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übersehen wurden, und diese können der Funke für eine zündende Idee – für einen Zukunftsflash – sein. Eine Richtungsumkehr öffnet Ihnen die Augen für Dinge, die bis zu diesem Augenblick nicht im Blickfeld waren und den meisten anderen aus diesem Grund unmöglich erscheinen.

      In meinem Unternehmen verfolgen wir seit über 25 Jahren aufmerksam die neuesten technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen weltweit in allen nur erdenklichen Fachrichtungen – ob Laser-, Roboter-, Gentechnik oder faseroptische Systeme, wir interessieren uns für alles. Ich habe in all diesen Jahren vor allem versucht, in die nahe Zukunft zu blicken, und dabei bestätigte sich immer wieder: Je genauer man hinsieht, umso klarer wird das Bild. Die Frage ist nur, wohin man den Blick richten soll. Die Antwort ist: in eine völlig andere Richtung als alle anderen. Wenn Sie lange genug hinsehen, zeichnen sich Möglichkeiten ab, die nur Sie allein sehen und nutzen können. Und dann sind Sie in der Lage, etwas völlig Neues und Andersartiges zu vollbringen.

      Nachfolgend einige Beispiele erfolgreicher Unternehmen, die bewusst oder intuitiv dem Impuls der Richtungsumkehr nachgaben und auf diese Weise auf verschiedenen Gebieten eine zündende, zukunftsorientierte Geschäftsidee entwickelten (mit denen wir uns in Kapitel 5 ausführlich befassen werden, um den Beweis zweifelsfrei anzutreten):

      ➤ Amazon.com

      ➤ Crocs

      ➤ Dell

      ➤ JetBlue und Southwest Airlines

      ➤ Kiva

      ➤ Netflix

      ➤ Starbucks

      ➤ Volkswagen

      ➤ Zappos

      Auf die Frage, wie er sein schon fast unheimliches Gespür für lukrative Geldanlagen erklärt, meinte der weltberühmte Investor Warren Buffett, er hielte sich an folgende Regel: »Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, sei ängstlich, wenn andere gierig sind.« Einfacher kann man das Prinzip der Richtungsumkehr kaum ausdrücken – und wohl auch nicht überzeugender, denn immerhin ist Buffet Multimilliardär.

      Kann es denn wirklich so einfach sein? Offenbart sich die Lösung unlösbar erscheinender Probleme tatsächlich, wenn man sich um 180 Grad dreht? Nein, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Aber fast. Die Richtungsumkehr ist nur einer der Impulse, die einen Zukunftsflash auslösen können. In den 25 Jahren, in denen ich mich theoretisch, praktisch und systematisch mit Zukunftsprognosen beschäftigt habe, entdeckte ich sieben dieser Auslöser.

      1. Von sicheren Fakten ausgehen (mithilfe harter Trends wissen Sie, was auf Sie zukommt)

      2. Antizipieren (entwickeln Sie Ihre Strategie auf der Basis dessen, was Sie vorhersehen können)

      3. Transformieren (nutzen Sie den technologiegetriebenen Wandel zu Ihrem Vorteil)

      4. Das größte Problem überspringen (in der Regel hakt es sowieso an etwas anderem)

      5. Die Richtung umkehren (damit Sie sehen können, was sonst niemand sieht und etwas tun können, was außer Ihnen niemand kann)

      6. Umdefinieren und neu erfinden (stellen Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal auf immer wieder neue und innovative Weise heraus)

      7. Regisseur der eigenen Zukunft werden (schreiben Sie das Drehbuch für Ihre Zukunft selbst, sonst tut es ein anderer für Sie).

      Für einen Zukunftsflash sind nicht immer alle sieben Impulse, aber doch zumindest ein paar erforderlich. Stellen Sie sich diese Impulse als die sieben Noten der Tonleiter vor. Nicht in jeder Melodie kommen alle sieben Noten zum Einsatz, aber wer ein Musikstück komponieren möchte, sollte sie alle kennen, denn irgendwann braucht er sie bestimmt.

      Könnte man Dale Morgens Gedankengänge als Standbilder festhalten, um zu untersuchen, welche Überlegungen zu welchen Ergebnissen führten, sähe man sicherlich das Zusammenspiel der Impulse, die den Funken seines Zukunftsflashs zündeten. Das Gleiche gilt auch für die Idee der Unterwasser-Bohrplattformen. Eigentlich ist es nicht weiter schwierig, diese Impulse nachzuverfolgen. Auch wenn Dale als Erfinder und ich als Technologieprophet einen kleinen Vorteil genießen, werden Sie feststellen, dass es sich um nachvollziehbare Vorgänge handelt, die auch Sie problemlos umsetzen können.

