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Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman. Sissi Merz
Читать онлайн.Название Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740972387
Автор произведения Sissi Merz
Жанр Языкознание
Серия Dr. Brinkmeier Staffel
Издательство Bookwire
Nachdem die Geschwister den Raum verlassen hatten, mahnte Maria ihren Mann: »Sei doch net so unfreundlich zu den Kindern, hast sie schon wieder vor den Kopf gestoßen. Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht. Und dir fällt nix besseres ein, als zu granteln.«
»Lieg du einmal da mit solchem Zeug im Herzen und laß dir allerweil Vorschriften machen, dann kriegst auch den Verleider«, brummte der Kranke. »Und daheim geht alles drunter und drüber weil der Bauer fehlt. Mei, oh, mei, das ist alles nur die Schuld von der Valerie. Das Madel hat mich dermaßen gereizt…«
»Jetzt machst aber einen Punkt, Valentin Eggerer«, forderte Maria da ärgerlich. »Die Valerie hat nix gemacht, sie will nur den Burschen heiraten, den sie liebhat. Und es gab net den geringsten Grund für dich, dermaßen aufzufahren.«
»Red keinen Schmarrn, ich hab’ jeden Grund, mich aufzuregen. Sie will mir einen Knecht als Bauern verkaufen, aber das kommt nicht in Frage. Aus den beiden wird nix!«
»Wennst net endlich vernünftig wirst und nachgibst, verlierst deine Tochter und deinen Großknecht. An den Gedanken solltest dich besser schon mal gewöhnen. Die Valerie wird net auf ihr Lebensglück verzichten, bloß weil du allerweil deinen Willen durchsetzen mußt. Wennst das willst, bitte. Aber ich warne dich, Valentin, das werde ich dir fei net verzeihen.«
Der Bauer bekam schmale Augen. »Sag einmal, wie redest denn du überhaupt mit mir? Meinst, bloß weil ich im Spital liege, kannst mich wie einen Hans Wurst behandeln?«
»Ich rede so mit dir, wie ich es längst hätte tun sollen, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Wir haben uns viel zu lange von dir unterdrücken lassen. Die Kinder sind erwachsen, die haben ihren eigenen Willen, ihre Pläne. Wennst heimkommst, dann solltest versuchen, sie auch so zu behandeln. Auf Dauer kann es nämlich anders nimmer funktionieren.«
»Und was stellst dir vor? Soll ich mich vielleicht von einem Knechterl regieren lassen?« spöttelte er bissig.
»Der Thomas ist schon lange der Bauer auf unserem Hof, er macht die meiste Arbeit, hat aber nix zu sagen. Ich finde, das sollte sich ändern. Und was den Toni angeht, ich glaube net, daß der was an seiner Stellung auszusetzen hat. Er hat die Valerie lieb und es net verdient, wie ein Heiratsschwindler oder Hochstapler behandelt zu werden.«
»Du nimmst dir ganz schön was raus, Maria. Sei froh, daß ich net so kann wie ich will. Aber das wird sich wieder ändern. Und hernach mußt net glauben, daß ich mir alles von euch gefallen lasse; im Gegenteil.« Er hob die Stimme und polterte: »Wenn ich wieder gesund bin, ziehe ich andere Seiten auf. Ihr werdet noch zu spüren kriegen, daß ich net zum alten Eisen gehöre!«
*
Josef Brinkmeier freute sich von Herzen, als sein Sohn Max heimkehrte. Der junge Landarzt wirkte erholt und ausgeglichen und fast wieder so wie in alten Zeiten. Sein Vater stellte es erleichtert fest. Die Hauserin Afra kochte zur Feier des Tages ein besonders feines Mahl, und Josef packte die Gelegenheit beim Schopfe und lud neben Tina und Lukas auch Anna Stadler zu diesem Essen ein. So saß eine fröhliche Runde am Tisch, Max berichtete von seinen Tagen in Wimbach und ließ auch die Geschichte von despotischen Bauern nicht aus.
»Der Max hat dem Eggerer das Leben gerettet«, erklärte Anna überzeugt. »Er hat hochkonzentriert gearbeitet, es war eine Freude, ihm dabei zuzusehen.«
»Du hast aber net nur zugesehen, sondern auch geholfen«, warf der Mediziner ein. »Und dabei hast dich net eben ungeschickt angestellt, wenn wir schon dabei sind, uns gegenseitig zu loben.«
»Du bist zu bescheiden, Max«, stellte Tina fest. »Du hast wirklich was auf dem Kasten als Mediziner, das hast schon öfter als nur einmal bewiesen. Und wenn man was kann, dann sollte man es sich auch ab und an mal gefallen lassen, daß die anderen einen loben. Das ist doch nix Schlimmes.«
Dr. Brinkmeier wiegte leicht den Kopf, sagte aber nichts. Er mochte es einfach nicht, gelobt zu werden. Wenn er mit seiner Arbeit das gewünschte Ziel erreichte, war er bereits zufrieden.
