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Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman. Sissi Merz
Читать онлайн.Название Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740972387
Автор произведения Sissi Merz
Жанр Языкознание
Серия Dr. Brinkmeier Staffel
Издательство Bookwire
»Ja, ich… weiß das jetzt natürlich. Aber zuerst habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Es war mir, ehrlich gesagt, egal. Ich wollte nur dem Herrn Neumann schaden. Weiter habe ich nicht gedacht.«
Die Ordensschwester seufzte leise, dann entschied sie: »Wir gehen jetzt zu Direktor Binder. Er muss die weiteren Schritte einleiten.«
»Werde ich von der Schule gewiesen?«, fragte Peggy bekümmert.
»Das kann ich dir nicht sagen, es liegt am Schulleiter, wie er die Sache beurteilt. Aber du kannst einmal davon ausgehen, dass deine Eltern informiert werden. Und nun komm.«
»Ich rede mit Herrn Neumann, er ist im Spital«, ließ Max die Mutter Oberin noch wissen. »Vermutlich kann er ja nun wieder seinen Unterricht aufnehmen, nicht wahr?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch etwas dagegen spricht«, erwiderte sie und drückte dem jungen Landarzt zum Abschied herzlich die Hand. »Danke für Ihre Hilfe.«
»Nicht der Rede wert«, wehrte der ab. »Ich wünschte nur, wir hätten früher etwas tun können. Bevor es zu diesem Drama gekommen ist.«
*
Tina Brinkmeier bedachte die Magd Lissy mit einem strengen Blick. »Wennst noch lange aus dem Fenster starrst, ist das Gemüse völlig verkocht. Angekocht riecht’s schon.« Sie schob die Magd beiseite und kümmerte sich selbst ums Mittagessen.
Lissy wurde rot und bat: »Sei mir net bös’, Bäuerin, ich hab’ nur über was nachdenken müssen. Soll nimmer vorkommen.«
Tina konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Das wollen wir doch net hoffen, dass du in Zukunft dein Hirnkasterl nimmer benutzt. Aber im Ernst; was hast denn auf dem Herzen? Bist schon den ganzen Tag so abwesend. Ist es wegen unserem Logiergast?«
»Ja, schon.« Die Magd senkte verlegen den Blick. »Gestern hat er mir erzählt, dass er sich an verschiedene Sachen erinnern kann. Er versucht sich ein Bild zu machen, aber es passt noch net alles beisammen. Und ich hab’ ein bissel Angst davor, wenn es soweit ist. Ich mein’, wenn er wieder weiß, wer er ist, und dass er vielleicht Familie hat…«
Die Bäuerin nickte verständnisvoll. »Ich hab’ schon gespannt, dass du unseren Logiergast gern hast. Und ich verrate dir gewiss kein Geheimnis, wenn ich dir sag’, dass er dich auch mag.«
»Meinst, Bäuerin? Ja, vielleicht so ein bissel wie einen Ferienflirt. Aber bald wird er fort sein, und dann…« Sie biss sich auf die Lippen, in diesem Moment betrat der Bauer die Küche und bat: »Komm einmal mit, Tina, unser Gast hat uns was zu erzählen. Ich glaube, du wirst staunen und Augen machen.«
Sie nickte Lissy zu, zum Zeichen, dass diese sie begleiten sollte, und folgte ihrem Mann dann in die gute Stube.
»Frau Brinkmeier, sie werden es net glauben, aber ich weiß jetzt wieder Bescheid über mich!«, rief der Logiergast höchst erfreut aus. »Es ist passiert, als ich die Morgenzeitung gelesen hab’. Da steht ein Artikel über das Gymnasium in Berchtesgaden drin. Und als ich mir das Foto angeschaut hab’, da ist es mir alles eingefallen. Das sind nämlich meine Schüler!« Er deutete auf die Zeitung. »Ich bin Lehrer für Deutsch und Sport, und mein Name ist Stefan Wilsinger!«
Tina musste unwillkürlich lächeln. »Ich freu’ mich sehr für Sie, Herr Wilsinger. Und ich freu’ mich auch, dass wir Sie jetzt mit Ihrem Namen anreden können.«
»Das ist aber noch net alles«, wandte Lukas ein.
