meisten menschlichen Aktivitäten erfordern den Einsatz des Urteilsvermögens; dabei können Maschinen und Systeme die Menschen unterstützen, nicht aber sie ersetzen.

      Gäbe es ein erfolgreiches automatisches Handelssystem, könnte man sich, wenn man es gekauft hat, auf Tahiti niederlassen und den Rest seines Lebens nach Lust und Laune verbringen, während einem der Broker regelmäßig Geld überweist. Doch bislang sind die einzigen Menschen, die mit Handelssystemen Geld verdienen, diejenigen, die sie verkaufen. Dabei handelt es sich um eine kleine, aber bunte Heimarbeitsbranche. Aber wenn die Systeme funktionieren würden, warum sollten sie sie dann überhaupt verkaufen? Sie könnten doch selbst nach Tahiti ziehen und sich von ihren Brokern Geld überweisen lassen! Dazu hat jeder Systemanbieter einen Spruch parat. Manche sagen, dass sie lieber programmieren als traden, andere behaupten, sie würden ihre Systeme nur zur Kapitalbeschaffung oder gar aus Liebe zur Menschheit verkaufen.

      Die Märkte verändern sich ständig und schlagen jedes automatische Handelssystem. Die strengen Regeln von gestern funktionieren heute schon nicht mehr so gut und morgen wahrscheinlich gar nicht mehr. Ein fähiger Trader kann seine Methoden anpassen, sobald er ein Problem bemerkt. Ein automatisches System ist nicht so anpassungsfähig und vernichtet sich selbst.

      Fluggesellschaften zahlen ihren Piloten hohe Gehälter, obwohl sie Autopiloten haben. Das tun sie, weil Menschen mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen können. Wenn einem Verkehrsflugzeug über dem Pazifik das Dach wegfliegt oder wegen einer Schar Gänse über Manhattan beide Triebwerke ausfallen, kann nur ein Mensch die Krise bewältigen. Die genannten Notfälle gingen durch die Presse und in beiden Fällen gelang es den erfahrenen Piloten, ihre Flugzeuge mithilfe improvisierter Lösungen zu landen. Kein Autopilot schafft das. Sein Geld auf ein automatisches Handelssystem zu verwetten ist genauso, als würde man sein Leben einem Autopiloten anvertrauen. Das erstbeste unvorhergesehene Ereignis lässt das Depot einbrechen und in Flammen aufgehen.

      Es gibt durchaus gute Handelssysteme, aber man muss sie anhand seines persönlichen Urteilsvermögens überwachen und anpassen. Man muss immer am Ball bleiben – man kann die Verantwortung für seinen Erfolg nicht auf ein mechanisches System abwälzen.

      Trader mit Autopilot-Fantasien versuchen das Gefühl wieder zu erleben, das sie als Babys hatten. Ihre Mütter befriedigten alle ihre Bedürfnisse nach Nahrung, Wärme und Behaglichkeit. Jetzt versuchen sie, das Erlebnis nachzubilden, untätig auf dem Rücken zu liegen und die Gewinne wie einen Strom kostenloser warmer Milch zu sich fließen zu lassen. Der Markt ist jedoch nicht ihre Mutter! Er besteht aus toughen Männern und Frauen, die es darauf abgesehen haben, ihnen Geld abzunehmen – nicht, ihnen warme Milch in den Mund zu gießen.

       Personenkult

      Die meisten Menschen reden gern über ihren Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit, aber wenn sie unter Druck geraten, erweist sich das als Lippenbekenntnis, sie singen nun ein anderes Lied und suchen nach einer „starken Führung“. In Not geratene Trader suchen oft bei diversen Gurus nach Anweisungen.

      Als ich in der Sowjetunion aufwuchs, wurde den Kindern beigebracht, Stalin sei unser großer Führer. Später merkten wir, welch ein Ungeheuer er war, aber solange er lebte, folgten die meisten Menschen freudig dem Führer. Er entband alle von der Notwendigkeit, selbst zu denken.

      In allen Bereichen der Gesellschaft wurden „kleine Stalins“ installiert – Wirtschaft, Biologie, Architektur und so weiter. Als ich in die Vereinigten Staaten kam und an den Märkten zu handeln begann, erstaunte es mich, wie viele Trader auf der Suche nach einem Guru waren – nach ihrem eigenen „kleinen Stalin“. Die Fantasievorstellung, jemand anders könne uns reich machen, begleitet uns stets.

      An den Finanzmärkten gibt es drei Sorten von Gurus: Marktzyklus-Gurus, Zaubermethoden-Gurus und tote Gurus. Die Zyklus-Gurus sagen bedeutende Wendepunkte von Märkten voraus. Die Zaubermethoden-Gurus werben für neue Königswege zum Reichtum. Wieder andere sind der Kritik enthoben und haben sich eine gläubige Anhängerschaft verschafft, indem sie schlicht aus dieser Welt geschieden sind.

