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lag im Anbau einer sehr großen Villa, die für seinen Onkel und dessen Frau viel zu groß war. Da die beiden keine eigenen Kinder hatten, wollten sie, dass Detlev mit Wiebke zu ihnen ziehen würde. Detlev war nicht fähig gewesen, ihren Wunsch abzulehnen. Sie hatten ihn immer wie einen Sohn unterstützt, da er nach dem frühen Tod seines Vaters Halbwaise war. Es waren die Verbindungen seines Onkels, die Detlev die Türen zu seiner Karriere geöffnet hatten. Es war also nicht nur sein Können, dass ihn so weit gebracht hatte, sondern auch das berühmte Vitamin »B«, Beziehungen eben. So fühlte sich Detlev verpflichtet, dem Wunsch nachzukommen und seine Dankbarkeit zu bekunden. Allerdings hatte seine Tante erklärt, dass sie in der Villa keine Haustiere duldete. Sie wusste, dass Wiebke einen Hund hatte, aber sie könne ihn ja abgeben, meinte sie. Bemühungen, mit seiner Tante zu sprechen und einen Kompromiss auszuhandeln, sparte Detlev sich. Er fügte sich einfach.

      »Sie ist eine Hundehasserin«, schimpfte Wiebke. »Dabei kennt sie Peggy nicht.«

      Gaby schüttelte den Kopf. »So hat dich Detlev gebeten, auf den Hund zu verzichten?«

      »Ja, so war es! Ich muss mich also entscheiden, Hund oder Mann!«

      »Hat Detlev dir ein Ultimatum gestellt?«

      »Nein, das hat er nicht. Er tat so als wäre er total überrascht, dass ich deswegen solch ein Theater machen würde. Dabei weiß er, was mir Peggy bedeutet. Außerdem ist sie so ein kleiner lieber Hund. Sie bellt kaum. Du kennst sie, Gaby.«

      Gaby nickte. O ja, sie kannte Peggy. Peggy war schon eine besondere Hündin. Sie war das Geschenk eines Züchters gewesen, der einige Tage auf der Station gelegen hatte, auf der Wiebke Nachtdienst hatte. Mit Peggy war Wiebke nicht mehr so alleine, wenn Detlev mal wieder zu viele Dienste schob. Sie ging mit Peggy in die Hundeschule und fuhr mit ihr zu Ausstellungen. Peggy hatte schon als junge Hündin Preise abgeräumt. Inzwischen war sie mehrfache Weltmeisterin ihrer Klasse und hatte schon Nachwuchs bekommen.

      Peggy war sich ihrer Schönheit bewusst. Sie saß am liebs­ten in einem Sessel oder auf einem Stuhl und ließ sich bewundern. Sie legte den Kopf etwas schief und hielt ganz still, sobald sie einen Fotoapparat sah. Sie war eben ein richtiger Star.

      »Was willst du jetzt tun?«, fragte Gaby.

      Wiebke zuckte mit den Schultern. »Kann ich heute Nacht hierbleiben?«, fragte sie leise.

      »Habt ihr euch so gestritten?«

      »Ja, wir haben uns die ganze Nacht gefetzt. Gaby, wie kann er das von mir verlangen? Er sagt, er liebt mich. Pah! Was kann das für eine Liebe sein? Er weiß, wie sehr ich an Peggy hänge, und jetzt will er, dass ich sie fortgebe. Das kann keine wahre Liebe sein, oder? Er will sich doch nur Liebkind machen bei seiner Tante und seinem Onkel. Dafür soll ich Opfer bringen, ich und Peggy. Niemals habe ich auch nur angenommen, dass er so etwas von mir verlangen könnte. Er war mit Peggy immer einverstanden. Schließlich wohnen wir schon eine Weile zusammen und er weiß, dass sie sauber ist und keine Probleme macht. Sie ist der ruhigste und folgsamste Hund, den ich kenne.«

      »Mir brauchst du das nicht zu erzählen, Wiebke. Meinst du nicht, du solltest noch einmal versuchen, mit Detlev zu reden?«

      »Das ist sinnlos. Er will die Praxis seines Onkels, die er quasi auf dem Silbertablett serviert bekommt, und später wird er wohl die Villa erben. Bis dorthin tanzt er nach deren Pfeife. Die ganze Nacht hat er mir die Vorteile aufgezählt. Wir haben uns immer mehr zerstritten. Als die Sonne aufging, ging ich mit Peggy Gassi. Als ich zurückkam, schlief er schon. Ich konnte mich nicht zu ihm ins Schlafzimmer legen. Ich schlief im Wohnzimmer auf der Couch, mit Peggy. Dann war ich in der Stadt und besuchte den Züchter. Er kann Peggy nicht nehmen. Er hat alle seine Hunde gerade selbst verteilt, weil er für einige Zeit ins Ausland zu seinen Kindern geht.«

      »Da ist guter Rat teuer«, seufzte Gaby. »Was willst du jetzt machen?«

      »Ich werde mich wohl von Detlev trennen«, sagte Wiebke leise.

