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der angeblich in Neapel auf den Hü­geln begraben liegt, schenk­te einst den Stadtvätern ein Ei. Er pro­phe­zeite, dass Neapel solange be­ste­hen blei­ben wür­de, wie dieses Ei un­ver­sehrt blie­be. Da­rauf schichtete man me­ter­ho­he Mau­ern um das kostbare Stück, und siehe da: Über die Jahr­hun­der­te ist die Stadt trotz vie­ler Kata­stro­phen niemals zer­stört wor­den! Wahr­scheinlich diente die Halb­insel aus Tuff mit dem Namen Me­ga­ris, auf dem die Fe­stung errichtet wur­de, schon zur Zeit der Magna Graecia als Han­delsplatz. In der römi­schen Kaiserzeit wur­de sie erst­mals be­festigt; im ho­hen Mittelalter re­si­dierte hier der Nor­man­nen­kö­nig Ro­ger II. Karl von Anjou verlegte im 13. Jh. wiederum sei­nen Amts­sitz ins neu er­rich­tete Cas­tel Nuo­vo (→ Link). Die heu­tige Bau­subs­tanz stammt aus ara­go­ne­si­scher Zeit. Im 15. Jh. liegen auch die Ur­sprün­ge der klei­nen Fi­scher­sied­lung un­ter­halb des Kas­tells (Borgo Ma­ri­nai). Wer länger bleibt, sollte hier un­be­dingt ei­n­mal die schmackhaften Fisch­spe­zia­litäten kosten! Eine Be­sich­ti­gung des Ka­stells ist mög­lich, von den oberen Ter­ras­sen er­öff­nen sich hübsche Blicke auf die Stadt.

      ♦ Mo−Sa 9−19, So bis 13.30 Uhr, im Som­mer werktags abends 1 Std. län­ger. Eintritt frei.

      Einst residierte in der blendend weißen Prachtvilla Ferdinand Dalberg-Acton, Sohn des Marinekommandeurs und Di­plo­maten britischer Abstammung John Acton. Letz­terer stieg unter der Ägi­de Ferdinands IV. bis zum Finanz­minister auf, was even­tuell den fast ver­schwen­de­rischen Prunk der Räum­lich­keiten er­klärt. Die Vor­zei­ge­im­mo­bilie ging da­nach durch ver­schiedene Hände, bis sie 1867 nach Zwangs­ver­kauf an einen Spross der Familie Pig­na­telli-Cortés über­ging (ein Vorfahr war Her­nán Cortés, der Eroberer Mexikos). High­light des Rund­gangs ist der Salon im neo­pom­pe­janischen Stil mit halb­kreis­förmigem Grundriss und far­bigen Wand­ma­le­reien. Im Nebenhaus be­fin­det sich eine ansehnliche Samm­lung von Kutschen, Droschken, Reit­peit­schen und Geschirr (Museo delle Carrozze).

      ♦ Museum: Tägl. außer Di 8.30−17 Uhr. 5 €, erm. 2,50 €. Park: Der Park öffnet auch Di vor­mit­tags. 2 €. Via Riviera di Chiaia 200.

      Der gediegene Palazzo im Stadtteil Chiaia war im 17. Jh. die Stadtresidenz des Für­sten Francesco di Sangro aus San Severo. Im einstigen Adelspalais be­findet sich heu­te ein Mehrsparten-Kultur­zentrum mit Archiv, Bibliothek sowie hochkarätigen Wech­sel­aus­stel­lun­gen zur modernen Kunst.

      ♦ Tägl. 9.30−19.30 Uhr. Eintrittspreis abhängig von Wechselausstellungen. Via dei Mille 60.