»Auf alle Fälle war deine kleine Reise ein voller Erfolg«, stellte Lukas nun zufrieden fest. »Es geht dir wieder gut. Und der Vater wird sich gewiß freuen, daß du ihn entlasten kannst.«
Josef nickte. »Ich gebe es net gerne zu, aber ein bissel hab’ ich schon meinen Lehnstuhl vermißt. Zum Glück war die Sprechstunde net so voll wie sonst. Die Erntezeit hat begonnen. Da gehen die Leut’ nur im äußersten Notfall zum Doktor.«
»Ich dank’ dir, Vater, daß du eingesprungen bist.« Max blickte in die Runde. »Zur Feier des Tages trinken wir noch ein Glasel Wein zusammen, einverstanden? Ich bin doch froh, wieder daheim zu sein, das könnt ihr mir glauben.«
»Und wir sind ebenfalls froh.« Lukas lächelte seinem Bruder zu. »Weißt schon, was ich meine, gelt?«
In diesem Moment wurde drunten am Klingelstrang gezogen. Max beschloß: »Ich schaue rasch nach, wer es ist, muß sowieso wegen dem Wein in den Keller.«
Vor der Haustür stand allerdings jemand, mit dessen Besuch der junge Landarzt nicht gerechnet hatte. Es waren Valerie Eggerer und ihr Freund Toni, der einen großen Präsentkorb bei sich trug. Die Hoftochter wirkte ein wenig verlegen, als sie erklärte: »Wir wollten Sie net stören, Max, aber wir waren im Spital und haben auf dem Rückweg einen kurzen Stop eingelegt. Die Mama schickt Ihnen das. Sie hat sich doch bedanken wollen, und wo Sie net länger geblieben sind… Hoffentlich mögen Sie Hausgeschlachtetes.«
Max nahm Toni den Korb ab und bedankte sich herzlich. Dann überredete er das junge Paar, noch auf ein Glas Wein zu bleiben. Anna freute sich besonders, das nette Madel wiederzusehen, gleich fingen die beiden ein Gespräch an. Der junge Landarzt wollte aber auch gerne wissen, wie es ihrem Vater ging. Da wurde Valerie auf einen Schlag ernst.
»Mei, ich fürchte, er hat sich überhaupt net geändert«, berichtete sie mit leiser Stimme. »Die Mama hat im Spital offen mit ihm geredet, sie wollte ihm klar machen, daß er sich jetzt schonen muß und den Jungen das Ruder überlassen. Aber davon hat er nix wissen wollen.«
»Aber deinem Vater muß doch klar sein, daß er in Zukunft nimmer so arbeiten kann wie bisher. Das haben ihm die Kollegen im Spital ganz sicher gesagt.«
»Schon, aber er hält sich net daran. Wissen Sie noch, wie ich Sie gebeten habe, mal mit dem Vater zu reden, weil er sich net hat untersuchen lassen? Da habe ich Ihnen gesagt, daß er alle Ärzte für Scharlatane hält. Und auch daran hat sich wohl nix geändert. Der Vater läßt sich einfach nichts sagen.«
»Das ist allerdings arg«, urteilte Josef Brinkmeier. »Aber ich würde mir an Ihrer Stelle net zu viele Gedanken machen, Valerie. Auch wenn Ihr Vater ein Sturschädel ist, der nie im Leben eine Einsicht hat; sobald er wieder auf dem Hof arbeiten will, wird er merken, daß sein Körper die Grenzen setzt.«
»Findest das net ein bissel riskant, Vater?« Max wirkte unzufrieden. »Das ist sozusagen die Holzhammermethode. Und die kann den Eggerer schneller wieder ins Spital bringen, als er das für möglich hält.«
Brinkmeier senior hob leicht die Schultern. »Es gibt da ein altes Sprichwort, das meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf trifft: Wer net hören will, muß fühlen. Manchmal ist eine solch schmerzliche Erfahrung mehr wert als alle gutgemeinten Ratschläge zusammen.« Er wandte sich an Toni. »Sie müssen nur darauf achten, daß der Bauer sich net gleich wieder übernimmt. Ein zweiter Infarkt könnte böse ausgehen…«
Die Worte von Max’ Vater gingen Valerie nicht aus dem Kopf. Und als sie ihren Vater am nächsten Tag wieder im Spital besuchte, faßte sie sich ein Herz und bat ihn: »Sei vernünftig, Vater, bitte, und hör auf das, was die Ärzte dir raten. Willst mir das versprechen? Ich bitt’ dich von Herzen!«
Valentin war an diesem Tag etwas zugänglicher als sonst, er gab nun zu: »Der Doktor sagt, ich darf vielleicht schon bald heim. Aber ich muß so eine Reha machen, damit mein Zustand sich weiter verbessert. Und in der Zeit kann ich eh nix tun auf dem Hof. Ja, mei, ich gehöre jetzt wohl zum alten Eisen, bin zu nix nutze, mit net einmal sechzig Jahren, das ist bitter.«
»Aber,