      »Das kann nicht dein Ernst sein? Du liebst ihn doch!«

      »Ich habe ihn geliebt. Detlev war meine große Liebe. Aber jetzt liegt alles in Scherben. Es tut so weh, Gaby, so unendlich weh.«

      »Vielleicht wird alles wieder gut?«

      Wiebke schüttelte den Kopf.

      »Kannst du Peggy nicht nehmen? Dir würde ich sie anvertrauen. Zu dir könnte ich jederzeit kommen, wenn ich Sehnsucht habe. Bei dir war Peggy schon, wenn ich mit Detlev im Urlaub war. Ich will beide, Detlev und Peggy. Vielleicht gibt seine Tante irgendwann nach? Das kann sich Detlev zwar nicht vorstellen. Aber sie kann mir nicht verbieten, dass du mich mit Peggy besuchst. Wenn sie sie erst einmal kennt, dann wird sie eines Tages vielleicht nachgeben. Eine andere Lösung habe ich nicht, Gaby. Ich weiß, dass es eine Zumutung ist. Aber es ist die einzige Eselsbrücke, die mir eingefallen ist. Es zerreißt mich innerlich, das musst du mir glauben. Am liebsten würde ich Detlev den Ring vor die Füße werfen und Adieu sagen. Aber ich liebe ihn.«

      Gaby seufzte.

      »Lasse mir einen Augenblick Zeit, Wiebke. Ich muss erst mal nachdenken. Du bist meine beste Freundin, und ich fühle mit dir. Es ist auf jeden Fall eine Gemeinheit von Detlev, von seiner Tante und seinem Onkel ebenfalls. Das sind Unmenschen, Egoisten, Tierverächter.«

      Gaby stand auf und ging im Wohnzimmer auf und ab. Sie trat hinaus auf den Balkon und schaute über die Lichter der Stadt, die man vom Hochhaus so gut sehen konnte. Gabys Herz war voller Mitleid für die Freundin. Sie kannte Wiebke gut und wusste aber auch, dass sie sehr temperamentvoll sein konnte. Sicherlich war sie nicht sehr diplomatisch vorgegangen im Streit mit Detlev. Aber es war auch ein Schock für Wiebke gewesen. Da machte ihr Detlev einen Antrag, und dann verlangte er von ihr solch ein Opfer.

      Gaby kam wieder herein.

      »Ich habe eine Idee, Wiebke. Ich habe vier Wochen Urlaub. Du lässt Peggy erst einmal bei mir.«

      Wiebke wollte etwas sagen, aber Gaby ließ sie nicht zu Wort kommen.

      »Hör mir zu, Wiebke! Meine Idee ist folgende. Ich nehme dir Peggy erst einmal ab. Du kannst sie gleich hier lassen. Hast du ihre Sachen dabei?«

      Wiebke hatte alle Hundesachen in ihrem Auto, Körbchen, Decken, Napf, Bürste, Papiere und andere Sachen.

      »Gut«, sagte Gaby leise. »Aber ich stelle eine Bedingung. Das heißt, eigentlich ist es keine Bedingung. Es ist ein Plan.«

      »Ich höre!«

      »Wiebke, du lässt Peggy bei mir. Ich nehme sie mit in Urlaub. Wie du weißt, fahre ich zu Toni auf die Berghütte. Du bist ja auch oft dort gewesen. Bello wird sich freuen, dass er eine Spielgefährtin hat. Toni, Anna und vor allem die Kinder werden sich freuen. Du sagst zu Detlev kein Wort davon, dass Peggy bei mir ist. Du hüllst dich in Schweigen. Er wollte, dass du Peggy fortgibst. So muss es ihn auch nicht kümmern, wo sie ist. Du sagst ihm, es gehe ihn nichts an. Schließlich sei Peggy dein Hund. Du redest möglich wenig mit ihm über Peggy. Lässt ihn aber deutlich spüren, wie traurig du über den Verlust bist.«

      »Das muss ich nicht einmal spielen. Dessen kannst du sicher sein, Gaby. Was ist nach deinem Urlaub?«

      »Dann sehen wir weiter. Vielleicht gibt Detlev nach, wenn er sieht, wie traurig du bist. Du kennst doch Männer. Sie können stur sein, erst einmal. Doch dann nach einer Weile geben sie nach. Sicherlich wird er haben wollen, dass du glücklich bist. Doch im Gegenzug machst du keine weiteren Kompromisse. Wiebke, ich weiß, wie sehr vernarrt du in Detlev bist, wie sehr du ihn liebst. Aber als Außenstehende sehe ich vielleicht etwas klarer. Du willst ihn heiraten.«

      »Ob ich wirklich seine Frau werde, muss ich mir noch einmal überlegen«, warf Wiebke ein. »Denn seien wir mal ehrlich, Gaby. Ich will nicht ein Anhängsel sein. Ich will wichtig in seinem Leben sein. Er tut wohl im Augenblick alles, was seine Tante und sein Onkel wollen. Ich frage mich, zu was das führt? Bestimmen die beiden über unsere Hochzeit? Legen sie fest, wie viele Kinder wir bekommen? Verstehst du? Was mich am meisten stört ist, dass er Tatsachen geschaffen hat, bevor er mit mir redete. Er sagt, er liebt mich. Hätte er nicht zuerst mit mir reden müssen?«

      »Das

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