      Pulcinella: neapolitanischer Komiker mit Narrenfreiheit

      Die heitere Figur mit der schwar­zen Maske und dem weißen Ge­wand ist aus dem Straßenbild Nea­pels schwerlich hinweg­zu­den­ken. Sie entstammt dem süd­ita­lie­ni­schen Volkstheater und hat ih­ren Weg bis zur Commedia dell’ar­te Nord­italiens gefunden. Il pulci­nel­la verkörpert den bau­ern­schlau­en Tölpel − um keine wit­zig-in­tel­li­gente Antwort verle­gen und stets in der Lage, sich aus pre­kä­ren Si­tu­ationen he­raus­zu­ma­nö­v­rie­ren. Lo­gisch, dass sich v. a. die Laz­za­ro­ni (→ Ka­sten) mit dem Charakter iden­ti­fi­zier­ten. Aber auch im Ma­rio­nettentheater im Palazzo Reale brach­te der Narr un­ter joh­len­dem Bei­fall des Hof­staats seine Späße un­ter die Leu­te. 15 km nördlich von Neapel gibt es in Acerra ein Pulci­nella-Mu­seum (Informationen im Inter­net unter www.pulcinellamuseo.it).

      Gutbürgerliche Wohngegend zwischen Lungomare und Vomero

      Wer sich auf die Hügel begibt, erlebt auf einen Schlag ein völ­lig anderes Nea­pel. Wie unschwer zu erkennen, wohnt hier meistenteils das ge­hobene Bür­gertum. Gepflegte Wohnhäuser so­wie Villen mit Gärten be­stimmen das Bild, in den Straßen schlägt spürbar ein ruhigerer Takt. Immer wieder fällt der Blick von Aussichts­terrassen über die Stadt und auf den Golf. Die schönsten Rundblicke genießt man vom Parco Virgiliano, vom Castel Sant’Elmo oder von der Certosa San Martino. Die bei­den letztgenannten Attraktionen sind relativ bequem vom Stadtzentrum aus mit Standseilbahnen (funicolari) er­reich­bar (→ Unterwegs in Nea­pel), wäh­rend man für die eher abgelegenen Ziele nicht selten längere Fußmärsche in Kauf nehmen oder mit dem öffent­li­chen Bus fahren muss.

      Der Vomero ist der Hügel, den Nea­pelbesucher in der Regel als Erstes zu Gesicht be­kommen. Er wird vom mäch­tigen Castel Sant’Elmo gekrönt, das wie kaum ein zwei­tes Bauwerk die Sil­houette der Stadt prägt. Direkt unter­halb, von unten erst auf den zweiten Blick erkennbar, befindet sich mit der Certosa San Martino eine be­deutende Sehenswürdigkeit, die man keinesfalls verpassen sollte! Der Vomero ist ein eigenständiger Stadtteil und wurde erst im 19. Jh. überbaut. Heute leben hier ca. 50.000 Menschen.

      In die Gegenrichtung blickt man vom Vomero auf den dritten Stadthügel mit dem ehe­mals königlichen Jagd­schloss Capodimonte. Der Bau­boom im 20. Jh. überrollte diesen Hügel und ver­schlang die bourbonischen Jagd­grün­de. Einzig der Park hin­ter dem Schloss zeugt noch vom einstigen Idyll. Heute beher­bergt das Schloss die be­deu­tend­ste Gemäldegalerie Süd­italiens. Zwi­schen Capodimonte und Vomero brei­tet sich der faszinierende Bezirk Sanità aus. Nirgends ist Neapel so nea­po­li­ta­nisch wie in diesem ver­nach­lässigten Wohnviertel, das Orts­fremde häufig schon nach kurzer Zeit wie den guten Freund von nebenan will­kom­men heißt. Wo einst frühchristliche Fried­höfe lagen, schlägt heute das spirituelle Herz Neapels. Mit dem Cimitero delle Fon­ta­nel­le befindet sich in der Sanità noch heute eine be­deu­ten­de Stätte des neapolitanischen To­ten­kults (→ Kasten). Das atmo­sphärisch reiche Quartier lag in der Antike außerhalb der griechischen Neapolis und beherbergt überdies eini­ge sehenswerte Katakomben. Sie be­le­gen, dass zu jener Zeit stets die Toten vor den Toren der Stadt bestattet wur­den. Dass heute die Attraktionen des Stadtviertels zugänglich sind

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