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Kinder besonders aufnahmefähig sind und schnell lernen, ist bekannt. Trotzdem brauchen wir uns nicht einreden zu lassen, was Hänschen nicht gelernt habe, würde Hans nimmermehr lernen. Wenn Hans nur richtig motiviert ist und das Lernen mit Entspannungsübungen und der gleich folgenden Übung kombiniert, dann kann er immer noch ganz wunderbar lernen, was immer er möchte. Und Hansine genauso.

      Die Suggestopädie ist eine neue Lehrmethode. Suggestopäden berichten, dass nur sieben Prozent der Menschen fähig sind, allein durch Zuhören etwas zu lernen. Wenn visuelle Eindrücke hinzukommen, sollen es um die 30 Prozent sein, die auf diese Weise lernen. Das macht immer noch mehr als 50 Prozent der Menschen, die sich durch solche Lehrmethoden gar nichts merken können. Hinzu kommt, dass kein Mensch unter Leistungsdruck und Stress oder mit Ängsten im Rücken lernen kann. Dies erwähnt übrigens auch Joachim Bauer in seinem Spiegelneuronen-Buch. Er beschreibt, dass der Spiegelungseffekt der Spiegelneuronen unter Stress, Druck und Angst gänzlich aussetzt und die Lernfähigkeit blockiert ist. Am genauesten formuliert es Prof. Spitzer in seinen diversen Publikationen.

      Im Klartext formuliert heißt dies nichts anderes, als dass deutsche Schulen effektive Lernverhinderungsanstalten sind. Besonders insofern, als die Pisa-Studie hierzulande so umgesetzt wird, dass noch mehr Druck verbreitet und das Lernen so noch mehr verhindert wird.

      Dabei bräuchten wir gar nicht weit über den Zaun zu schauen, um uns abzugucken, wie es besser geht. Ganz Skandinavien macht uns dies vor. »Auf den Start kommt es an«, lautet dort die Devise, und die Vorschule wird von einem Team aus ausgebildeten Pädagogen, Psychologen und Therapeuten geleitet, wobei auf 10 bis 15 Kinder drei hochqualifizierte Betreuer kommen – hierzulande unvorstellbar. Diese Betreuer ermutigen das Kind durch Übungen, Spiele und Bildtafeln, sich selbst und seine eigenen Gefühle besser kennen und einschätzen zu lernen. Schließlich soll es im späteren Leben die richtige Berufswahl treffen. Das kann es nur, wenn es sich selbst authentisch wahrnimmt und weiß, was ihm Spaß macht.

      Die Kinder sollen mit Freude sich selbst und ihre Fähigkeiten entdecken. Daher gibt es in den skandinavischen Gesamtschulen bis zur achten Klasse keine Noten! Jedes Kind wird außerdem ermutigt, sich besonders den Fächern zuzuwenden, die es interessieren. Keiner muss also genauso viel Mathe pauken wie das Mathegenie der Klasse, wenn er viel lieber Englisch lernt. Jeder darf seine individuellen Stärken und Interessen weiter ausbauen.

      Das kommt dem einen oder anderen bekannt vor. Klingt stark nach Montessori. »Aber da lernt doch keiner was, wenn er nicht muss«, sind deutsche Standardbefürchtungen dazu. »Schafft da je einer das Abi?« lautet die nächste skeptische Frage von deutschen Eltern.

      Au weia, da kann Deutschland mit seinen Lernverhinderungsanstalten bei Weitem nicht mithalten. In Deutschland beginnen über 50 Prozent zu studieren, und dabei ist dann auch noch die Abbrecherquote besonders hoch. An unseren Schulen werden Menschen herangezüchtet, die sich selbst und ihre Neigungen nicht kennen und sich selbst nicht lieben.

      Zurück zu unserem Unterbewusstsein, dem wir nun ebenfalls etwas Neues beibringen wollen. Wir wissen bereits, dass wir mit Freude und Spaß am besten lernen. Die Suggestopädie haben wir weiter oben jedoch noch nicht ganz bis zu Ende verfolgt. Nur durch akustischen oder optischen Input lernen die wenigsten. Wodurch lernen wir denn dann? Durch eigene, mit dem Lehrinhalt verbundene Handlungen, Bewegungen und Gefühle.

      Es gibt Wochenendkurse, in denen die Methoden der Suggestopädie gelehrt werden. Die Teilnehmer bekommen beispielsweise ein Gedicht vorgesetzt oder – noch schlimmer – eine Liste mit 20 Fachbegriffen aus dem Versicherungswesen. Jeder soll schätzen, wie lange er braucht, um beides auswendig zu lernen. Meist mit entsetztem Stöhnen verbunden, betragen die Schätzungen zwischen einer und mehreren Stunden. Tatsächlich aber haben dann alle mit viel Spaß und Lachen beides in je zehn Minuten perfekt auswendig gelernt. Wie das?