      ➤ Wie schon gesagt, verfolgt mein Unternehmen seit über 25 Jahren aufmerksam die aktuellen Entwicklungen und Trends in den unterschiedlichsten Branchen. Die Besonderheiten und Herausforderungen der Ölförderung waren uns daher bekannt (Chevron, ExxonMobile und Shell gehören zu unseren Kunden), ebenso der aktuelle Stand der Roboter- und Automatisierungstechnik und so weiter. Den ersten Funken zu der zündenden Idee lieferte in diesem Fall Impuls 1: Von sicheren Fakten ausgehen.

      ➤ Da ich mit den Trends bestens vertraut bin, weiß ich, was technisch heute möglich ist, welche Veränderungen im Gange sind und – was das Wichtigste ist – was in naher Zukunft möglich sein wird. Mit anderen Worten: Ich kann antizipieren – Impuls 2.

      ➤ Da ich weiß, dass innerhalb weniger Jahre mit radikalen Innovationen zu rechnen ist, kann ich nach völlig andersartigen Lösungen und Methoden Ausschau halten, die momentan noch undenkbar erscheinen, anstatt in gewohnten Bahnen zu denken und mich mit kleinen, schrittweisen Veränderungen zu begnügen: Impuls 3, Transformieren.

      ➤ Das große Problem der Mineralölkonzerne war, dass die Bohranlagen über Wasser exponiert und den Naturgewalten oder gezielten Angriffen relativ schutzlos ausgeliefert waren. Anstatt zu versuchen, dieses Problem zu lösen, haben wir uns dafür entschieden, das größte Problem zu überspringen – Impuls 4 – und die Anlagen von der Bild-, beziehungsweise der Oberfläche verschwinden zu lassen.

      ➤ Und wohin? Die Richtungsumkehr weist nach unten, auf den Meeresgrund: Impuls 5.

      ➤ Wie kann das realisiert werden? Mithilfe von Impuls 6, Umdefinieren und neu erfinden. Man mache sich die Robotertechnik zunutze, die sich bei operativen Eingriffen in der Medizin sowie bei Außenbordarbeiten in der Raumfahrt bereits bewährt hat, um die Offshore-Ölförderung komplett neu zu erfinden.

      In nur wenigen Zeilen haben Sie soeben das Ineinandergreifen von sechs der sieben Impulse nachvollziehen können. Wenn man die Idee nachträglich in die einzelnen Gedankengänge zerlegt, scheint sie das Ergebnis methodischer und folgerichtiger Überlegungen zu sein. Doch in den wenigen Minuten vor meinem Auftritt am Rednerpult hatte ich die Erkenntnis innerhalb von Sekunden, intuitiv und blitzartig. Aber das ist einfach eine Sache der Übung und Gewohnheit.

      Zu lernen, sich für diese Impulse zu öffnen, ist nicht schwieriger als Laufen zu lernen. Wenn Sie den Vorgang des Laufens in seine Einzelteile zerlegen, klingt er auch kompliziert: Man muss das Körpergewicht in einer Abrollbewegung vom Fußballen zu den Zehen und abwechselnd von rechts nach links verlagern und dabei koordiniert mit den Armen schwingen, um die Gewichtsverlagerung auszugleichen. Wenn Sie vor jedem Schritt erst einmal darüber nachdenken müssten, wie Ihr Bewegungsapparat funktioniert, wären Sie völlig überfordert. Als Sie als Kleinkind das Laufen lernten, waren Sie das auch, doch mit etwas Übung klappte es doch schon bald von ganz allein, nicht wahr?

      Dasselbe trifft auf die sieben Impulse zu. Die mentalen Abläufe müssen auch zuerst einmal geübt werden – bewusst, konzentriert und jeder für sich. Zu Beginn werden Sie vielleicht nur langsam vorankommen, doch mit etwas Übung und Geduld richten sich Ihre Antennen für Geistesblitze wie von selbst aus, damit der Funke zu zündenden Ideen überspringt, ohne dass Sie bewusst darüber nachdenken müssen.

      Manchmal geht es bei einem Zukunftsflash darum, ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten innovativer Technologien zu nutzen. Oft genügt es aber auch, den eigenen Augen zu vertrauen, um Dinge in einem völlig neuen Licht zu sehen.

      Vor einigen Jahren eröffnete eine Freundin von mir in Chicago eine Zahnarztpraxis speziell für Kinder. Kurz nach der Eröffnung trafen wir uns zum Mittagessen, und ich erkundigte mich bei ihr, wie es lief.

      »Nicht so gut, wie ich gehofft hatte«, gestand sie ein. Sie hatte zwar einen kleinen Patientenstamm, doch der erwartete Zulauf, mit dem sie durch Empfehlungen gerechnet hatte, blieb aus. Sie war auf Mundpropaganda angewiesen,

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