»Mir ist auch wieder eingefallen, was in den Bergen geschehen ist. Wissen Sie, ich mache an den Wochenenden im Sommer gerne Bergtouren in der Umgebung. Diesmal hatte ich Pech mit dem Wetter. Es wurde empfindlich kühl auf der Höhe und neblig. Ich habe deshalb beschlossen, eine Abkürzung zu nehmen und ins Tal abzusteigen. Auf dem schmalen Weg ist mir dieser finster aussehende Kerl begegnet. Ich konnte ihm net ausweichen, und er hat mich gleich mit einer Waffe bedroht. Dass es einer der Bankräuber war, ist mir erst jetzt aufgegangen. Er hat versucht, mich zu beseitigen. Wahrscheinlich dachte er, ich wäre ihm auf der Spur. Ich habe mich nach Kräften gewehrt, aber dann hat er mir eins über den Schädel gegeben. Die Waffe konnte ich ihm vorher abnehmen, dann bin ich abgestürzt.«
»Mei, wie furchtbar!« Lissy biss sich auf die Lippen, während der Bauer logisch entschied: »Sie müssen das alles der Polizei erzählen, Herr Wilsinger. Und der Max will Sie gewiss noch einmal untersuchen. Kommen Sie, ich bring’ Sie zum Doktorhaus.«
»Machen Sie sich nur keine Umstände, Herr Brinkmeier. Ich finde mich schon zurecht«, wehrte der aber ab.
»Die Lissy kann Sie begleiten«, schlug Tina vor, womit Stefan gleich einverstanden war. Er fühlte sich wunderbar, war sehr glücklich darüber, endlich sein Gedächtnis wiedergefunden zu haben. Doch ihm blieb nicht verborgen, dass seine Begleiterin einsilbig und bekümmerte wirkte.
»Was hast denn, Lissy? Freust dich net ein bissel darüber, dass du mich jetzt beim Namen nennen kannst?«, fragte er sie.
»Freilich, Herr Wilsinger, das ist sehr schön. Und ich freue mich natürlich für Sie. Schließlich haben Sie viel mitmachen müssen, net wahr?«
»Sag halt Stefan zu mir«, bat er sie freundlich und nahm ihre Hand. »Du hast mir so wunderbar beigestanden in den vergangenen Wochen, das werde ich dir nie vergessen. Es ist was Besonderes, wenn es einem schlecht geht und man Menschen findet, die einem so selbstlos und spontan helfen.«
»So sind die Leut’ hier halt. Sie können uns ja in guter Erinnerung behalten«, murmelte Lissy und hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken, die schon wieder fließen wollten. »Da vorne ist das Doktorhaus. Und der Anderl Stumpf wohnt gleich ums Eck. Ich muss jetzt zurück an meine Arbeit.« Sie wollte auf und davon, doch der junge Mann ließ sie nicht so einfach gehen.
»Warte einmal, Lissy«, bat er. »Ich möchte jetzt doch wissen, was mit dir los ist. Die ganze Zeit haben wir zwei uns so gut verstanden. Und mit einem Mal bist ganz verändert. Was hast nur auf dem Herzen? Magst es mir net verraten?«
»Ist doch ganz wurscht«, murmelte sie bedrückt. »Sie werden uns eh bald verlassen. Und dann vergessen Sie mich ganz schnell!« Damit machte sie sich von ihm los und rannte davon. Stefan Wilsinger schaute ihr verblüfft hinterher, doch es dauerte nicht lange, dann stahl sich ein wissendes Lächeln auf seine markante Miene. Fröhlich vor sich hin pfeifend betrat er das Doktorhaus…
Max Brinkmeier hielt sich noch in Berchtesgaden auf, als Stefan die Praxis betrat. Er musste eine Weile warten, doch das machte ihm nichts aus. Der junge Landarzt hatte Christian Neumann und seiner Frau die gute Neuigkeit gleich überbringen wollen. Und er konnte erleichtert feststellen, dass es Sabine Neumann nicht so schlecht ging, wie er befürchtet hatte. Nachdem er den jungen Lehrer hatte wissen lassen, dass der hässliche Verdacht gegen ihn ausgeräumt und die ganze Lügengeschichte wie eine Seifenblase geplatzt war, bat er Christian, kurz allein mit dessen Frau sprechen zu dürfen. Und der war einverstanden.
»Wie fühlen Sie sich, Frau Neumann? Was geschehen ist, war sehr schlimm. Für Ihren Mann, aber auch für Sie. Denken Sie, es wird nötig sein, wieder in Therapie zu gehen?«
»Ich glaube nicht. Es stimmt, was Sie sagen, Herr Doktor. Diese Geschichte war wie ein Alptraum für mich. Ich konnte es zuerst nicht glauben, dann hatte ich furchtbare Angst, dass doch etwas dran sein könnte. Dafür schäme ich mich jetzt, und ich würde es Christian gegenüber am liebsten niemals erwähnen…«
»Aber Sie wollen es trotzdem tun?«
Sie nickte tapfer. »Er muss wissen, dass ich unsicher geworden bin. Wir wollen immer ganz ehrlich zueinander sein, das hat mir bisher sehr geholfen.«
»Aber könnte es in diesem Fall nicht eher schaden?«
Die junge Frau wirkte unschlüssig. »Möglich ist es schon. Ich glaube aber, dass Chris es verstehen wird. Es lag an meiner