      Der Suggestopäde macht sowohl aus dem Gedicht als auch aus der Fachbegriffsliste kleine Theaterstücke und lässt die ganze Gruppe die Stücke tanzen, singen und aufführen. Das dauert mit ein bisschen Kreativität zehn Minuten, und die 20 Fachbegriffe sitzen für die nächsten Monate oder gar Jahre ohne weitere Anstrengung.

      So etwas Ähnliches tun wir jetzt auch.

      ÜBUNG

      Welche neuen Glaubenssätze oder Muster möchtest du in deinem Unterbewusstsein verankern? Mach dir Notizen und finde einen kleinen lustigen Reim oder einen Satz dazu, den du dir leicht merken kannst. Zur Anregung hier ein paar Beispiele von Teilnehmern meiner Seminare:

      • »Ansteckend gesund, so lautet der Befund.«

      • »Selbst noch die Zähne sind erneuert, alles Kranke wird gefeuert.«

      • »Ein guter Freund sein und gute Freunde haben, das sind die größten Gaben.«

      • »Immer im Gleichgewicht, mit einem Lächeln im Gesicht.«

      • Ein Kind dichtete: »Leicht wie eine Feder lernt doch jeder.«

      • Weil ich mir selbst ein liebevoller Partner bin, zieht es auch dauerhaft einen solchen zu mir hin.«

      • Es regnet in meine Welt seeeeehr viel Geld.«

      Nun zum Sketch: Optimal dafür ist ein Ganzkörperspiegel oder sonst der größte im Haushalt verfügbare Spiegel. Oder du machst es gemeinsam mit Freunden. Im Seminar basteln wir uns diese Sketche in Fünfergruppen zusammen. Dann sieht jeder vier andere Seminarteilnehmer sein »Stück« vorführen, da immer die ganze Gruppe gemeinsam die Sketche von jedem einzelnen umsetzt. Damit sind die anderen der Spiegel für uns.

      Du stellst dich also vor einen Spiegel und überlegst dir eine Bewegung oder einen kleinen Sketch, mit dem du deinen Satz ausdrücken kannst. Etwas, das du dir gut merken kannst und das den Inhalt der Botschaft gut darstellt. Dann tanzt, singst, hüpfst und springst du vor dem Spiegel dein neues Muster und prägst es dir so bestmöglich ein. Du hast damit Hören, Sehen, Bewegung, Handlung und spielerische Entspannung (Tanzen, Singen) in dein Lernthema integriert. Versuch mal, das wieder zu vergessen. Klappt nicht! Gut, oder?

      Die Frage ist lediglich, was du dir am nächsten Morgen und dem Morgen der nächsten Woche vor demselben Spiegel vortanzt. Hoffentlich nicht den Augen-auf-Halbmast-ich-fühl-mich-als-hätte-mich-einer-mit-dem-Hammer-geweckt-ist-schon-wieder-ein-neuer-Tag-da-wie-furchtbar-Tanz!?

      Du wirst die Botschaft eines liebevoll und kreativ gestalteten Sketches selbst nach einmaliger Aufführung nie wieder vergessen, denn so ein Sketch entspricht unserer natürlichen Art zu lernen. Aber bis das Unterbewusstsein die Inhalte des Sketches als Standardeinstellung übernimmt, wird es meistens ein Weilchen dauern. Je stärker du mit all deinen Sinne und deinem Gefühl bei der Übung bist, desto schneller geht‘s.

      Aber wenn du morgens aufwachst und das erste Gefühl, das automatisch auftaucht, das aus dem Sketch ist, dann weißt du, es ist zur Standardeinstellung geworden. Bis dahin kannst du deinen Sketch jeden Morgen und jeden Abend vor dem Spiegel aufführen. Selbst wenn es nur 30 Sekunden dauert, dir deine gedichtete Zeile beispielsweise dreimal vorzusingen und zu tanzen: Sei einfach ganz dabei, dann wird die Botschaft immer selbstverständlicher für dein Unterbewusstsein.

      3) Über das skandinavische Schulsystem gibt es eine wunderbare Video-Dokumentation von Reinhard Kahl mit dem Titel: Spitze – Schulen am Wendekreis der Pädagogik. Erhältlich über www.reinhardkahl.de und www.archiv-der-zukunft.de

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