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jetzt wieder zusammen. Ich vermute, dass die Kinder mehr über uns Große wissen und über uns reden, als wir vermuten.«

      »Wenn wir das geahnt hätten, wären wir noch geblieben oder hätten in einer Schutzhütte übernachtet«, sagte Mark leise mit einem verliebten Seitenblick zu seiner Claudia.

      Toni und Anna hatten es gehört. Sie flüsterten kurz miteinander. Dann sagte Anna: »Wir haben euch einen Vorschlag zu machen. Lasst die Monika doch einige Tage hier bei uns auf der Berghütte. Sie verträgt sich gut mit Franziska. Auch Sebastian nimmt sich ihrer an wie ein großer fürsorglicher Bruder. Dann habt ihr einige Tage für euch. Das wird euch guttun. Ihr könnt dann ungezwungener miteinander umgehen, wenn Monika nicht an deinem Rockzipfel hängt, Claudia.«

      Mark schaute Claudia an. Seine Augen signalisierten ihr seine Begeisterung.

      »Das ist eine wunderbare Idee! Gern nehme ich euer Angebot an. Aber es müssen nicht mehrere Tage sein. Bis morgen Abend, das genügt! Kann Basti Monika zur Oberländer Alm bringen, sagen wir um zwanzig Uhr?«, fragte Claudia. »Wir holen sie dann dort ab.«

      Mark brauchte einen Augenblick, es wirklich zu begreifen.

      »Claudia, das hört sich für mich an, als würdest du mich einladen, mit dir auf die Enzian Alm zu kommen?«

      Claudia gab Mark einen Kuss. Sie griff nach seinem Handgelenk und schaute auf seine Uhr.

      »Ja, das heißt es! Wenn du zustimmst, dann sollten wir uns beeilen, sonst ist die Nacht um.«

      »Toni, Anna! Wir gehen! Pfüat di!«, rief Mark begeistert, wie es nur ein verliebter Bursche vermag.

      Claudia lachte. Während Mark sie fortzog, rief sie Anna und Toni noch einmal ein Dankeschön zu für die Betreuung von Monika und einen Gutenachtgruß.

      Toni rannte den beiden hinterher.

      »Hier, nehmt die Stablampen, damit ihr sicher zur Oberländer Alm hinunterkommt.«

      Toni blieb noch einen Augenblick auf dem Geröllfeld stehen und schaute hinauf zum Gipfel des »Engelssteigs«.

      »Also, wenn ihr Engel heute Nacht aufsteigt, dann sagt droben im Himmel, dass des gut ist mit den beiden und wir uns alle mit ihnen freuen. Unsere Herzen sind voller Dankbarkeit, dass die beiden sich haben finden dürfen.«

      *

      Monika gab am nächsten Tag auf der Berghütte keine Ruhe. Sie wollte unbedingt zu ihrer Mutter und zu Mark.

      »Ich muss ihm doch sein Geschenk geben, den Rucksack!«, schmollte Monika.

      Am späten Nachmittag dachte Toni, dass er jetzt die Kleine auf die Enzian Alm bringen könnte.

      So geschah es auch.

      Als er mit Monika ankam, saßen Mark und Claudia vor der Almhütte und frühstückten. Sie sahen sehr glücklich aus. Monika rannte auf Mark zu, der sie auffing.

      »Mein kleines Madl!«, sagte er. »Willst du mich als deinen neuen Papa haben?«

      Monika warf ihrer Mutter einen Blick zu. Als diese nickte, sagte sie: »Das geht schon! Aber den Rucksack von meinen Papa, den bekommst du nicht, das hat Mama gesagt. Du musst den neuen Rucksack nehmen. Ich habe ihn für dich ausgesucht.«

      Claudia, Mark und Toni lachten. Monika riss sich von Mark los. Sie holte den Rucksack aus Tonis Geländewagen und gab ihn Mark.

      »Danke, Moni! Der ist wunderschön.«

      Mark ging vor Monika in die Hocke. Er nahm ihre Hand.

      »Monika, ich verspreche dir etwas. Wenn du größer bist, dann steige ich mit dir auf den Gipfel des ›Engelsteigs‹.«

      Monika strahlte.

      »Wann bin ich größer?«

      Mark überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »Du bist für die Gipfeltour groß genug, wenn du den Rucksack von deinem Papa Rudi schultern kannst. Jetzt holst du ihn dir und nimmst ihn mit in deine Kammer.«

      Monika rannte davon. Claudia streichelte zärtlich Marks Wange. Ihre Augen waren voller Wärme und Zuneigung.