       Marktzyklus-Gurus

      Seit vielen Jahrzehnten hält sich der US-amerikanische Aktienmarkt im Allgemeinen an einen 4-Jahres-Zyklus. Normalerweise steigt er zweieinhalb oder drei Jahre lang und fällt dann ein oder anderthalb Jahre. In fast jedem dieser großen Zyklen taucht ein neuer Marktzyklus-Guru auf, also alle vier Jahre einer. Der Ruhm eines solchen Gurus hält meistens zwei oder drei Jahre lang. Die Herrschaftszeit jedes Gurus fällt jeweils mit einer großen Hausse in den Vereinigten Staaten zusammen.

      Ein Marktzyklus-Guru sagt Anstiege und Rückgänge voraus. Jede zutreffende Vorhersage mehrt seinen Ruhm und veranlasst noch mehr Menschen, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen, wenn er seine Verkündigungen ausspricht. So ein Marktzyklus-Guru pflegt eine Lieblingstheorie über die Märkte. Diese Theorie – ob es dabei nun um Zyklen, um das Handelsvolumen, um Elliott-Wellen oder was auch immer geht – wurde gewöhnlich ein paar Jahre vor dem Zeitpunkt entwickelt, zu dem sie zu Berühmtheit gelangt. Zunächst weigert sich der Markt, der geliebten Strategie eines aufstrebenden Gurus zu folgen. Dann verändert sich der Markt und läuft mehrere Jahre im Einklang mit den Prognosen des Gurus. In dieser Zeit steigt der Stern des Gurus hoch über dem Marktplatz auf.

      Vergleichen Sie das einmal mit dem, was mit Models passiert, wenn sich der Geschmack der Allgemeinheit ändert. In einem Jahr sind Blondinen angesagt, im nächsten Jahr Rothaarige. Auf einmal wird der blonde Star vom letzten Jahr nicht mehr für den Titel einer großen Zeitschrift gebucht. Das Model verändert sich nicht – nur der Geschmack ändert sich.

      Gurus tummeln sich immer an den Rändern der Marktanalyse. Niemals sind sie etablierte Analysten. Mitarbeiter von Institutionen gehen auf Nummer sicher – sie lehnen sich nicht gern aus dem Fenster – und erzielen fast nie spektakuläre Ergebnisse. Ein Marktzyklus-Guru ist ein Außenseiter mit einer einzigartigen Theorie.

      Ein Guru bleibt so lange berühmt, wie sich der Markt seiner Theorie entsprechend verhält – meistens nicht über die Dauer des vierjährigen Marktzyklus. Zu irgendeinem Zeitpunkt ändert sich der Markt und tanzt nach einer anderen Pfeife. Der Guru wendet weiterhin die alten Methoden an, die früher so gut funktionierten, und verliert seine Gefolgschaft. Sobald die Prognosen des Gurus nicht mehr funktionieren, schlägt die allgemeine Bewunderung in Hass um. Ein diskreditierter Marktzyklus-Guru kann unmöglich erneut zum Star werden.

      Alle Marktzyklus-Gurus haben ein paar Dinge gemeinsam. Sie werden im Vorhersagegeschäft schon ein paar Jahre vor dem Zeitpunkt tätig, zu dem sie Berühmtheit erlangen. Jeder hat eine einzigartige Theorie, ein paar Anhänger und dank seines schieren Überlebens im Beratungsgeschäft eine gewisse Glaubwürdigkeit. Die Tatsache, dass die Theorie jedes Gurus einige Jahre lang nicht funktioniert hat, wird von seinen Anhängern ignoriert. Wenn die Theorie zutreffend wird, fällt es den Massenmedien auf. Wenn eine Theorie aufhört, zu funktionieren, verwandelt sich die Lobhudelei der Massen in Hass.

      Wenn Sie erkennen, dass ein erfolgreicher neuer Guru aufkommt, kann es durchaus gewinnbringend sein, auf seinen Zug aufzuspringen. Noch wichtiger ist allerdings, dass man erkennt, wann ein Guru seinen Höhepunkt erreicht hat. Alle Gurus stürzen irgendwann – und per Definition stürzen sie vom Gipfel ihres Ruhmes ab. Wenn ein Guru bei den Massenmedien auf Akzeptanz stößt, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass er den Scheitelpunkt erreicht hat. Die gängigen Medien hüten sich vor Außenseitern. Wenn mehrere Massenblätter einem angesagten Börsenguru Raum bieten, weiß man, dass sein Ende nahe ist. Es liegt in der Natur der Massenpsychologie, dass weiterhin neue Gurus auftauchen werden.

       Zaubermethoden-Gurus

      Während Zyklus-Gurus eher am Aktienmarkt zu Hause sind, sind „Methoden-Gurus“ an den Derivatemärkten stärker vertreten. Ein solcher Methoden-Guru taucht unvermutet auf der Bühne der Finanzwelt auf, sobald er eine

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