      »Das hast du wunderbar gemacht, Mark. Du wirst ein sehr guter Vater«, und leise fügte sie hinzu. »Rudi wäre froh gewesen, dich zum Freund zu bekommen. Ich bin sicher, dass er vom Himmel herabschaut und sich an unserem Glück freut.«

      Mark sah Claudia in die Augen und drückte ihre Hand. Er wusste, dass Claudia Frieden mit ihrem Schicksal gemacht hatte.

      Toni verabschiedete sich und fuhr zurück. Er wollte noch kurz bei seinen Eltern vorbeifahren.

      Auf dem Weg dorthin sah er Gina am Marktplatz stehen. Er hielt an.

      »Grüß Gott, Gina!

      »Grüß Gott, Toni! Schön, dass wir uns treffen. Dann muss ich dich net anrufen. Ich habe Violetta-Tosca Bertani gefunden. Sie hat geheiratet. Sie lebt in Amerika und hat eine Praxis für Tiere mit Verhaltensstörungen. Praktisch könnte man sie als Tierflüsterin bezeichnen.«

      »Kennt sie jemand, den sie uns empfehlen kann?«

      »Nein, aber sie kommt. Sie besucht demnächst ihre Eltern, die mit ihrem Zirkus in München gastieren. Sie kommt schon bald und wird uns helfen. Es reizt sie, mit den Kühen zu arbeiten.«

      »Mei, das ist ja fantastisch! Gina, das hast du gut gemacht. Ein herzliches Vergelt’s Gott. Was sagt der Fellbacher dazu?«

      »Der freut sich. Vor allem, weil Gina kein Honorar verlangt, nur ein echtes Dirndl. Damit kann sie in Amerika angeben, sagt sie.«

      »Des ist doch ein Wort.«

      Toni freute sich. Gina zog ihre Stirn in Falten.

      »Allerdings gibt es jetzt neue Schwierigkeiten.«

      »Welche? Red schon, Gina!«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Toni, das kann ich nicht. Du musst selbst mit dem Bürgermeister reden. Er ist noch im Rathaus.«

      Toni warf Gina einen Gruß zu, wendete und fuhr die wenigen Meter zurück zum Marktplatz. Bürgermeister Fellbacher stand am offenen Fenster. Als er Toni anhalten sah, rief er ihn herbei.

      »Was gibt es, Fellbacher? Ich habe gerade die Gina getroffen. Sie hat eine Andeutung gemacht, es gäbe Schwierigkeiten. Ich dachte, jetzt, da wir eine Tiertrainerin haben, sei alles in Ordnung.«

      »Nix ist in Ordnung, Toni! Rein gar nichts ist in Ordnung! Da will uns mal wieder jemand den Ruhm nicht gönnen. Hier, lies selbst!«

      Bürgermeister Fellbacher gab Toni ein amtliches Schreiben der übergeordneten Behörde in Kirchwalden zu lesen.

      »Fellbacher, diese Amtssprache verstehe ich net. Kannst mir das mal übersetzen?«

      »Gern!«

      Bürgermeister Fellbacher erklärte es Toni. Dabei verwendete er zur Ausschmückung seines Kommentars jeden Fluch, der ihm einfiel.

      »So ist des also, Fellbacher! Kurz gesagt, der Gemeinde Waldkogel wird im Interesse des Tierschutzes und der allgemeinen Sicherheit untersagt, die schöne Tradition des Kuhritts durchzuführen«, sagte Toni. »Sind die alle deppert?«

      »Genau! Du siehst doch, Toni, sie haben alle Paragraphen draufgeschrieben, dahinter verschanzen sie sich. Aber des ist die pure Böswilligkeit! Mei, ich sehe ja ein, dass ich dem Sachbearbeiter keinen Vorwurf machen kann. Der musste nur ausführen, was ihm gesagt wurde von oben. Toni, mein Gefühl sagt mir, dass da jemand querschießt. Wir beide wissen, wer das sein könnte. Wenn ich den Ruppert Schwarzer in die Finger bekomme, dann binde ich ihn verkehrt herum auf einen Ochsen und treibe ihn durchs Dorf, diesen …, diesen …« Fellbacher rang nach Atem, so regte er sich auf.

      Fellbacher erklärte, dass sie sich im Gemeinderat auf den Termin geeinigt hatten. Veranstaltungen, die von einer Gemeinde durchgeführt werden, müssen gemeldet werden, wegen der Versicherungsdeckung, falls etwas geschehen sollte.

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